Post aus Harvard

Was Trumps Steuerpläne bewirken werden

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4. Komponente: Steuerlicher Grenzausgleich

Steuerlicher Grenzausgleich: Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern gibt es in den USA keine Mehrwertsteuer. Der steuerliche Grenzausgleich würde den USA den internationalen Vorteil einer Mehrwertsteuer bieten, ohne diese Steuer auf nationale Transaktionen erheben zu müssen. Und so würde es funktionieren: Unternehmen, die Waren importieren, dürften die Importkosten bei der Berechnung ihrer zu versteuernden Gewinne nicht mehr absetzen. Bei einem Körperschaftssteuersatz von 20 Prozent käme dies einer Einfuhrsteuer von 20 Prozent gleich. Unternehmen, die Waren exportieren, müssten hingegen auf die Exporterlöse keine Steuern zahlen - was einer Exportsubvention von 20 Prozent entspricht.

Obwohl es so aussieht, als würde man damit Importe senken und Exporte steigern, wird dies nicht eintreten. Wie jeder Studierende der Wirtschaftswissenschaften lernt, ist die Handelsbilanz abhängig von der Differenz zwischen inländischen Ersparnissen und Investitionen. Da der steuerliche Grenzausgleich nichts an Ersparnissen und Investitionen ändert, würde es auch keine Veränderungen bei Importen und Exporten geben. Vielmehr würden die geänderten Steuern auf Einfuhren und Ausfuhren zu einem Anstieg des Dollarkurses führen, der die direkten Auswirkungen der Veränderungen des steuerlichen Grenzausgleichs kompensiert.

Konkreter heißt das: Kommt der steuerliche Grenzausgleich, dürfte der Dollar im Vergleich zu anderen Währungen um 25 Prozent steigen. Ein Anstieg des Dollars um 25 Prozent verringert die Importkosten um 20 Prozent (gerade genug, um den Anstieg der Importkosten aufgrund der 20-prozentigen Steuer auszugleichen) und erhöht die Preise der US-Exporte für ausländische Käufer (gerade genug, um die implizite 20-prozentige Subvention auszugleichen).

Wenn der steuerliche Grenzausgleich keine Verbesserung der US-Handelsbilanz zur Folge hat, stellt sich die Frage, warum die Republikaner im Kongress trotzdem darauf aus sind, diese Regelungen einzuführen. Der wahre Grund besteht darin, dass damit die Steuereinnahmen erheblich ansteigen würden, ohne die Verbraucher oder Hersteller in den USA zu belasten. Derzeit liegt der Anteil der Importe am BIP bei 15 Prozent und jener der Exporte bei 12 Prozent. Angesichts der Differenz von drei Prozent des BIP steigern die 20-prozentige Importsteuer sowie die 20-prozentigen Exportsubventionen die Einnahmen im Staatshaushalt um netto 0,6 Prozent des BIP. Dies entspricht derzeit einem Wert von 120 Milliarden Dollar pro Jahr. Der Grenzausgleich finanziert somit etwa zwei Drittel der Kosten von 190 Milliarden Dollar, die durch die Senkung der Körperschaftsteuer entstehen und einen noch höheren Anteil, wenn man die günstigen Auswirkungen dieses geringeren Unternehmenssteuersatzes auf das Wachstum berücksichtigt. 

Hier schmeißt der Staat das Geld zum Fenster raus
Das Schwarzbuch 2017/18, herausgegeben vom Bund der Steuerzahler Deutschland. Quelle: dpa
Münchner Maximilianeum Quelle: dpa
Schutzwürdige Bäume in Hameln Quelle: dpa
Wohncontainer für Flüchtlinge Quelle: dpa
Bundestag Quelle: dpa
Frankfurt am Main Quelle: dpa
Ehrenbürg-Gymnasium in Forchheim Quelle: dpa

Gegen diesen steuerlichen Grenzausgleich gibt es freilich erheblichen Widerstand der Importeure. Sie sind nicht davon überzeugt, dass der Dollar in ausreichendem Maße aufwerten würde, um ihre höhere implizite Einfuhrsteuer auszugleichen. Doch die Aussicht, über 100 Milliarden Dollar jährlich einzunehmen, ohne amerikanischen Verbraucher oder Hersteller zu belasten,  wird den Kongress motivieren, diesen Aspekt des Gesamtplans voranzutreiben.

Wenn das alles so kommt, wäre es die erste größere Reform des amerikanischen Steuersystems seit drei Jahrzehnten.

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