Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) rechnet nach dem Parteikongress mit weiteren Reformen zum Abbau der hohen Verschuldung in China. "Ein radikale Änderung des wirtschaftspolitischen Kurses erwarten wir allerdings nicht", sagte S&P-China-Experte Christopher Lee der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Dienstag veröffentlichten Interview in Frankfurt. "Es geht um Feinjustierungen." Unter anderem nehme der Druck auf Lokalregierungen und Staatsunternehmen zu, ihre Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen
Der nur alle fünf Jahre stattfindende Kongress der Kommunistischen Partei (KP) beginnt am Mittwoch. Es wird erwartet, dass Parteichef Xi Jinping dabei seine Macht weiter ausbaut. Er hat die finanz- und geldpolitischen Zügel bereits angezogen, doch der Schuldenberg wächst immer noch schneller als die Wirtschaft. Inzwischen liegt die Verschuldung nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei rund 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und dürfte bis 2022 auf fast 300 Prozent steigen.
"China hat noch Spielraum, um die Verschuldung in den Griff zu bekommen, aber er sinkt", sagte Lee, der bei S&P für die Bewertung von chinesischen Unternehmen zuständig ist. "Die Regierung muss konkrete Ziele setzen." S&P hatte erst Ende September die Bonitätsnote für China um eine Stufe auf "A+" gesenkt und kritisiert, dass die Regierung zu zögerlich gegen die wachsende Verschuldung vorgehe.