Publikationsverbot Chinesischer Autor Liao flieht nach Deutschland

Weil ihn die Regierung unter Druck setzte, ist der chinesische Autor Liao Yiwu nach Deutschland geflohen. Ausreisen durfte er nur, weil er einem Publikationsverbot zustimmte. Das will er aber nicht halten.

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Der chinesische Autor Liao Yiwu ist nach Deutschland geflohen. Quelle: handelsblatt.com

Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu ist nach Deutschland geflohen. Nach massivem Druck in seiner Heimat, ein neues Buch über seine Haft in chinesischen Gefängnissen nicht zu veröffentlichen, reiste der Autor (Jahrgang 1958) Medienangaben zufolge nach Deutschland. In einem Interview mit „Spiegel Online“ machte Liao Yiwu deutlich, dass er nicht damit rechnet, unter der gegenwärtigen Führung wieder nach China gelassen zu werden. Um ausreisen zu dürfen, habe er sich zum Schein auf das Publikationsverbot eingelassen.

„Ich habe vor meiner Ausreise den Behörden zusagen müssen, mein Buch „Für ein Lied und hundert Lieder“ nicht im Ausland zu publizieren“, berichtete Liao Yiwu. „Ich bin aber nicht mehr bereit, mich in China wie eine Geisel halten zu lassen.“ Er habe die Zusage nur gegeben, um die Ausreiseerlaubnis zu erhalten. Eine derartige Abmachung sei aber eine „unfassbare Beleidigung“ für einen Schriftsteller. „Das Wichtigste für mich ist die Freiheit, zu veröffentlichen, und die Freiheit, zu schreiben.“

Der S. Fischer-Verlag berichtete, dass das Buch am 21. Juli in Deutschland erscheinen werde. Danach will Liao Yiwu in die USA reisen und später nach Australien, wie er „Spiegel Online“ weiter sagte. Von 2012 an hat der Autor ein einjähriges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Dann werde er in Berlin sein. „Aber ich hoffe, dass ich, wenn dereinst die Regierung wechselt, sicher nach China zurückkehren kann", sagte Liao Yiwu. „Die Mächtigen, die heute mein Land regieren, haben ein sehr schmutziges, hässliches Herz.“

Der Autor ist in Deutschland vor allem für sein Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ bekannt. Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 hatte Liao Yiwu wegen eines Gedichts „Massaker“ vier Jahre in Haft gesessen. Seine WerkeBerlin/Peking sind in China verboten, doch kursieren viele Raubkopien.

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