Qualität Chinesen graust es vor deutschen Standards

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Weltmeister im Visier

Chinesische Unternehmen griffen dieses Jahr bei zwei deutschen Betonbaumaschinen-Herstellern zu. Quelle: dpa

Das besondere Interesse der Chinesen gilt jedoch Familienunternehmen und versteckten Weltmarktführern, den sogenannten Hidden Champions. So griffen chinesische Firmen dieses Jahr bei zwei traditionsreichen Betonmaschinenherstellern zu. Sany kaufte zu Jahresbeginn das Familienunternehmen Putzmeister und die Xuzhou Construction Machinery Group übernahm im Juli die Mehrheit am Konkurrenten Schwing. Das gleiche Bild zeigt auch sich in anderen Branchen: Der PC-Hersteller Lenovo kaufte etwa die börsennotierte deutsche Elektronikfirma Medion und der Pekinger Autozulieferer Hebei Lingyun Industrial den westdeutschen Autoschlossbauer Kiekert.

Nicht in allen Branchen besitzen chinesische Produzenten schon hohe Innovationskraft. So scheint ein Leuchtturmprojekt der chinesischen Regierung zum Scheitern verurteilt: Der geplante Boom der Elektromobilität bleibt wohl aus. Bis 2015 sollten eine halbe Million Elektroautos auf Chinas Straßen rollen, doch seit 2009 wurden nur 6.700 dieser Fahrzeuge verkauft.

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey resümiert, dass chinesische Elektromobile erst in zehn Jahren wettbewerbsfähig sein werden. Zudem hat ein schwerer Autounfall in der Stadt Shenzhen die chinesischen Kunden stark verunsichert. Bei einem Zusammenstoß mit hoher Geschwindigkeit ging ein Elektrotaxi in Flammen auf, die drei Insassen starben.

Fabers düstere Prognose für China
Marc Faber Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche
Rio de Janeiro Quelle: dapd
Kupfermine in Chile Quelle: IVAN ALVARADO
Taipeh 101 Quelle: dpa/dpaweb
Casino in Macau Quelle: REUTERS
Louis Vuitton in Shanghai Quelle: AP
Transformator Quelle: REUTERS

Noch fährt die gesamte chinesische Automobilindustrie technisch hinterher. Über lange Jahre war sie nicht auf Massenproduktion ausgelegt, die Hersteller fertigten nur wenige noble Karossen für die Elite. „China muss in der Automobilindustrie vieles aufholen, die Deutschen sind deutlich erfahrener“, sagt Zhang Yi, Manager des Shanghaier Automobil-Museums.

Geschätzte Zulieferer

Chinesische Unternehmen lernten zwar schnell von ausländischen Konkurrenten, sagt Zhang: „Doch es ist noch ein weiter Weg, bis unsere Produzenten mithalten können.“ Da sich selten Gelegenheiten ergeben, komplette Autobauer zu erwerben wie beim Kauf des schwedischen Autobauers Volvo durch den Automobilkonzern Geely, sind chinesische Unternehmen seit einigen Jahren intensiv auf der Suche nach mittelständischen Zulieferern.

Fündig wurden sie in Deutschland. Der Zierteilehersteller Sellner im fränkischen Heilsbronn, der Kontrollsystemproduzent Preh in Neustadt an der Saale und der Dichtungsspezialist Saargummi gingen in den vergangenen 18 Monaten in chinesische Hände, ebenso wie der Leichtmetallbauer KSM Castings in Hildesheim .

Inzwischen haben viele Unternehmen aus dem Reich der Mitte gezeigt, wie schnell sie aufholen können. Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Euro Asia Consulting gaben knapp drei Viertel der 1.000 befragten deutschen Führungskräfte an, dass chinesische Unternehmen in der Qualität ihrer Produkte zunehmend zu deutschen Unternehmen aufschließen. 17 Prozent sahen sogar keinen Qualitätsunterschied mehr zwischen den Produkten der beiden Staaten.

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