Mit Razzien in mehreren Städten und Provinzen der Türkei ist die Polizei gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgegangen. Dabei wurden insgesamt rund 400 Verdächtige festgenommen und zahlreiche Wohnungen durchsucht, berichtete die Nachrichtenagentur DHA.
Alleine in der Grenzprovinz Sanlifurfa habe die Polizei 150 Syrer in Gewahrsam genommen worden. In der Hauptstadt Ankara seien 60, in der zentraltürkischen Provinz Konya 75 Verdächtige festgenommen worden.
Weitere Razzien gab es unter anderem in der Metropole Istanbul, im westtürkischen Izmir und im südtürkischen Adana. Unter den Verdächtigen sind laut DHA viele Ausländer. Ihnen wird unter anderem die Planung von Anschlägen in der Türkei vorgeworfen.
Chronologie: Schwere Anschläge in der Türkei
Bei einem Doppelanschlag im Istanbuler Stadtteil Besiktas nahe einem Fußballstadion sterben am 10. Dezember mindestens 45 Menschen, überwiegend Polizisten. Zu den Anschlägen bekennt sich die TAK, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Eine Woche später kommen in der zentraltürkischen Stadt Kayseri bei einem Selbstmordanschlag mindestens 13 Soldaten ums Leben. Der Attentäter hat eine Autobombe neben einem Bus mit Militärangehörigen gezündet haben. Auch hierzu bekennt sich die TAK. Am 19. Dezember wird der russische Botschafter Andrej Karlow in Ankara von einem türkischen Polizisten niedergeschossen. Die türkische Regierung verdächtigt die Gülen-Bewegung, hinter dem Attentat zu stecken.
Bei einem Autobombenanschlag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir werden mindestens elf Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Erstmals übernimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung. Auch die TAK bekennt sich zu der Tat. Zu der Explosion war es kurz nach den Festnahmen von zwölf Abgeordneten der pro-kurdischen HDP gekommen.
In der südosttürkischen Provinz Hakkari bringt ein Attentäter einen mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster vor einem Kontrollposten der Gendarmerie zur Explosion. Bei dem Selbstmordanschlag der PKK kommen 16 Menschen ums Leben.
Ein Attentäter sprengt sich inmitten einer kurdischen Hochzeitsfeier in der südtürkischen Stadt Gaziantep in die Luft. Es gibt mehr als 50 Tote.
Am internationalen Terminal des Atatürk-Flughafens in Istanbul sprengen sich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Sie reißen 45 Menschen mit in den Tod. Die türkische Regierung macht den IS dafür verantwortlich.
Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Ankara werden mindestens 37 Menschen getötet. Zu dem Anschlag bekennt sich die TAK.
Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Zu dem Attentat bekennt sich die TAK.
Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in die Luft. Er gehörte nach Angaben der türkische Regierung dem IS an.
Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht den IS dafür verantwortlich.
Die türkische Führung macht den IS für zahlreiche Terroranschläge im Land verantwortlich. Der IS bekannte sich zudem zu dem Anschlag auf den Istanbuler Club Reina vor etwas mehr als einem Monat. In der Silvesternacht hatte ein Angreifer im Club um sich geschossen und 39 Menschen getötet.
Die Polizei nahm im Anschluss zahlreiche Verdächtige in Untersuchungshaft, der aus Usbekistan stammende Hauptverdächtige befindet sich in Polizeigewahrsam. Ob die aktuellen Razzien im Zusammenhang mit dem Reina-Angriff stehen, war zunächst unklar.
Unter anderem schreibt die türkische Führung dem IS noch einen schweren Anschlag auf den Istanbuler Atatürk Flughafen im vergangenen Juni und ein Attentat auf eine Hochzeitsfeier im südtürkischen Gaziantep zu.
Die türkische Armee kämpft seit August im Nachbarland Syrien gegen den IS. Anadolu berichtete am Sonntag, die türkische Luftwaffe habe in den vergangenen 24 Stunden Luftschläge in der nordsyrischen Region Al-Bab geflogen. 33 IS-Kämpfer seien „neutralisiert“ - also getötet, verletzt oder gefangen genommen - worden.