Razzia in sechs Bundesländern Polizei zerschlägt Schleuserring

Bis zu 6000 Dollar zahlen Flüchtlinge für die Fahrt nach Europa. Die Schleuserbanden nehmen dabei bewusst den Tod der Menschen in Kauf. Nun ist deutschen und türkischen Behörden ein Schlag gegen die Kriminellen gelungen.

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Schleuserbanden schicken Flüchtlinge oft auf schrottreifen Schiffen auf das Mittelmeer und stellen den Autopiloten Richtung EU ein. Quelle: dpa

Berlin Deutsche und türkische Ermittler haben bei einem gemeinsamen Großeinsatz einen syrischen Schleuserring zerschlagen. In Deutschland seien fünf und in der Türkei zehn Personen festgenommen worden, teilten der Präsident des Bundespolizei, Dieter Romann, und der Leiter der türkischen Generaldirektion, Mehmet Lekesiz, am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Potsdam mit. Fast 500 Beamte der Bundespolizei durchsuchten demnach auch mit Hilfe der Eliteeinheit GSG 9 insgesamt 17 Wohnungen in sechs Bundesländern. Schwerpunkte der Aktion seien etwa Berlin und Hannover gewesen. Bei den Festgenommenen soll es sich fast ausnahmslos um Syrer handeln.

Hintergrund der Aktion sind einjährige Fahndungen nach den Organisatoren sogenannter Geisterschiff-Aktionen. Schleuserbanden schicken dabei Flüchtlinge auf schrottreifen Schiffen auf das Mittelmeer und stellen den Autopiloten Richtung EU ein. Bundespolizei-Chef Romann sprach von skrupellosen Schleppern, die bewusst den Tod der Menschen ins Kauf nähmen. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft Dresden sagte, möglich sei eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren. Mit den Geisterschiffen sollen vor allem Syrer in die EU gebracht worden sein. 250 von ihnen seien wurden den Ermittlern zufolge in Deutschland befragt.

Die türkische Polizei war parallel zur Bundespolizei etwa in Istanbul, Izmir oder der Hafenstadt Mersin im Süden im Einsatz. In Mersin soll auch einer der Drahtzieher festgenommen worden sein. Romann sprach davon, dass die Flüchtlinge 4500 bis 6000 Dollar für die Fahrt zahlen mussten. Sein Kollege Lekesiz erklärte, auch die Extremistenmiliz IS und die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK seien in die Schleuseraktivitäten verstrickt. Er setze auf eine weiter enge deutsch-türkische Zusammenarbeit. Die Türkei habe in den vergangenen Jahren bereits 1150 Personen im Zusammenhang mit Schlepperbanden festgenommen. Man habe 17 Geisterschiffe aufgegriffen.

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