Psychologische Studie Trump und die „Großen Fünf“

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Parallelen zu Managern haben eine Grenze: Verlässlichkeit


Trumps Wert für die Charaktereigenschaft Verträglichkeit (Agreeableness), der einen Hang zu Harmonie und pro-sozialem Verhalten beschreibt, ist nur bei neun der 1006 Manager und Unternehmer noch niedriger. Eher unauffällig ist Trump bei der letzten Charaktereigenschaft der „Großen Fünf“, der Verlässlichkeit.

Abseits der Einteilung der „Großen Fünf“, haben die beiden Forscher noch einige andere Eigenschaften abgeprüft. Aus dem Rahmen fällt Trump vor allem durch seine sehr große Unsicherheit und geringe soziale Angepasstheit. Außerdem signalisiert die Sprachanalyse eine starke depressive Tendenz. „So sad“ (so traurig) ist eine typische Schlussfloskel, mit der er seine Gegner per Twitter attackiert, oder Ereignisse kommentiert.

Zu der in den sozialen Netzwerken eifrig diskutierten Frage, ob Trump krankhaft neurotisch und egozentrisch ist, äußern die beiden Wissenschaftlicher sich diplomatisch. „Obwohl sein hoher Wert für Neurotizismus und sein niedriger Wert für Verträglichkeit eine gewisse Tendenz zu klinisch relevanten Problemen signalisieren können (aber nicht müssen), würden wir uns gern Spekulationen in dieser Richtung enthalten.“

Zusammenfassend charakterisieren Obschonka und Fisch Trumps Twitter-Persönlichkeit als extrem-unternehmerisch im Sinne des berühmten Ökonomen Joseph Schumpeters, aber emotional instabil. Schumpeterianisches Unternehmertum zeichnet sich besonders durch einen Drang nach Macht, Veränderung, Disruption und eine ausgeprägte Konkurrenzorientierung aus.

Ob das eine gute Voraussetzung für das höchste politische Amt in einem der größten Länder der Welt ist, stellen die Autoren vorsichtig in Frage. „Man kann darüber debattieren, ob man in einer derart verantwortungsvollen Aufgabe strikt unternehmerisch handeln kann“, im Sinne von disruptiv und mit risikoreichen Aktionen – und fügen hinzu: „Daher kann man fragen, ob sich extrem unternehmerische Persönlichkeiten in politischen Führungsrollen produktiv und glücklich fühlen.“

Die Studie „Entrepreneurial personalities in political leadership” ist in der Fachzeitschrift „Small Business Economics“ erschienen.

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