Roter Teppich für Putin in Versailles Emmanuel Macron umgarnt den russischen Präsidenten

Im französischen Präsidentschaftswahlkampf hat Putin die Rechtspopulistin Le Pen unterstützt. Nun muss er sich mit Macron arrangieren. Das erste Treffen verlief dennoch positiv – Putin zeigte sich sogar beeindruckt.

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Putin (links) schien geschmeichelt vom königlichen Empfang in Versailles. Quelle: Reuters

Paris Emmanuel Macron steckte die Hand zum Dialog mit Wladimir Putin aus. Dabei war er keinesfalls Putins Wunschkandidat für Frankreichs Präsidentschaft. Der russische Präsident zeigte sich kurz vorher noch mit Marine Le Pen, die für eine Schwächung Europas stand, russische Medien verbreiteten Fake-News über Macrons Privatleben. Dennoch empfing ihn Macron ganz schnell mit viel Pomp in Frankreich – im Schloss von Versailles. Sogar ein roter Teppich war davor ausgerollt, gespeist wurde im Restaurant „Oré“ von Sternekoch Alain Ducasse. Es war eine neue diplomatische Herausforderung für Macron, zumal er im Wahlkampf gesagt hatte, er teile nicht die Werte von Putin.

Bei dem eilig anberaumten Treffen mit Putin ging es darum, Stärke zu zeigen. Aus Macrons Umfeld hieß es, das Gespräch mit Putin werde „mindestens so freimütig wie jenes mit Trump“. Inzwischen hat Macron sich zu dem auffällig langen Handschlag mit Donald Trump in Brüssel geäußert. Das sei von ihm geplant gewesen: „ Man muss zeigen, dass man keine Zugeständnisse macht.“ Und er versprach auch im Vorfeld schon einen Austausch mit Putin „ohne Konzessionen“. So waren alle Augen auf den Handschlag der beiden gerichtet. Doch der Handschlag von Putin und Macron wirkte eher freundschaftlich und ließ keinen Machtkampf erkennen. Beide klopften sich danach auch noch herzlich auf die Arme.

Bei dem Treffen ging es um französisch-russische Beziehungen, Terrorismus, Syrien und die Ukraine, aber vor allem um ein erstes Kennenlernen. Eine Konfrontation wurde vermieden. Nach Auffassung von Thomas Gomart, Direktor des französischen Institutes für internationale Beziehungen (IFRI), wollte Putin „das sehr negative Image korrigieren, das er während des französischen Wahlkampfes hinterlassen hat.“ Französische Medien urteilten, Putin sei damit wieder in den Dialog mit dem Westen zurückgekehrt. Macron sei es als neuem Gesprächspartner gelungen, über alle wichtigen Themen zu sprechen. Beide seien Pragmatiker. Für Macron sei es ein weiterer tadelloser Schritt auf dem internationalen Parkett und Werbung für die im Juni anstehenden Parlamentswahlen in Frankreich.

Putin schien geschmeichelt vom königlichen Empfang in Versailles. „Der Dialog zwischen Frankreich und Russland hat nie aufgehört“ erklärte Macron. „Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam über die Themen sprechen können, die unsere beiden Länder angehen.“ Es ging unter anderem um Syrien: „Wir wollen unsere Partnerschaft im Kampf gegen den Terrorismus zusammen mit Russland ausbauen.“ Es soll unter anderem eine gemeinsame Arbeitsgruppe geben. Was Baschar al-Assad angeht, der von Russland unterstützt wird, blieb Macron allerdings sehr ausweichend.

Außerdem soll es bald einen neuen Austausch mit Deutschland und der Ukraine geben. „Ich habe den Willen, dass es zu einer Abschwächung dieses Konfliktes kommt“, so Macron. Er bezeichnete den Dialog mit Putin als sehr „offen und direkt“, er habe alle Themen aus der Sicht Frankreichs auf den Tisch gebracht, wolle das aber nicht öffentlich ausbreiten. Mit dem Treffen mit Putin in Versailles präsentierte er sich als Vermittler für ein Ukraine-Treffen und wollte an einem historischen Ort die Stärke und Macht Frankreichs zeigen. Er wies damit auch darauf hin, dass Russland ein wichtiges Land ist, mit dem man sich diplomatisch arrangieren sollte, auch wenn die Werte nicht geteilt werden.

Putin betonte, er sei sehr „beeindruckt“ von der Einladung gewesen. Die französisch-russischen Beziehungen gingen weit zurück. „Wir haben versucht, Punkte der Annäherung zu finden. Es ging auch um Wirtschaft, die Ukraine-Krise und Syrien“, so Putin. „Wir haben entschieden, gemeinsame Lösungen zu finden, um die Situation zu verbessern. Doch das Wichtigste sei der Kampf gegen Terrorismus.“ Er betonte zum Abschluss mit Blick auf mögliche neue Sanktionen gegen Russland aufgrund der Ukraine-Krise: „Die Sanktionen gegen Russland helfen nicht, die Situation zu bessern.“

Hintergrund – oder Vorwand – für den Besuch war die Ausstellung zum Besuch von „Peter dem Großen – ein Zar in Frankreich“ im Jahr 1717, die in Versailles gezeigt wird und 300 Jahre französisch-russische Beziehungen zelebriert. Die Ausstellung war für Macron eine perfekte Gelegenheit für eine Einladung Putins.

Putin hatte sofort nach der Wahl von Macron einen Schritt auf diesen zugemacht und erklärt, man müsse das „gegenseitige Misstrauen überwinden“, das zwischen Frankreich und Russland herrsche und die Kräfte vereinigen, um die internationale Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten. Schon am 18. Mai hatte es auf Initiative von Putin ein erstes Telefongespräch gegeben. Macron und er hatten entschieden, bei Fragen der internationalen Aktualität zusammen zu arbeiten, auch im Kampf gegen Terrorismus.

Russland erhofft sich, dass man sich beim Thema Syrien leichter verständigen kann. Mit Macrons Vorgänger François Hollande war die Verständigung darüber schwierig, denn Hollande warf Moskau wie viele seiner Kollegen die Unterstützung des Regimes von Baschar-al-Assad vor. Ursprünglich war schon ein Putin-Besuch in Paris im vergangenen Oktober geplant gewesen, um ein russisches Kulturzentrum einzuweihen. Doch als Putin hörte, dass Hollande zu der Veranstaltung nicht kommen wollte, hatte er den Besuch in Paris ganz abgesagt. Hollande wollte nur ein Arbeitstreffen zu Syrien abhalten. Macron versöhnte Putin nun mit dem Schloss des Sonnenkönigs und belebte die Beziehung zwischen den Ländern neu.

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