Orlando FBI prüft IS-Verbindung des Täters

Nach dem Blutbad von Orlando herrscht weit über die Grenzen der USA hinaus Entsetzen. War der Täter ein radikaler Islamist oder von Schwulenhass getrieben? Präsident Obama verurteilt die Tat als "Akt des Terrors".

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Nach dem verheerenden Massaker in einem Schwulenclub in Orlando mehren sich Hinweise auf ein extremistisches Motiv. Quelle: dpa

Nach dem verheerenden Massaker in einem Schwulenclub in Orlando mehren sich Hinweise auf ein extremistisches Motiv. Kurz vor der Tat habe der Angreifer den Polizeinotruf gewählt und sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat berufen, sagte ein FBI-Sprecher. Die Behörden prüften noch, um es sich um einen Terrorakt handele. Der Vater des mutmaßlichen Schützen schloss Hass auf Homosexuelle als Tatmotiv nicht aus, dessen Ex-Frau beschrieb ihn als psychisch krank.

Das mit mindestens 50 Toten schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren Geschichte der USA löste weltweit Entsetzen aus. In Paris und etlichen US-Städten gab es eine spontane Gedenkwache für die Opfer.

Ein als Omar M. identifizierter Mann hatte nach Behördenangaben am Sonntag gegen 2.00 Uhr mit einem Sturmgewehr und einer Pistole den gut besuchten Schwulenclub Pulse gestürmt. Er erschoss demnach 50 Menschen. Zudem habe er einen „verdächtigen Gegenstand“ dabei gehabt, sagte Polizeichef John Mina. Zwischenzeitlich nahm der Schütze Geiseln.

In einem Nachtclub in Orlando hat ein Bewaffneter zahlreiche Menschen getötet. Quelle: AP

Gegen 5.00 Uhr griff die Polizei zu, um die Geiseln zu befreien. Laut Bürgermeister Buddy Dyer wurden 53 weitere Menschen durch den Schützen verletzt. Viele von ihnen seien in kritischem Zustand, sagte ein Arzt am Orlando Regional Medical Center. „Ich glaube, dass die Opferzahl steigen wird.“

Zeugen zufolge ging der Schütze im Nachtclub äußerst kaltblütig vor. „Haben Sie jemals gesehen, wie die Marine-Typen große Waffen tragen, von links nach rechts schießen? Genauso hat er auf Leute gefeuert“, berichtete Jon Alamo, der im Pulse war.

In dem Telefonat mit der Polizeizentrale, das der mutmaßliche Schütze M. vom Club aus führte, schwor er IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Terrormiliz hat bisher nicht die Verantwortung übernommen. Gleichwohl meldete das IS-nahe Medium Aamak unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle, die Attacke sei von einem IS-Kämpfer ausgeführt worden.

Bei der US-Bundespolizei war M. kein Unbekannter. 2013 hatte er erstmals wegen aufhetzerischer Aussagen im Visier des FBI gestanden, wie Agent Ronald Hopper sagte. Im Jahr darauf hätten Beamte mögliche Verbindungen von M. zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter in Syrien geprüft. Der Kontakt sei nicht als Bedrohung eingestuft worden, sagte Hopper. Auch die Ermittlungen im ersten Fall wurden eingestellt. Auf die Frage zu Verbindungen zum radikalislamischen Terrorismus antwortete Hopper, die Behörden gingen davon aus, dass der Verdächtige entsprechende Neigungen gehabt habe.

Die Sängerin Christina Grimmie wurde am Freitag erschossen. Quelle: AP

Der Vater des mutmaßlichen Angreifers deutete an, dass sein Sohn von Schwulenhass getrieben gewesen sein könnte. M. sei vor zwei Monaten wütend geworden, als er gesehen habe, dass sich zwei Männer geküsst hätten, sagte Vater Mir Seddique dem Sender MSNBC. Seine Familie entschuldige sich für den Vorfall. „Wir stehen unter Schock wie das ganze Land auch.“ M. war seit September 2007 als Sicherheitsmann für die Firma G4S tätig gewesen, seit mindestens 2011 verfügte er zudem über eine Waffenlizenz. Seiner Ex-Frau Sitora Yusifiy zufolge war M. psychisch krank. Zudem berichtete sie von Übergriffen ihres Ex-Mannes.

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat als „Akt des Terrors“ und „Akt des Hasses“. Er verwies erneut darauf, wie leicht es für Angreifer sei, sich in den USA eine Waffe zu besorgen, um Unschuldige in Schulen, Kirchen und Kinos zu töten. Papst Franziskus sprach von einer Tat, die von „mörderischer Torheit und sinnlosem Hass“ zeuge.

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