Präsidentschaftswahl Franzosen stärken Macrons Kandidatur

Lange galt die Rechtsextreme Marine Le Pen als die beliebteste unter den Präsidentschaftskandidaten in Frankreich. Nun fällt sie sogar in den Umfragen für den ersten Wahlgang hinter Emmanuel Macron zurück.

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Ein parteiloser Kandidat führt die Umfragen an. Quelle: Reuters

Paris Gut sechs Wochen vor der Präsidentenwahl in Frankreich festigt der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron seine Favoritenrolle. Der linksliberale frühere Wirtschaftsminister kann einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Instituts Harris Interactive zufolge in der ersten Runde der Wahl für das höchste Staatsamt am 23. April mit 26 Prozent der Stimmen rechnen. Den Zahlen zufolge würde er als Spitzenreiter mit einem Punkt Vorsprung vor der Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, in die Stichwahl gehen. In der zweiten Runde am 7. Mai würde der 39-Jährige seine Widersacherin der Umfrage zufolge mit 65 Prozent besiegen.

Es ist bereits die zweite Umfrage innerhalb einer Woche, die Macron auch in der ersten Wahlrunde vor Le Pen sieht, die bislang stets als führende im ersten Durchgang und durchweg als chancenlos in der Stichwahl gesehen wurde. Der ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten täglichen Erhebung des Instituts Opionionway für das Wirtschaftsblatt "Les Echos" zufolge behauptet Le Pen zwar in der ersten Runde mit 26 Prozent und damit einem Punkt Vorsprung ihren Spitzenplatz vor Macron. In der Stichwahl würde Macron aber auch nach dieser Umfrage deutlich mit 64 Prozent gewinnen.

Der Kandidat der konservativen Partei, Francois Fillon, scheidet beiden Umfragen zufolge trotz des gewonnenen innerparteilichen Machtkampfes schon in der ersten Runde mit 20 beziehungsweise 21 Prozent Zustimmung aus. Seine Kandidatur wird durch Vorwürfe der Vetternwirtschaft belastet. Um sich die Chancen auf das Präsidentenamt zu erhalten, hatten führende Politiker der konservativen Republikaner versucht, Fillon zum Verzicht zu bewegen, waren aber damit gescheitert, den früheren Regierungschef Alain Juppé als Ersatz zu inthronisieren. Am Wochenende stellte sich dann die Parteiführung hinter ihren angeschlagenen Kandidaten, dem vorgeworfen wird, seiner Frau durch Scheinbeschäftigung über Jahre hinweg Hunderttausende Euro aus der Staatskasse zugeschustert zu haben.

Keine Rolle im Rennen um die Nachfolge des sozialistischen Präsidenten Francois Hollande spielt der Kandidat der Hollande-Partei, Benoit Hamon. Er kommt den Umfragen zufolge nur noch auf 13 beziehungsweise 15 Prozent. Sollte sich der Parteilinke allerdings noch mit dem unabhängigen Linkskandidaten Jean-Luc Mélenchon auf eine gemeinsame Kandidatur verständigen, könnte der Linkskandidat möglicherweise noch in das Rennen eingreifen. Beide zusammen kommen in der Opinionway-Umfrage auf 25 Prozent. Eine Allianz der beiden gilt aber als unwahrscheinlich.

Das Le-Pen-Lager zeigte sich demonstrativ gelassen zu der neuesten Harris-Interactive-Umfrage. "Die Wahrheit ist, dass Marine in fast allen Umfragen vorne liegt", sagte ihr Wahlkampf-Chef David Rachline. Beide Umfragen basieren auf Befragungen repräsentativ ausgewählter Wahlberechtigter im Zeitraum vom 6. bis 8. März.

Anleger reagierten positiv auf die gestiegenen Chancen Macrons und kauften wieder französische Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Papiere am Donnerstag auf bis zu 1,002 von 1,033 Prozent. Dadurch fiel auch der Risikoaufschlag (Spread) zu vergleichbaren Bundestiteln auf 63 Basispunkte.

"Diese Bewegung in den Spreads spiegelt nicht nur den möglichen Sieg Macrons in der ersten Wahlrunde, sondern auch die Wahrscheinlichkeit seines Einzugs in den Elysee-Palast wider", sagte Anlagestratege Matthew Cairns von der Rabobank.

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