Panama Papers Panama kämpft um seinen internationalen Ruf

Der Ruf des kleinen Landes ist nach den Enthüllungen der "Panama Papers" ruiniert. Jetzt geht die Regierung von Panama in die Offensive und setzt auf Diplomatie und Offenheit.

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Mit Diplomatie und Offenheit will der Präsident von Panama, Juan Carlos Varela Vertrauen zurückgewinnen. Quelle: dpa

Die Regierung Panamas kämpft nach der Enthüllung Tausender möglicher Scheinfirmen um den internationalen Ruf des Landes. Präsident Juan Carlos Varela kündigte nach einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen Francois Hollande eine diplomatische Offensive an. Der Mitbegründer der nach eigenen Angaben aus dem Ausland gehackten Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, Ramon Fonseca, beteuerte am Samstag, nur legale und international übliche Geschäfte betrieben zu haben. In El Salvador ließen die Behörden eine Niederlassung der Kanzlei durchsuchen. In Island überstand die wegen der "Panama Papers" angeschlagene Regierung ein Misstrauensvotum, nachdem Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson ersetzt worden war.

Die "Süddeutsche Zeitung" und ein internationales Recherche-Netzwerk berichten seit einer Woche über Hunderttausende Firmen, die Mossack Fonseca für wohlhabende Kunden auf der ganzen Welt in Steueroasen gegründet hat. Darunter sollen fast 130 Politiker sowie zwölf ehemalige und amtierende Staatschefs sein. Frankreich hat angekündigt, Panama erneut auf seine schwarze Liste von Steueroasen zu setzen. Zudem steht das Land auf der entsprechenden Liste der Industrieländerorganisation OECD.

Die panamaische Regierung hatte Frankreich zunächst mit Gegenreaktionen gedroht. Am Freitagabend sagte Präsident Varela zwar, der Schritt der französischen Regierung sei "falsch und unnötig": "Aber zuerst setzen wir auf Diplomatie, Dialog und Kooperation." Der Finanzminister Panamas werde kommende Woche nach Paris reisen. Dort ist auch der Hauptsitz der OECD. Zuvor hatte Hollande Varela aufgefordert, mit den französischen Ermittlungsbehörden zu kooperieren. Dem französischen Finanzministerium zufolge verweigert Panama bisher weiter die Herausgabe von Informationen wie die Hintermänner von Konten.

Das müssen Sie zu den Panama Leaks wissen

In einer Serie von Interviews bemüht sich auch die Kanzlei Mossack Fonseca seit einigen Tagen um ihren Ruf. "Wir machen nichts anderes als Tausende Anwälte rund um die Welt", sagte Fonseca der "Bild-Zeitung": "Wir gründen Firmen und Treuhandfonds. Das sind völlig legale Geschäfte. Und normale in einer Welt, in der niemand mehr Geschäfte unter dem eigenen Namen betreiben möchte." Die Bücher der Kanzlei seien offen: "Wir haben in 40 Jahren 250.000 Firmen gegründet." Diese Firmen würden für diverse Zwecke verwendet, "in 99,99 Prozent der Fälle für gute". Wenn jemand mit der gegründeten Firma etwas Krummes machen sollte, liege die Verantwortung nicht bei seiner Kanzlei.

Die Köpfe der Panama-Connection
Emma WatsonIn der Vergangenheit glänzte die britische Schauspielerin Emma Watson in den Harry-Potter-Filmen als charmante und äußerst begabte Hermine Granger. Nun taucht der Name der britischen Schauspielerin in Verbindung mit den „Panama Papers“ auf. Medienberichten zufolge soll sie eine Wohnung über eine Briefkastenfirma gekauft haben. Ihr Sprecher bestätigte gegenüber „The Spectator“, dass Watson eine im Datensatz erwähnte Firma gegründet habe – dabei gehe es allerdings um den Schutz der Privatsphäre, da britische Firmen die Namen ihrer Teilhaber und Anteilseigner veröffentlichen müssten. Finanzielle Vorteile habe sie dadurch nicht gehabt, so der Sprecher. Quelle: AP
Malcolm Turnbull Nach der Veröffentlichung der Rohdaten der „Panama Papers“ werden Vorwürfe gegen Malcolm Turnbull laut. Der amtierende australische Ministerpräsident soll früher Direktor einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln gewesen sein, heißt es in den Unterlagen. Turnbull und sein Sprecher wiesen die Vorwürfe zurück – beim bereits bekannten Vorgang seien keine „Unregelmäßigkeiten“ aufgetreten. Quelle: dpa
Sigmundur David GunnlaugssonEr ist der erste, der nach den Enthüllungen der Panama Papers zurück getreten ist. Der isländische Premierminister Sigmundur David Gunnlaugsson soll bis Ende 2009 zusammen mit seiner heutigen Ehefrau eine Briefkastenfirma besessen haben, in der unter anderem Anleihen wichtiger isländischer Banken deponiert waren. Gunnlaugsson hatte vor seinem Rücktritt den Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson um Erlaubnis gebeten, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszurufen. Grímsson wollte die Erlaubnis aber zunächst nicht erteilen, sondern erst mit der Unabhängigkeitspartei sprechen, Gunnlaugssons Regierungspartner. Zuvor hatten Tausende Isländer gegen Gunnlaugsson protestiert. Die Unterlagen sollen Informationen über eine Offshore-Firma auf den Britischen Jungferninseln enthalten, die Gunnlaugssons Frau gehört. Der Politiker wies die Vorwürfe zurück. Quelle: REUTERS
Mauricio MacriDer frisch gewählte argentinische Ministerpräsident ist der Hoffnungsträger des wirtschaftlich angeschlagenen Landes. Doch die Mossack-Dokumente könnten für Mauricio Macri nun zum Stolperstein werden. Eine Stellungnahme hat Macri zu den Vorwürfen nicht abgegeben. Lediglich sein Sprecher Ivan Pavlovsky hat den Vorwürfe widersprochen. Der Präsident hätte an der betrügerischen Offshore-Firma keinen Anteil gehabt. Die Firma verfolge Interessen in Brasilien und hätte eine Verbindung zu den Familiengeschäften. Deshalb sei Macri auch der Direktor der Firma. Schwer vorstellbar, dass Macri als Direktor keine Ahnung über die Machenschaften der Offshore-Firma gehabt habe. Quelle: AP
Petro PoroschenkoSollten die Vorwürfe stimmen, dürfte es auch für Ukraines Ministerpräsident Petro Poroschenko unangenehm werden. Eigentlich wollte sich der Oligarch von seinem Schokoimperium trennen, nachdem er zum Präsidenten des vom Krieg mit Russland zerrütteten Landes geworden ist. Doch die Mossack-Dokumente zeichnen nun ein anderes Bild. Während in der Ostukraine seine Soldaten starben, gründete er laut der „Süddeutschen Zeitung“ in Panama die Briefkastenfirma „Prime Asset Partners Limited“, in die die zyprischen und ukrainischen Firmen von Poroshenkos Roshen-Gruppe überführt wurden. Die Gründung der Briefkastenfirma wurde nicht öffentlich gemacht. Quelle: REUTERS
Bjarni BenediktssonNicht nur der Ministerpräsident Islands ist in die Briefkastenaktivitäten verwickelt. Auch der isländischen Finanzminister steht in den geleakten Dokumenten. Der aus einer der reichsten Familien Islands stammende Politiker hält 33 Prozent an der Briefkastenfirma „Falson & Co.“, die 2005 in den Seychellen gegründet wurde. Auch nachdem er 2009 ins Parlament einzog, meldete Benediktsson die Firma nicht an. Der Minister bestreitet die Vorwürfe. Zum einen soll er nicht gewusst haben, dass die Firma auf den Seychellen registriert war, zum anderen sei die Firma steuerlich gemeldet gewesen. Komplettiert wird das betrügerische Dreigestirn in Island durch die Innenministerin Olöf Nordal, die zusammen mit ihrem Ehemann in Panama die Firma „Dooley Securities“ gegründet hat. In Island ist die Wut auf die Politiker groß. Es finden auf den Straßen bereits erste Proteste statt. Quelle: AP
Ian CameronDer 2010 verstorbene Vater des britischen Premierministers David Cameron (links) ist mit Aktiengeschäften und als Investor zu großem Reichtum gelangt. Die nun veröffentlichten Panama-Papers zeigen nun, dass er es mit der Versteuerung seines Vermögens nicht ganz so genau genommen hat. Ian Cameron soll mithilfe seiner 1999 gegründeten Firma auf den Bahamas Steuern hinterzogen haben. David Cameron hat zu den Vorwürfen gegen seinen Vater keine Stellungnahme abgegeben. Quelle: dpa

Mossack Fonseca betreibt weltweit Niederlassungen. In El Salvador wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dokumente und Computer beschlagnahmt. Briefkastenfirmen können etwa zur Steuerhinterziehung oder zur Geldwäsche eingesetzt werden. Die "Panama Papers" haben auch den britischen Premierminister David Cameron in Erklärungsnot gebracht, ebenso Sportfunktionäre und Banken, die ihre Kunden an Mossack Fonseca vermittelt haben.

In Island war Regierungschef Gunnlaugsson zurückgetreten, nachdem im Zuge der Enthüllungen Details über die Geschäfte seiner Frau mit isländischen Bankaktien bekanntgeworden waren. Im Parlament überstand die Regierung unter dem Nachfolger Sigurdur Ingi Johannsson am Freitagabend ein Misstrauensvotum: Die Koalition erhielt 38 Stimmen. Für den Antrag der Opposition votierten 25 Abgeordnete. Im Herbst soll neu gewählt werden.

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