Im Kampf um Marktanteile haben die russischen Bierbrauer derzeit einen mächtigen Verbündeten: den günstigen Rubel. Er machte die Konkurrenz aus dem Ausland deutlich teurer, so dass die Kunden verstärkt zu den Marken der einheimischen Brauereien greifen. Doch derzeit ist der Rubel wieder im Aufwärtstrend. Das freut Millionen Russen, weil die Inflation im Zaum gehalten wird. Die russischen Unternehmen fürchten dagegen, erneut ins Hintertreffen zu geraten.
Für Nikita Filippow, Miteigentümer einer Brauerei in Sankt Petersburg, war der niedrige Rubel ein Segen. „Die europäischen Biere hatten preislich das obere Ende erreicht und die Barbesitzer merkten, dass sie ihre Preise nicht noch mehr erhöhen konnten, weil das Bier dann unbezahlbar geworden wäre“, sagt er. „Das war ein entscheidender Moment.“ Die Gastwirte hätten zum ersten Mal seit Jahren über ihre Profitmargen nachdenken müssen und sich dann den örtlichen Brauereien zugewandt.
Die Sanktionen der EU und USA gegen Russland
Die EU erschwert den Zugang zu den EU-Finanzmärkten für russische Banken. Gilt für alle Banken mit einem staatlichen Anteil von mindestens 50 Prozent. Sie können auf den EU-Kapitalmärkten keine neuen Wertpapiere oder Aktien von russischen Unternehmen mehr verkaufen.
In den USA fallen drei weitere Banken im russischen Staatsbesitz unter die Strafmaßnahmen, damit sind es nun fünf von sechs: Die Bank von Moskau, die Russische Landwirtschaftsbank und die VTB Bank kamen hinzu. Ihnen wird der Zugang zu mittel- und langfristiger Dollarfinanzierung für Russland erschwert. Sie dürfen aber weiter in den USA operieren.
Die EU verbietet künftige Rüstungslieferungen. Betroffen sind alle Güter, die auf einer entsprechenden Liste der EU stehen. Gilt nicht für bereits unterzeichnete Verträge, also auch nicht für die Lieferung von zwei französischen Hubschrauberträgern im Wert von 1,2 Milliarden Euro an Russland.
In den USA wurde die United Shipbuilding Corporation (größtes russisches Schiffsbau-Unternehmen) zu den bislang acht auf der Sanktionsliste stehenden Firmen im Verteidigungssektor ergänzt. Die Unternehmen dürfen nicht mehr das US-Finanzsystem nutzen oder mit amerikanischen Bürgern Geschäfte machen.
Die EU verbietet den Export von bestimmten Hochtechnologiegütern an das Militär. Gilt beispielsweise für Verschlüsselungssysteme sowie für Hochleistungscomputer.
Die EU untersagt die Ausfuhr für Spezialtechnik zur Ölförderung. Zielt auf Geräte, die für Ölbohrung und -förderung beispielsweise in der Arktis gebraucht werden.
Auch in den USA gelten für Unternehmen aus der Ölbranche eingeschränkte Importmöglichkeiten für Technik zur Erschließung von Ölquellen in tiefen Gewässern, vor der arktischen Küste oder in Schiefergestein. Die aktuelle Energieproduktion werde damit aber nicht beeinträchtigt.
Die Regierung fördert solche Trends in der Hoffnung, doch noch einen Vorteil aus dem rasanten Verfall des Rubels im vergangenen Jahr zu ziehen. Von dem niedrigen Kurs profitierten in Russland unter anderem der Bausektor und die Ölbranche, die ihr Produkt zwar in Dollar verkauft, viele Kosten aber in Rubel bezahlt. Das milderte auch die Folgen des niedrigeren Ölpreises etwas ab.
Der Rubel schnitt gegenüber dem Dollar 2014 am zweitschlechtesten ab. In diesem Jahr gehört die Währung allerdings zu den erfolgreichsten. Während wahrer Panikverkäufe im Dezember gab es für einen Dollar fast 80 Rubel zu kaufen. Doch der Kurs erholte sich und stand Ende der vergangenen Woche bei 52,60 Rubel pro Dollar. Das ist aber ein Drittel weniger als im Januar 2014, so dass die russischen Hersteller immer noch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Importen verzeichnen.
Frisches Bier einer russischen Brauerei kostet derzeit in den Moskauer Bars zwischen 150 und 200 Rubel (2,75 und 3,70 Euro) pro halben Liter. Für die importierten Biere aus Deutschland und Belgien, die lange das Premium-Segment dominierten, muss der Gast dagegen rund 300 Rubel (5,50 Euro) bezahlen.