Polizeigewalt in den USA Angeklagter im Fall Freddie Gray in allen Punkten freigesprochen

Der Tod des jungen Schwarzen nach einer Fahrt im Polizeitransporter hatte in Baltimore schwere Unruhen ausgelöst. Doch der Richter sieht keine ausreichenden Beweise für Straftaten des Fahrers – und spricht ihn frei.

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Vor dem Gericht, in dem die Verhandlung abgehalten wurde, protestierten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Quelle: AFP

Baltimore Der Hauptbeschuldigte im Fall des getöteten Schwarzen Freddie Gray ist in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Richter Barry Williams entschied am Donnerstag, dass es keine ausreichenden Beweise dafür gebe, dass der Fahrer des Polizeiwagens vorsätzlich den Tod des Festgenommenen herbeiführen wollte. Gray zog sich während der Fahrt in einem Polizeitransporter schwere Verletzungen zu, an denen er später starb.

Grays Tod im April 2015 hatte in Baltimore die schwersten Unruhen seit Jahrzehnten ausgelöst und zusammen mit weiteren Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze die Bewegung „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) entstehen lassen.

Williams zerpflückte die Argumentation der Staatsanwaltschaft komplett, der Fahrer habe billigend den Tod des 25-Jährigen in Kauf genommen, indem er ihn vor der Fahrt nicht angurtete. Deshalb sei der gefesselte Gray im Kastenwagen bei einer „wilden Fahrt“ gegen die Metallwände geschleudert worden und habe sich das Genick gebrochen, erklärten die Staatsanwälte. Der Richter befand, es habe gar keine „wilde Fahrt gegeben, jedenfalls seien dafür keine Beweise erbracht worden. Der Fahrer war mit fünf anderen Polizisten angeklagt worden, als einzigem wurde ihm aber auch Totschlag vorgeworfen. Sein Freispruch in allen Punkten nährte Zweifel, ob es in dem Fall zu Verurteilungen kommen wird.

Anders als bei anderen Fällen handelte es sich bei Freddie Gray nicht um Gewalt eines oder mehrerer weißer Polizisten gegen einen Schwarzen. Der freigesprochene Fahrer ist schwarz, der Richter ebenso wie der Staatsanwalt und wie die Bürgermeisterin von Baltimore. Als Gray starb, war auch der Polizeichef von Baltimore ein Schwarzer.

Ein Aktivist von Black Lives Matter, DeRay Mckesson, sagte, das Schicksal von Freddie Gray zeige, dass sich die Kritik gegen das gesamte System richten müsse. Von Politik über Gesetze bis hin zu Verträgen mit Polizeigewerkschaften gebe es ein ganzes Bündel von Maßnahmen in den gesamten USA, „die jede Form von Polizeiverhalten schützen werden“, sagte er.

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