Provokation mit Raketentest Gabriel bestellt nordkoreanischen Botschafter ein

Nordkorea hat den erfolgreichen Test einer neuen Interkontinentalrakete verkündet. Die Rakete stützt vor Japan ins Meer. Weltweit gab es Proteste – Außenminister Gabriel kündigte die Einbestellung des nordkoreanischen Botschafters an.

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Neue Rakete kann das gesamte US-Territorium erreichen

Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine neue Interkontinentalrakete getestet, mit der erstmals das gesamte Gebiet der USA in die Reichweite seiner Atomwaffen gerät. Der Test der Hwasong-15 sei ein Erfolg gewesen, hieß es in einer am Mittwoch in staatlichen Medien verbreiteten Erklärung.

Das Raketenprogramm werde keine anderen Länder bedrohen, solange sich diese nicht in die Angelegenheiten Nordkoreas einmischten. US-Präsident Donald Trump sagte, der Test ändere die Haltung seines Landes in dem seit Monaten schwelenden Streit nicht. Der Test löste weltweit scharfe Proteste aus. Die Börsen zeigten sich weitgehend unbeeindruckt.

Außenminister Sigmar Gabriel hat den jüngsten Raketentest als „rücksichtsloses Verhalten“ und „enorme Gefahr“ für die internationale Sicherheit verurteilt. „Dies ist ein erneuter Bruch des Völkerrechts durch Nordkorea“, erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Er kündigte noch für Mittwoch die Einbestellung des nordkoreanischen Botschafters ins Auswärtige Amt an.

So macht Nordkorea Stimmung gegen den Westen
Nordkoreanisches Flugblatt Trump und Nordkoreaner
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"Feuert sie heldenhaft ab für Partei und Vaterland", schrieb Machthaber Kim Yong Un auf seinen Abschuss-Befehl, von dem das Staatsfernsehen ein Foto veröffentlichte. Das Geschoss flog nordkoreanischen Angaben zufolge 53 Minuten in einer Höhe von 4475 Kilometern und legte dabei etwa 950 Kilometer zurück. Dann sei es vor der Küste Japans ins Meer gestürzt. Damit sei das historische Ziel erreicht, die atomare Streitmacht des Landes zu vervollständigen, erklärte Kim erklärte einem Sprecher des Staatsfernsehens zufolge.

Das international weitgehend isolierte Land erklärte sich zu einer "verantwortungsvollen Nuklearmacht". Seine strategischen Waffen seien entwickelt worden, um sich gegen die Erpressungspolitik und atomare Bedrohung durch "US-Imperialisten" zu verteidigen. Die Rakete wurde nach Angaben des südkoreanischen Militärs von Pyongsong in der südlichen Provinz Pyongan aus abgefeuert. Nur Minuten später hätten die südkoreanischen Streitkräfte auf die Provokation reagiert und eine eigene Rakete abgefeuert.

US-Präsident Trump beriet mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und Südkoreas Präsident Moon Jae In über die Lage. "Das ist eine Situation, mit der wir umgehen können", sagte Trump vor Journalisten. Die US-Regierung hat wiederholt erklärt, im Nordkorea-Konflikt blieben alle Optionen auf dem Tisch, die militärische wie die diplomatische. Verteidigungsminister Jim Mattis sagte, die Rakete sei höher als alle bisherigen geflogen. Ziel der Nordkoreaner sei es, ballistische Raketen zu entwickeln, die alle Teile der Welt erreichen könnten.

Die US-Organisation Union of Concerned Scientists erklärte, Flugkurve und Flugstrecke deuteten darauf hin, dass die Rakete eine Reichweite von mehr als 13.000 Kilometern habe und damit ohne Probleme den Osten der USA erreichen könne. Unklar ist nach Ansicht von Atomwissenschaftlern, ob die Rakete bereits jetzt einen schweren Atomsprengkopf über eine so weite Strecke transportieren kann.

Die japanische Regierung protestierte gegen den Test. Ministerpräsident Abe forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Dieser sollte noch am Mittwoch tagen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprach von einer klaren Verletzung von Resolutionen des Sicherheitsrates. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, der Test untergrabe die regionale und internationale Sicherheit. Auch die EU sprach von einem "weiteren inakzeptablen Verstoß" Nordkoreas gegen seine internationalen Verpflichtungen. Auch der langjährige Verbündete Nordkoreas, China, kritisierte den Test und äußerte die Hoffnung, dass alle Parteien Frieden und Stabilität bewahrten. Bundeskanzlerin Angela Merkel twitterte, es sei wichtiger denn je, gegen die Bedrohung der internationalen Sicherheit durch die Regierung in Pjöngjang zusammenzustehen.

Die Händler an den Börsen ließ der neuen Test weitgehend kalt. An den US-Börsengaben die Kurse zwar kurz nach, der Dow Jones Index schloss dann aber ein Prozent im Plus mit einem neuen Rekordwert. Die japanische Börse verzeichnete ebenfalls Gewinne. Auch der deutsche Aktienindex Dax eröffnete höher.

Zuletzt hatte Nordkorea Mitte September eine Rakete abgefeuert, die über Japan hinweg geflogen war. Nach mehreren Raketen- und Atomtests in den vergangenen Monaten, mit denen die Führung in Pjöngjang gegen Auflagen der Vereinten Nationen verstieß, haben sich die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA erheblich verschärft. Beide Seiten überzogen einander mit Drohungen und Kriegsrhetorik. Erst vor kurzem haben die USA weitere Sanktionen gegen nordkoreanische und chinesische Firmen verhängt. Trump setzte Nordkorea vor wenigen Tagen wieder auf die Liste der Staaten, die nach US-Ansicht den Terrorismus unterstützen. Die Regierung in Pjöngjang sprach von einer Provokation. Nordkorea habe mit dem Terrorismus nichts zu tun.

Als Erbe des Korea-Krieges von 1950 bis 1953 haben die USA in Südkorea 28.500 Soldaten stationiert und halten immer wieder gemeinsame Manöver ab. Die koreanische Halbinsel ist geteilt, Nord- und Südkorea haben nach dem Krieg keinen Friedensvertrag unterzeichnet.

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