Petition in Großbritannien Sag Nein zu Trump!

US-Präsident Trump ist zum Staatsbesuch nach Großbritannien eingeladen. Dagegen formiert sich Widerstand: Eine Petition erhält über eine Million Unterschriften. Jetzt setzt sich das Parlament mit der Frage auseinander.

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Dem Initiator der Petition, Graham Guest, geht es vor allem um die  „arme alte Queen“, wie er der britischen Zeitung „The Independent“ sagte. Quelle: dpa

London Bei dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und der britischen Premierministerin Theresa May vor wenigen Tagen war die Welt für beide noch in Ordnung. Händchenhaltend gingen die Regierungschefs aus einer kurzen Pressekonferenz, in der sie mehrfach ihre „special relationship“ betont hatten. Doch nun stellt eine Online-Petition die Beziehung zwischen den beiden Politikern auf eine harte Probe. Wegen seiner „gut dokumentierten Frauenfeindlichkeit“ und „Vulgarität“ sei Trump nicht geeignet, um von ihrer Majestät oder dem Prince von Wales empfangen zu werden, heißt es in einer Petition gegen den geplanten Besuch von Trump in Großbritannien. „Deswegen sollte Donald Trump während seiner Amtszeit nicht für einen offiziellen Staatsbesuch in das Vereinigte Königreich eingeladen werden“.

Dem Initiator der Petition, Graham Guest, geht es vor allem um die  „arme alte Queen“, wie er der britischen Zeitung „The Independent“ sagte. Diese sei „schließlich hoch angesehen und ich wollte nicht, dass er Fotos von diesem Treffen in seiner nächsten Wahlkampagne nutzt“, zitiert die Zeitung den 42-jährigen. Wenn Trump neben der Queen stehe, „sieht er aus wie ein Staatsmann, und das ist er natürlich nicht“. Dass Trump ein Einreiseverbot für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern verhängt habe, gebe „dem Ganzen noch eine andere Dimension“. Auch bei anderen Briten hatte die Vorstellung, Trump könne sich ungebührlich verhalten - möglicherweise sogar nach der Hand der Queen greifen, wie er es offenbar bei der Regierungschefin getan hatte – für Entsetzen gesorgt.

Dabei hatte sich Trump besonders auf einen Besuch bei der Queen gefreut: Seine Mutter sei gebürtige Schottin, hatte er mehrfach erzählt, und ein großer Fan von der Königin gewesen. Auf der Pressekonferenz im Weißen Haus am Freitag hatte May Trump so auch im Namen der Königin eingeladen. Doch nun machen immer mehr Gegner von Trump mobil. Am Montag hatten mehr als eine Million Menschen die Petition unterzeichnet. Damit muss sich das britische Parlament mit dem Thema beschäftigen.

Aus den Reihen der Opposition war bereits Kritik laut geworden. Es sei „vollkommen falsch“, den Besuch wie geplant stattfinden zu lassen, sagte der Parteichef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn mit Blick auf den Einreisestopp. Schon als Trump sich im Wahlkampf kritisch zu Muslimen geäußert hatte, war das auf der Insel schlecht angekommen, entsprechend groß war nun die Empörung über den Einreisestopp - zumal dieser nicht nur einen britischen Abgeordneten getroffen hätte, sondern auch Nationalheld Mo Farah. Der in Großbritannien sehr beliebte und von der Queen geadelte Leichtathlet wurde in Somalia geboren.

Auch an Premierministerin May wurde Kritik lauf. Denn erst nach Druck aus der Öffentlichkeit hatte die britische Regierungschefin ihren Außenminister Boris Johnson und Innenministerin Amber Rudd angewiesen, in Washington Einspruch gegen den Reisebann einzulegen. Die Einladung nach Großbritannien, betonte man in London, wolle man aber nicht rückgängig machen. Das würde die guten Beziehungen nach dem Besuch von May in Washington wieder zunichte machen, zitiert die Zeitung „The Guardian“ eine nicht näher genannte Person aus der Regierung. Man müsse langfristig denken: „Amerika ist ein großer und wichtiger Verbündeter“.

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