Aktuell freilich setzt die drastische Abwertung des Rubel vielen Unternehmen zu. Binnen Jahresfrist hat die Währung zum Euro rund ein Drittel an Wert verloren. "Wir haben hier alle Angst um die Gewinne", sagt der Russland-Chef eines deutschen Maschinenbauers in Moskau. Investoren mit Montagebetrieb in Russland müssen in Deutschland ihre Teile auf Euro-Basis einkaufen. Ihre Endprodukte verkaufen sie ab Werk gegen Rubel. Wer vor Ort produziert, leidet doppelt unter dem Währungsverfall: Der Einkauf wird teurer - und vom Umsatz bleibt in Euro weniger übrig.
Österreichs Bauriese Strabag, der in Russland 1800 Mitarbeiter beschäftigt, steht wegen der Teuerung der aus Europa zugelieferten Teile unter Druck. Am kostspieligen Import leidet auch Autobauer BMW, der in Kaliningrad kleinere Modelle endmontieren lässt. Vorstandschef Norbert Reithofer mag noch nicht einschätzen, wie sich die Spannungen auf das Geschäft auswirken werden. Er warnt allerdings: "Auch die Finanzkrise 2008 fing ja mal ganz klein an." Sanktionen des Westens würden für die Branche jedenfalls schwere Konsequenzen haben.
Bilanzielle Folgen hat die Krim-Krise für den Handelskonzern Metro, der sich eines starken Russland-Geschäfts rühmt. Im vergangenen Jahr setzten die Kaufleute dort 5,3 Milliarden Euro über die Großmarktsparte und die Elektroniktochter Media Markt um. In der Ukraine betreibt Metro 33 Märkte, darunter zwei auf der Krim. Jüngst hatten die Düsseldorfer signalisiert, bis zu 25 Prozent ihrer russischen Großhandelstochter in London an die Börse zu bringen. Erlöse von bis zu einer Milliarde Euro sollten in das Wachstum des Konzerns fließen.
Daraus wird nun eher nichts. Nach der jüngsten Eskalation müssen die Börsenpläne wohl verschoben werden, die Bewertung könnte nach unten korrigiert werden. Entsprechend besorgt reagierten Anleger. Der Aktienkurs der Metro-Gruppe brach nach der Krim-Besetzung ein. Ähnlich lief es bei Adidas. Russland ist für den deutschen Sportausrüster einer der wichtigsten Märkte der Welt. Noch laufen die Geschäfte, doch "wenn der Konflikt andauert, wird das die Verbraucher nervöser machen", so Adidas-Chef Herbert Hainer.
Abschreckend wirken die Turbulenzen der vergangenen Tage auch für Lebensmittelhändler, die mit der Expansion gen Osten geliebäugelt hatten. "Die dürften Russland vorerst von ihrer Expansionsliste streichen", sagt Boris Planer, Osteuropaexperte vom Informationsdienst Planet Retail in Frankfurt. Das Problem: Neue Filialen rechnen sich erst nach sieben bis zehn Jahren, Immobilieninvestments sind auf Jahrzehnte ausgelegt. "Putin hat das Vertrauen in die langfristige Stabilität beschädigt", sagt Planer. Nun würden Händler verstärkt auf China oder Südamerika ausweichen.