Presse zur Katar-Krise „Doha ist nicht zu trauen“

Für die arabischen Medien ist die Krise um das Emirat Katar das Topthema. Doch die Kommentare sind alles andere als ausgewogen und spiegeln die Meinung hauptsächlich die Meinung der jeweiligen Regierung wider.

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Mehrere arabische Golfstaaten und Ägypten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Quelle: dpa

Tel Aviv Die Rolle Katars steht in den arabischen Medien im Zentrum der Kommentare. Auf Twitter finden sich zwar Kurzmitteilungen „für“ oder „gegen“ Katar. Die Print- Medien übernehmen hingegen einhellig und unkritisch die Haltungen ihrer Regierungen und zeigen Katar den Weg aus der Krise. Verständnis für Katar ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sogar strafbar. Wer in den sozialen Medien, in Zeitungen oder am Fernsehen Sympathien für Katar äußert, könnte mit einer Geldstrafe von umgerechnet 120.000 Euro bestraft werden. Unverbesserliche Katar-Versteher müssen sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen, zitiert „Gulf News“ den Generalstaatsanwalt der VAE, Hamad Saif al-Shamsi.

Die im Emirat Sharjah publizierte Zeitung „Khaleej Times“, die dem Staat gehört, fordert von Doha, auf seine „Umarmung der Muslimbrüderschaft“ zu verzichten. In einem Leitartikel wird zudem gefordert, dass Katar den Nachrichtensender „Al Dschasira“ schließe: Es sei „bewiesen, dass der Sender die Ideologie der Muslimbrüderschaft übernommen hat und damit deren Hass gegen die VAE.“

In der englischsprachigen „Arab News“, die in Saudi Arabien erscheint, wird Katar als „Architekt seiner eigenen Isolation“ bezeichnet. Die Loyalität des Emirats zu seinen Golf-Verbündeten müsse schon seit langem angezweifelt werden, schreibt Khalaf Ahmad Al-Habtoor, ein prominenter Geschäftsmann aus den VAE. Katar habe nicht nur „kriminelle Muslimbrüder“ in Fünf-Sterne-Hotels untergebracht, sondern pflege auch enge Beziehungen zur Hamas, zu den Taliban „und anderen Terrorgruppen.“ 

Eine Lösung der Krise setze voraus, dass Katar seine Außenpolitik derjenigen der anderen Golfstaaten anpasse, schreibt Habtoor: „Dann können wir die Beziehungen zu Doha in gutem Glauben reparieren.“ Aber der Autor ist skeptisch. Dem Regime in Doha „kann man nicht trauen. Seine Versprechungen sind wertlos.“

Der jordanische Publizist Oraib Al-Rantawi sieht für Katar lediglich zwei Optionen, um die Krise zu lösen. Aber beide wären gefährlich, warnt er. Doha könne entweder die Bedingungen des Arabischen Quartetts erfüllen, dem Ägypten, Saudi Arabien, die VAE und Bahrain angehören. Das wäre aber laut Rantawi für das Emirat eine Selbstmordmission, „weil es damit alles zerstören würde, das es in den letzten zwei Jahrzehnten aufgebaut hat.“ Das könnte auch die Stabilität des Regimes gefährden.

Als zweite Option sieht der Jordanier eine Verstärkung der Beziehungen zur „Achse des Widerstands“, vor allem zu Iran und zu Damaskus, aber auch zu den Muslimbrüdern und zur Hamas. Damit würde Katar aber seine Zukunft gefährden, warnt Rantawi, vor allem auch den Schutz der USA aufs Spiel setzen, auf den das Emirat heute zählen könne.

Weil die beiden einzigen Optionen gefährlich seien, geht Rantawi davon aus, dass Doha zu Konzessionen bereit sein wird: Dazu könnte die Ausweisung von Terroristen zählen, oder die Bändigung kritischer Medien wie „Al Dschasira", die bei den Herrschern in der ganzen Region wegen ihrer kritischen Berichterstattung ungern gesehen sind. Eine Entschärfung der Krise würde schließlich voraussetzen, dass Katar seine Positionen bei regionalen Fragen an diejenigen Riads annähere, „zumindest verbal.“

Die Medien in Katar sehen und schildern den Konflikt hingegen ganz anders. Die in Doha erscheinende Zeitung „Arrayah“ beklagt, dass das Emirat von den Golfländern ungerecht behandelt werde. Außerhalb der Region schätze man die Rolle Katars als humanitärer Wohltäter. Doch die Nachbarn am Golf würden das nicht würdigen.

Der Chefredakteur von „The Peninsula“ pocht darauf, dass „Katar ein souveräner Staat“ ist. Doha mische sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder ein und werde keinerlei Einmischung akzeptieren: „Niemand kann Katar irgendetwas vorschreiben,“ schreibt er.

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