Präsidentschaftswahl in Frankreich Fillon verliert Sympathiepunkte wegen „Parlamentsjob“-Affäre

François Fillon gilt als Favorit bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Doch durch die „Parlamentsjob“-Affäre hat er an Wählersympathie verloren. Seine Frau sieht sich Vorwürfen der Scheinbeschäftigung ausgesetzt.

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Der Präsidentschaftsfavorit muss gerade mit einigen Vorwürfen kämpfen. Quelle: AFP

Paris Der in der „Parlamentsjob“-Affäre unter Druck geratene Präsidentschaftsfavorit François Fillon (62) ist nach einer Umfrage in der Beliebtheit der Franzosen abgerutscht. Im Vergleich zum Monatsbeginn büßte der Spitzenkandidat der Konservativen bei der Wählersympathie vier Prozentpunkte ein, wie das Institut Odoxa am Freitag bekanntgab. Demnach haben aktuell noch 38 Prozent der Befragten eine gute Meinung von Fillon, 61 Prozent haben hingegen ein negatives Bild.

Für die Umfrage im Auftrag des Senders Franceinfo wurden am Donnerstag 1012 repräsentativ ausgewählte Personen online befragt. Am Tag zuvor hatte die Finanz-Staatsanwaltschaft Vorermittlungen aufgenommen, um Vorwürfe der Scheinbeschäftigung von Fillons Frau Penelope zu prüfen.

Fillon hatte seine Frau als Abgeordneter über Jahre als parlamentarische Mitarbeiterin beschäftigt. Es habe sich um eine wirkliche Beschäftigung gehandelt, versicherte er in einem Interview des TV-Sender TF1 am Donnerstagabend.

Grundsätzlich ist es französischen Abgeordneten erlaubt, Familienangehörige zu beschäftigen, solange diese tatsächlich arbeiten. Fillon hatte auch gesagt, als damaliger Senator zwei seiner Kinder, die Rechtsanwälte seien, bezahlt zu haben. Schon Ende vergangenen Jahres hatte Fillon deutlich an Beliebtheit eingebüßt. Vor seiner Kür zum Kandidaten der bürgerlichen Rechten im November war er noch auf 54 Prozent gekommen.

Der konservative Ex-Premier Alain Juppé erteilte Spekulationen eine Absage, wonach er im Falle eines Rückzugs Fillons einspringen könnte. „Für mich hat die Vorwahl stattgefunden“, sagte er. Juppé hatte im November bei der Abstimmung des bürgerlichen Lagers gegenüber Fillon den Kürzeren gezogen.

Fillon sagte in dem TV-Interview, falls die Justiz ein Verfahren gegen ihn eröffnen sollte, wäre dies ein Grund, nicht mehr Kandidat zu sein. Rückenwind kam vom umstrittenen Ehrenvorsitzenden der rechtsextremen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen. Der 88-Jährige erklärte auf seinem Blog, es müsse jedem Abgeordneten überlassen bleiben, wen er als Mitarbeiter beschäftige.

Ermittler hörten nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP die Autorin Christine Kelly an, die vor zehn Jahren eine Biografie über Fillon veröffentlicht hatte. Auch der frühere Direktor der Zeitschrift „La Revue des Deux Mondes“, Michel Crépu, sprach mit den Polizisten. Das Blatt soll Penelope Fillon zwischen 2012 und 2013 beschäftigt haben.

Fillon gilt als Favorit für die Präsidentenwahl in rund drei Monaten. Er ist seit seiner Wahl zum Spitzenkandidaten Ende vergangenen Jahres der starke Mann der bürgerlichen Rechten. Seine Hauptkonkurrentin im Rennen für den Élyséepalast ist Marine Le Pen, die Chefin der rechtsextremen Front National (FN).

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