Saudi-Arabiens König Salman hat seinen langjährigen und einflussreichen Energieminister entlassen und den Verwaltungsratschef des Ölgiganten Aramco zu dessen Nachfolger ernannt. Gleichzeitig wurden am Samstag andere zentrale Posten neu besetzt. Der Umbau der Regierung sollte Beobachtern zufolge die jüngst eingeleiteten wirtschaftlichen Reformen unterstützen, mit denen der weltgrößte Ölexporteur seine Abhängigkeit von den zuletzt schwindenden Rohstoffeinnahmen verringern will.
Unter dem neuen Öl-Minister Chaled al-Falih wird das Ressort vergrößert und in Ministerium für Energie, Industrie und Bodenschätze umbenannt. Al-Falih folgt dem 80-jährigen Ali al-Naimi nach, der das Amt seit 1995 bekleidete. Al-Naimi galt lange als einer der einflussreichsten Vertreter des weltweiten Energie-Sektors. Nur ein Wort von ihm konnte die Öl-Märkte bewegen. Er verfolgte den Kurs, auch in Zeiten niedriger Ölpreise an der Fördermenge festzuhalten, um Konkurrenten mit höheren Förderkosten aus dem Rennen zu schlagen.
Unter König Salman schwand allerdings zunehmend sein Einfluss. Genau wie sein Nachfolger Al-Falih blickt Al-Naimi auf eine lange Karriere beim Staatskonzern Aramco zurück, wo er bereits als Zwölfjähriger als Laufbursche tätig war und sich bis an die Konzernspitze hocharbeitete.
Wissenswertes über Saudi-Arabien
Saudi-Arabien ist mit den für Muslime bedeutenden Städten Mekka und Medina die Geburtsstätte des Islam.
Seit 1932 wird der Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel von der Familie Al-Saud als absolute Monarchie geführt. Die Scheichs haben mit dem Wahhabismus eine konservative Auslegung des Islam im Land etabliert und vor allem Frauen mit strengen Regeln belegt. So ist Saudi-Arabien das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen.
In dem Land leben nach Angaben der UN rund 27 Millionen Menschen, ein Drittel von ihnen sind Gastarbeiter. Die Mehrheit der Saudis sind sunnitische Muslime. Im Osten des Landes lebt eine schiitische Minderheit, die jedoch immer wieder Repressalien ausgesetzt ist. Sunniten sprechen ihnen ab, wahre Muslime zu sein.
Als größter Produzent unter den Erdöl-Staaten (Opec) kann das Königreich einen großen Reichtum vorweisen. Die Staatsreserven werden auf 750 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Al-Falih hatte seit einem Jahr auch das Amt des Gesundheitsministers inne, das er nun aufgibt. Er war bis 2015 Aramco-Chef und wurde dann zum Chairman ernannt. Es war zunächst unklar, welchen Kurs er in der Öl-Politik einschlagen würde. Beobachter vermuteten, dass es keine größeren Veränderungen geben würde, zumal der Energie-Bereich zuletzt immer mehr vom stellvertretenden Kronprinzen Mohammed bin Salman geprägt wurde.
Mohammed bin Salman gilt auch als Urheber des tiefgreifenden Reformprojekts unter dem Namen "Vision 2030", mit dem Saudi Arabien seinen Wohlstand bei geringeren Einnahmen aus dem Öl-Geschäft mit verstärkten Auslandsinvestitionen langjährig sichern will. Nicht erst seit dem Ölpreisverfall ab 2014, der tiefe Löcher in den Staatshaushalt reißt, steht Saudi-Arabien unter Druck, eine Zukunft zu entwerfen, in der das Land dem Geschäft mit dem Schwarzen Gold nicht mehr ausgeliefert ist.
Die Hoffnungen des Landes ruhen nun insbesondere auf dem mächtigen Staatsfonds PIF. Dessen Vermögen soll durch einen umfassenden Umbau auf umgerechnet 2000 Milliarden von 160 Milliarden Dollar ausgebautwerden. PIF soll der Dreh- und Angelpunkt für die Auslandsinvestitionen werden. Geprüft wird auch ein Börsengang von Aramco.
König Salman ernannte am Samstag zudem einen neuen Handels- und Investitionsminister. Auch an der Spitze der Zentralbank gibt es einen Wechsel. Der Finanzminister bleibt im Amt.