Ost-Aleppo Nach der Evakuierung wartet die Kälte

Die Evakuierung der letzten Rebellengebiete Aleppos geht weiter. Die Menschen werden ins Umland der lange umkämpften Stadt gebracht. Dort warten auf sie Notunterkünfte und eisige Wintertemperaturen.

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Etwa 25.000 Menschen sollen die letzten Rebellengebiete mittlerweile verlassen haben. Quelle: AFP

Aleppo Seit Beginn der Evakuierung haben nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) etwa 25 000 Menschen die letzten Rebellengebiete der nordsyrischen Stadt Aleppo verlassen. Alleine seit der Wiederaufnahme der Transporte am Sonntag seien 15.000 Menschen in das Umland Aleppos gebracht worden, sagte IKRK-Sprecherin Ingy Sedky am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Hilfsorganisationen warnen, dass die Winterkälte eine große Gefahr für die Vertriebenen ist.

Die Evakuierung Ost-Aleppos hatte am vergangenen Donnerstag begonnen, wurde dann aber nach dem Ausbruch neuer Gewalt für einige Tage unterbrochen und am Sonntag wieder aufgenommen. Die Evakuierung Ost-Aleppos gehe auch am Dienstag weiter, erklärte die IKRK-Sprecherin weiter. Unklar ist, wann sie abgeschlossen sein wird.

Die Vertriebenen kommen in anderen von Rebellen kontrollierten Gebieten in den Provinzen Aleppo und Idlib unter. Das größte Problem bei der Versorgung sei die Unterkunft, erklärte Mohammed Katub von der Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS), die in Syrien medizinische Einrichtungen unterstützt. Die Vertriebenen kämen in Zelten, Moscheen und Schulen unter. Es sei schwierig, sie dort mit Wasser und Heizungen zu versorgen.

Viele Menschen müssten zudem wegen Unterkühlung behandelt werden, nachdem sie lange auf den Transport gewartet hätten, sagte Katub weiter. Ein bereits kranker Mann sei gestorben, weil er rund zwölf Stunden habe ausharren müssen. Fälle von Unterernährung seien bislang nicht berichtet worden. Weil Ost-Aleppo seit Monaten von Syriens Regime belagert wird, herrscht dort laut Hilfsorganisationen ein akuter Mangel an Trinkwasser und Nahrungsmitteln.

Aus syrischen Armeekreisen hieß es, es sei damit zu rechnen, dass die letzten Kämpfer Ost-Aleppo in den den nächsten Stunden verließen. Die Armee bereite sich darauf vor, danach in die Viertel einzurücken.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab eine niedrigere Zahl der Menschen an, die Aleppos Rebellengebiet bislang verlassen haben. Demnach wurden rund 16 000 Menschen ins von Rebellen kontrollierte Umland südwestlich der Stadt gebracht. 2000 bis 3000 Menschen warteten noch auf den Transport, darunter auch Kämpfer.

Im Gegenzug für die Evakuierung der lange blockierten Viertel Ost-Aleppos dürfen auch Menschen die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens verlassen. Damit wird eine Forderung der vom Iran finanzierten Schiiten-Milizen erfüllt, die die Armee unterstützen. In Fua und Kafraja wohnen vor allem Schiiten.

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