Robert Mueller Erst der Schrecken von VW – und jetzt von Trump

Das Weiße Haus hat allen Grund zur Panik, schreibt die Washington Post und meint damit allen voran den neuen Sonderermittler Robert Mueller. Auch ein deutsches Unternehmen kennt ihn nur zu gut.

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Robert Mueller Quelle: dpa

Wenn es in Washington derzeit einen Blankoscheck gibt, dann ist es dieser. Ausgestellt vom Vizejustizminister Red Rosenstein, adressiert an Robert Mueller, Ex-FBI-Chef, Ex-Überwacher im VW-Skandal. Darin steht, Mueller sei beauftragt, "jegliche Verbindungen und/oder Abstimmungen zwischen der russischen Regierung und Personen mit Verbindung zur Wahlkampagne von Präsident Donald Trump" zu untersuchen.

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Betonung auf: Jede. Sprich: Mueller hat völlig freie Hand und er soll niemandem Rechenschaft schuldig sein, nur seinem Gewissen. Das dürfte Trump durchaus zu denken geben das hat er nun gemein mit Volkswagen, das im Nachgang des Dieselskandals in den USA zuvor vor Mueller zittern musste. Denn Mueller saß in den vergangenen Monaten oft nächtelang in der Washingtoner Anwaltskanzlei Wilmer Hale – der vornehmsten Kanzlei der Hauptstadt – mit VW-Anwälten zusammen, um deren Einigung mit Klägern zu überwachen.

Auf Geheiß der Richter sollte Mueller assistieren, damit die Hunderte Klagen gegen VW zügig zu einer Einigung – und Kläger zu ihrem Recht bzw. Geld kamen. Die Aufgabe gilt als weitgehend gelöst, VW hat mehr als 14 Milliarden Dollar in Strafzahlungen schon zugesagt. Dass diese Einigung binnen weniger Monate gelang, was auch dem Ansehen von Volkswagen in den Vereinigten Staaten sehr zugute kam, gilt durchaus als Muellers Verdienst.

Dass Mueller auch seine neue Aufgabe gut ausfüllen wird, daran zweifelt eigentlich niemand in der Hauptstadt. Er gilt als ausgesprochen unabhängiger Kopf, der auf seine untadelige Reputation stolz ist. Als einer, der während seiner Amtszeit als FBI-Chef oft schon frühmorgens im Büro war und abends als Letzter ging. Workaholic, das Wort fällt häufig, wenn über den 72 Jahre alten Juristen und Vietnam-Veteranen gesprochen wird.

2001 wurde Mueller von George W. Bush ernannt, nur eine Woche war er im Amt, als die Flugzeuge ins World Trade Center rasten. Die folgenden Jahre gehörten zu den intensivsten seiner Karriere. Die endete im Jahre 2013 – wenige Monate nach einer Episode, die Mueller als Tiefpunkt seiner Karriere ansieht, die Bomben beim Marathonlauf in Boston. Es kam heraus, dass das FBI einen der Täter Jahre zuvor befragt, aber dessen Fall abgeschlossen hatte. Diese Panne nagt dem Vernehmen nach noch heute an Mueller.

Was den Selbstdarsteller Trump an Mueller irritieren dürfte: Dieser gilt als ausgesprochen uneitel. Er reist meist mit Linienflugzeugen und ohne Bodyguards, er gibt ganz selten Interviews. Lieber vertieft er sich an seinem Schreibtisch in Akten, wozu zuletzt auch umstrittene Fälle aus der National Football League in den USA gehörten.

Die Personalie Mueller ist aber auch deswegen bedeutsam, weil das Wort "Sonderermittler" eine Präsidentschaft so gut wie lahmlegen kann. Bill Clinton hat damit leidvolle Erfahrung, als der Sonderermittler Kenneth Starr dessen Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky unter die Lupe nahm. Starr verbiss sich so in die Ermittlung, dass er schließlich den Bogen überspannte – und das amerikanische Volk nur noch Ruhe und ein Ende der schmutzigen Ermittlungen wünschte. So überstand Clinton politisch die Affäre. Aber seine Präsidentschaft war durch den Sonderermittler lange weitgehend lahmgelegt.

Droht Trump nun Ähnliches – oder gar Schlimmeres? Nach wenig mehr als 100 Tagen im Amt? Die "Washington Post" jedenfalls schreibt: "Das Weiße Haus hat allen Grund zur Panik."

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