Russischer Kampfjet abgeschossen Nato kommt zu Krisensitzung zusammen

Die Nato kommt noch am Dienstag in Brüssel zu einem Krisentreffen zusammen, bei dem es um den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei geht.

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Ein Screenshot aus dem türkischen Fernsehen HaberTurk zeigt den abstürzenden Kampfjet. Quelle: dpa

Der Nordatlantikrat der Nato kommt am Dienstag in Brüssel zu einer Krisensitzung zusammen, bei der es um den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei im Grenzgebiet zu Syrien geht. Das Treffen solle um 17.00 Uhr stattfinden, sagte ein Beamter. Die Türkei ist Mitglied des Militärbündnisses Nato.

Die Türkei hat am Dienstag nach eigenen Angaben ein russisches Kampfflugzeug an der syrischen Grenze abgeschossen. Die Maschine sei vor dem Abschuss durch Abfangjäger zehnmal binnen fünf Minuten gewarnt worden, dass sie den türkischen Luftraum verletze, hieß es aus dem türkischen Präsidialamt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, einer ihrer Jets sei offenbar vom Boden aus über Syrien abgeschossen worden. Man könne beweisen, dass die Su-24 den syrischen Luftraum nicht verlassen habe. Auf Videoaufnahmen in türkischen Medien war zu sehen, wie sich zwei Piloten mit dem Fallschirm retteten. Dem Sender CNN Türk zufolge befand sich einer in der Gewalt turkmenischer Kämpfer in Syrien, nach dem anderen werde noch gesucht.

Ein Vertreter des türkischen Militärs erklärte, die Maschine sei von F-16 Kampfflugzeugen abgeschossen worden. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu ordnete seinem Büro zufolge Beratungen mit den Nato-Partnern und den Vereinten Nationen (UN) an. Die Nachricht von dem Abschuss löste an den Börsen Unruhe aus. Die Leitindizes der Handelsplätze in Istanbul und Moskau rutschten zunächst um jeweils mehr als zwei Prozent ab.

Der Sender Habertürk TV zeigte Bilder eines brennenden Flugzeugs, das in einem Waldgebiet stürzte. Dem Bericht zufolge schlug der Jet im Norden Syriens nahe der türkischen Grenze auf. Das Gebiet ist dem Sender zufolge in der Türkei als "Turkmenischer Berg" bekannt. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, das Kampfflugzeug sei in der syrischen Provinz Latakia abgestürzt. Dort habe es zuvor Luftangriffe auf Stellungen von Rebellen gegeben. Bilder der Nachrichtenagentur Anadolu zeigten, wie sich offenbar beide Piloten mit dem Fallschirm retteten. Russische Hubschrauber suchten nach einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Dogan nach ihnen.

Russland unterstützt seit Ende September die syrische Armee mit Luftangriffen im Kampf gegen die Aufständischen. Die Regierung in Ankara hat sich mit der turkmenischen Minderheit im Nachbarland solidarisch erklärt. Vor einigen Tagen hatte sie den russischen Botschafter einbestellt, um gegen eine Bombardierung turkmenischer Dörfer zu protestieren. Am Montag hatten türkische Behörden erklärt, etwa 1700 Menschen seien in den drei Tagen zuvor vor den anhaltenden Kämpfen aus der gebirgigen Region zur türkischen Grenze geflüchtet.

Auch die Luftwaffen anderer Staaten sind über Syrien im Einsatz. Ein von den USA geführte Allianz, zu der auch Frankreich gehört, greift Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) an. Die USA werfen der Regierung in Moskau vor, nicht nur gegen den IS, sondern auch gemäßigte Gegner von Präsident Baschar al-Assad zu bombardieren.

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