Präsidentschaftswahl in Frankreich Auswechseln Fillons nicht mehr möglich

Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon kämpft in der Job-Affäre um sein politisches Überleben. Seit einigen Tagen ist in seiner Partei jedoch laute Kritik verstummt. Kritik kommt aus der Mitte.

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Ungeachtet der aktuellen Affäre wird Fillon als französischer Präsidentschaftskandidat antreten. Quelle: AFP

Paris Der umstrittene französische Präsidentschaftskandidat François Fillon kann nach Ansicht seines früheren Konkurrenten Jean-François Copé nicht mehr ausgewechselt werden. „Heute ist es zu spät, weil wir zwei Monate vor der Präsidentenwahl sind“, sagte der konservative Spitzenpolitiker am Mittwoch den französischen Sendern BFMTV und RMC. Die erste Wahlrunde ist für den 23. April geplant.

Copé wollte im vergangenen Jahr auch Spitzenkandidat der bürgerlichen Rechten werden, musste aber nach der ersten Wahlrunde ausscheiden. Er unterstütze Fillon, der in der Affäre um die Beschäftigung seiner Frau im Parlament in die Kritik geraten war, sagte Copé. „Die einzige politische Familie, die Reformen für unser Land machen kann, ist die Rechte, und sie wird von François Fillon geführt.“ Copé und Fillon galten lange im konservativen Lager als Rivalen.

Der bekannte Zentrumspolitiker François Bayrou griff Fillon hingegen an. Er warf dem Ex-Premier im TV-Sender France 2 vor, unter dem Einfluss von „Geld-Mächten“ zu stehen. Bayrou hat immer noch nicht erklärt, ob er im Rennen für den Élyséepalast antreten wird. Er kündigte nun in allgemeiner Weise an, er werde seine Verantwortlichkeiten übernehmen. 2012 hatte der Bürgermeister von Pau immerhin rund neun Prozent der Stimmen geholt.

Die beiden Spitzenpolitiker äußerten sich, nachdem neue Vorwürfe gegen Fillon laut geworden waren. Nach Angaben der Enthüllungszeitung „Le Canard enchaîné“ soll seine Frau Penelope im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit als parlamentarische Mitarbeiterin auch Abfindungen in Höhe von insgesamt 45.000 Euro erhalten haben. Fillon wies die Vorwürfe zurück. Die Justiz prüft seit zwei Wochen den Verdacht der Scheinbeschäftigung, was Fillon ebenfalls zurückweist.

Der 62-Jährige wandte sich in einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem er die Anstellung von Familienmitgliedern erneut als moralischen Fehler bezeichnete und sich dafür entschuldigte.

Fillon, der unter Nicolas Sarkozy von 2007 bis 2012 als Premierminister diente, galt vor Bekanntwerden der Job-Affäre als Schutzschild, um die europafeindliche Rechtspopulistin Marine Le Pen von der Macht fernzuhalten. Inzwischen bezeichnen Umfragen den früheren Wirtschaftsminister Emmanuel Macron als wahrscheinlichsten Le-Pen-Widersacher in der entscheidenden Stichwahl im Mai.

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