Post aus Harvard

Trumps Feldzug gegen Obamacare

Martin Feldstein Quelle: Bloomberg, Montage
Martin S. Feldstein US-amerikanischer Ökonom, Professor für Wirtschaftswissenschaften und ehemaliger Oberster Wirtschaftsberater für US-Präsident Ronald Reagan Zur Kolumnen-Übersicht: Post aus Harvard

Donald Trump lässt trotz seiner Abstimmungsniederlage im US-Senat nicht locker: Er will die Gesundheitsreform von Barack Obama kippen. Was wären die Folgen, wenn er sich damit am Ende doch noch durchsetzt?

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Demonstranten protestieren in New York gegen die

Schafft US-Präsident Donald Trump die Gesundheitsreform seines Vorgängers ab oder nicht? Die Reform der  Krankenversicherung und des Affordable Care Act (besser bekannt als „Obamacare“) ist das politische Thema, das in den Vereinigten Staaten die Gemüter momentan am stärksten bewegt.  Ein entscheidender Faktor in der Debatte ist dabei die offizielle Schätzung der Anzahl von Menschen, die bei den bisher präsentierten Vorschlägen aus der Krankenversicherung herausfallen.

US-Senat stimmt erneut gegen Abschaffung

Das Haushaltsbüro des Kongresses schätzt, dass bei einem Aus für Obamacare  20 Millionen Menschen ihren formalen Versicherungsschutz verlieren. Das ist verständlicherweise ein großes Hindernis für eine  Reform. Dass viele Menschen ihren Versicherungsschutz verlieren würden, liegt vor allem daran, dass die Medicaid-Abdeckung zurückgehen würde. Medicaid ist das gemeinsame Gesundheitsprogramm der Bundesstaaten. Wer darauf Anrecht hat und welche Leistungen es gibt, bestimmt die Regierung des jeweiligen Bundesstaats. Die Finanzierung erfolgt über eine Formel, laut der Bundesstaaten mit unterdurchschnittlichem Einkommen einen größeren Anteil an den gesamtstaatlichen Geldern bekommen.

Menschen, die Anrecht auf Medicaid haben, erhalten deutlich mehr Gesundheitsleistungen als diejenigen ohne formale Versicherung – mehr Arztbesuche, Verschreibungen, Krankenhausgenehmigungen.  Auch ist ihre Selbstbeteiligung erheblich niedriger als bei Unversicherten, deren Zuzahlungen oft katastrophal hoch sind. So ist die Gefahr für Medicaid-Versicherte, aufgrund von Arztrechnungen andere Rechnungen nicht mehr zahlen zu können oder Besuch vom Gerichtsvollzieher zu bekommen, deutlich geringer.

Würden die Medicaid-Zahlungen verringert, hätten die Betroffenen weiterhin ein Recht auf kostenlose Behandlung in Ambulanzen, Notaufnahmen und Krankenhäusern. Dies wird meist von den Bundesstaaten im Rahmen ihrer „Gratisversorgungsprogramme“ bezahlt. Und diejenigen, die selbst bezahlen müssen, wissen, dass die Träger normalerweise nicht versuchen, die Schulden von Geringverdienern einzutreiben. Darüber hinaus können diejenigen, die nicht mehr im Medicaid-Programm sind, immer noch von den vielen Ärzten behandelt werden, die sich momentan – aufgrund der schlechten Honorare innerhalb des Programms – weigern, Medicaid-Patienten zu behandeln.

Die für das Thema wichtigste Tatsache ist allerdings, dass Medicaid-Mitglieder nicht signifikant gesünder sind als alle anderen. Dies war das Ergebnis eines großen „natürlichen Experiments“, das von der Zentralregierung unterstützt wurde.

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