Rohstoffe Kasachstan lockt, Deutschland zuckt

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Mix zur Rohstoffsicherung ist gescheitert

Was in iPhones und Panzern steckt
Hybridauto von Porsche Quelle: rtr
Neodym Neodym ist Ausgangsstoff für starke Permanentmagnete, die in kleinen Mikrophonen und Lautsprechern – etwa in Apples iPhone – stecken. Sie machen auch moderne Audioanlagen erst möglich. Quelle: ap
Praseodym Auch Praseodym ermöglicht die Produktion kräftiger Magneten, die für die Herstellung kompakter Elektromotoren, aber auch von Generatoren für Windkraftanlagen verwendet werden. Quelle: ap
Samarium Samarium ist ebenfalls Ausgangsstoff für Permanentmagnete, die beispielsweise in militärischen Navigationssystemen stecken, wie die US-Armee sie im Kampfpanzer Abrams einsetzt. Damit endet die Vorstellung der ersten vier Vertreter aus der Gattung der „leichten seltenen Erden“, weiter geht's mit den sogenannten „schweren seltenen Erden“. Quelle: Reuters
Terbium Als grünlicher Fluoreszenzstoff hilft Terbiumden Herstellern von Lampen ohne Glühfaden, die Lichttemperatur einzustellen. So verbrauchen Energiesparlampen bei gleicher Helligkeit weniger Strom. Quelle: ap
Gadolinium In Kernreaktoren dient Gadolinium dazu, überschüssige Neutronen zu absorbieren - entweder für eine Schnellabschaltung oder in Meilern, die nur selten neu bestückt werden, etwa für Atom-U-Boote. Quelle: ap
Yttrium In Radargeräten dienen kristallische Elemente mit Yttriumanteil dazu, die zurückkommenden elektromagnetischen Wellen besser aufzufangen. Als nächstes folgen die seltenen Metalle. Quelle: Reuters

Die Allianz für Rohstoffsicherung ist eine Initiative des BDI und wird von zwölf Industriekonzernen mitgetragen, darunter Volkswagen, Bosch, Aurubis und Georgsmarienhütte. Vor genau einem Jahr gegründet, sollten sich aus den Teilhabern heraus Investorengruppen bilden, die Rohstoffvorkommen im In- und Ausland gemeinsam ausbeuten, verhütten, verkaufen, aber auch finanzieren. Die konnten sich aber bisher nicht einigen, was sie wo bohren wollen und wer das finanziert.

Die Integrierte Rohstoffinitiative bildet den entwicklungspolitischen Arm der Zusammenarbeit mit rohstoffreichen Ländern wie Kasachstan: Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) will Partnern bei der Verbesserung von Investitionsbedingungen und der Ausbildung von Fachleuten helfen. So sie denn wollen.

Unverständins auf beiden Seiten

Die Deutsche Rohstoffagentur (Dera) ist eine Informationsstelle bei der BGR, die als Dienstleister weltweit Vorkommen für die deutsche Wirtschaft analysiert.

Wie dieser Mix funktioniert, sollte sich in Ostkasachstan zeigen – aber es klappt nichts. Die Kasachen seien sehr hemdsärmelig, klagt der Vertreter eines deutschen Unternehmens. "Die glauben, die Kanzlerin unterschreibt einen Befehl und dann kommen 100 Ingenieure, so wie das im Kasachstan unter Präsident Nasarbajew laufen würde." Dagegen sagt Oleg Gawrilenko, Geologe der Technischen Universität Öskemen: "Unternehmen wollen heute ohne Risiken in Projekte einsteigen. Das funktioniert im Rohstoffsektor nicht." Die Wahrheit liegt wohl zwischen beiden Polen.

Ein Abstecher nach Astana, in die schillernde Hauptstadt des Petrostaats Kasachstan. Alleinherrscher Nasarbajew hat den Regierungssitz 1997 hierher verlegt. Glitzernde Hochhäuser sind entlang der Promenade zum Präsidentenpalast entstanden, Englands Stararchitekt Sir Norman Foster hat ein gewaltiges Einkaufszentrum in Form einer Jurte entworfen. In einem golden verspiegelten Hochhaus sitzt Albert Rau in einem der obersten Stockwerke. Als Vize-Industrieminister ist er verantwortlich für die Rohstoffpartnerschaft und die Beziehungen zu Berlin.

"Braucht ihr Rohstoffe oder wir?"

Albert Rau hat deutsche Wurzeln – aber die Deutschen versteht er nicht. Er höre immer dieselbe Leier: Deutschland sei marktwirtschaftlich orientiert, feste Liefervereinbarungen kartellrechtlich nicht so einfach, zetert er und fragt laut: "Freunde, braucht ihr Rohstoffe oder wir?" Rau ist ein aufbrausender Mann, der den großen Wurf liebt: Ein Bohrloch, aus dem Kasachen und Deutsche gemeinsam Rohstoffe fördern – und oben veredeln. Rau hat die Arbeitsplätze im Sinn, verspricht feste Lieferungen jeden Monat, verlangt aber konkrete Finanzierungen. Ihm sei egal, ob einzelne Unternehmen oder ein Konsortium unter der Fahne der Rohstoffallianz anrücke – "Hauptsache, Investoren kommen. Aber ich sehe null Bewegung", schimpft Rau.

Wobei auch Kasachstan unter Druck ist: Die Metallgewinnung ist rückläufig. Investitionen in Fördertechnik außerhalb des Öl-, Gas- und Eisenerzbereiches sanken 2012 um 5,8 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar, hat Fabian Nemitz von Germany Trade & Invest errechnet. Die Vorkommen aus Sowjetzeiten sind ausgebeutet, mit neuen Projekten hinkt das Land hinterher – obwohl Geologen mehr als 900 Vorkommen nennen, die sich heben ließen.

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