Rohstoffe Kasachstan lockt, Deutschland zuckt

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Aktivitäten wurde eingestellt

Nachfrageentwicklung und wichtige Herkunftsländer für Industriemetalle, die insbesondere für Zukunftstechnologien wichtig sind (zum Vergrößern bitte anklicken).

Fest steht, dass die Rohstoffallianz kein einziges konkretes Projekt vorweisen kann. Auch über die eher politische Rohstoffpartnerschaft hat noch kein Unternehmen die Schaufel in den Erdboden gerammt. Die Frankfurter Firma Ablai Resources, Tochter des Finanzdienstleisters Quaesta Capital, wollte mit dem staatlichen kasachischen Partner Tau-Ken Samruk (TKS) Vorkommen von Rohstoffen wie Wolfram neu bewerten und mithilfe von Investoren erschließen. TKS-Chef Mazhit Turmagambetow teilte mit, man habe "die Aktivitäten eingestellt", da der Investor weder Technologien noch konkrete Finanzierungen habe liefern können.

Kasachstan ist ein stolzes Land. Reist ein Gast aus weiter Ferne an, folgt das Protokoll einem festgefahrenem Schema: Unterbringung im Ausländer-Hotel, Stippvisite im Museum, anderntags Rundgang durch die Universität. Der Rektor hat Routine mit dem Empfang ausländischer Gäste. Stolz zeigt er ihnen das Labor, die Bibliothek und was sonst so neu ist, vor allem Fotos vom Besuch des Präsidenten Nursultan Nasarbajew, dem das offizielle Kasachstan huldigt wie einem Heiligen.

Branchenkenner sind skeptisch

Handel im Schneematsch Quelle: Nils Bröer für WirtschaftsWoche

Der deutsche Investor wird ungeduldig. Kein Manager oder Geologe fliegt 5000 Kilometer von Deutschland nach Kasachstan, um sich in einer Provinz-Universität die Bilder der Schlipsträger anzusehen. Dann kommt es zum Eklat: Die geologischen Daten, die ihm vorab versprochen waren, bekommt der Investor doch nicht zu sehen. Kazzinc empfängt heute keine Besucher, in der Uranfabrik geht’s leider nur ins Werksmuseum. Aus Sicherheitsgründen, na prima!

Freilich ist auch die Rohstoffallianz nicht transparent und unkompliziert. Will sie ein Projekt anpacken, muss sich aus den zwölf Mitgliedern eine Koalition formen, die die Förderung mit einer eigenen Projektgesellschaft operativ anpackt. Das klingt, als sei selbst der Europäische Rat effizienter. Folglich sind Branchenkenner skeptisch: "Die Kooperationen innerhalb der Allianz sind schwierig und instabil, da oft auch Wettbewerber unter den Partnern sind", nennt Leon Leschus vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI einen Geburtsfehler der Industrieinitiative. Er gewinnt diesem Konstrukt aber auch Positives ab: "Mineninvestitionen rechnen sich oft erst nach Jahrzehnten", so Leschus, "da hilft es, wenn die Kosten und Risiken auf mehrere Schultern verteilt werden können."

Finanzierung ist das große Problem

Generell ist die Finanzierung der große Knackpunkt bei Rohstoffprojekten. In der Außenhandelspolitik gibt es zwar Ungebundene Finanzkredite (UFK) für große Investitionsprojekte, wobei der Bund Garantien für deutsche Lieferungen und Leistungen übernimmt. Voraussetzung ist aber, dass die Rohstoffe fast vollständig der deutschen Wirtschaft zufließen – so stark aber würde sich ein Land wie Kasachstan nicht knebeln lassen.

Im Finanzsektor ist die Politik keine Hilfe – zumindest nicht in Kasachstan. Vier Jahre verzichtet die Außenhandelsversicherung Euler-Hermes praktisch auf die langfristige Besicherung von Investitionen und größeren Exportkrediten. Die Export- und Kreditversicherung Euler-Hermes, KfW und Tochterbank DEG-Invest sind während der Finanzkrise auf 300 Millionen Euro sitzen geblieben, da deutsche Lieferanten für geplatzte Kredite bei kasachischen Banken entschädigt werden mussten.

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