Saudi-Arabien und Russland Ölförderländer frieren Ölförderung ein

Die Ölminister von einigen der wichtigsten Förderländer haben sich auf eine Begrenzung der Ölförderung geeinigt. Die Produktion solle auf dem Niveau vom Januar eingefroren werden. Iran stellt sich allerdings quer.

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Diese Produkte müssten billiger sein
Öl ist momentan so billig wie lange nicht. Zwar hat sich der Preis zuletzt etwas stabilisiert, im vergangenen Jahr im Juni war Öl aber noch rund 40 Prozent teurer. Quelle: dpa
An der Tankstelle hat sich der Preissturzes beim Öl bereits ausgewirkt, Diesel und Benzin sind deutlich günstiger geworden. Allerdings nicht so stark wie es möglich gewesen wäre... Quelle: dpa
Die Verbraucherzentrale hat eine Studie in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie stark Verbraucher von den niedrigeren Ölpreise profitiert haben. Ergebnis: Bei vielen Produkte war der Effekt gering. „Allein an der Tankstelle und beim Heizen hätte ein durchschnittlicher Haushalt etwa 15 Euro im Monat sparen können, wenn die gesunkenen Rohstoffpreise vollständig weitergegeben worden wären“, sagt Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband. Und auch bei anderen Produkten kam vom Ölpreissturz nur wenig bei Verbrauchern an. Quelle: dpa
Der Preis für einen Liter Bier hätte zum Beispiel zwischen Januar 2014 und Januar 2015 um 14 Cent sinken können, hat das Hamburger Forschungsbüro Energy Comment, das die Studie für die Verbraucherzentrale erstellt hat, berechnet. In Wirklichkeit stieg der Preis für Bier in diesem Zeitraum sogar. Quelle: dpa
Uncle Ben’s Express Nasi Goreng (Mars) Quelle: AP
Bei Laptops, die meistens in Asien gefertigt werden, sollten sich eigentlich auch die niedrigeren Transportkosten bemerkbar machen: Um 1,68 Euro hätte der durchschnittliche Preis für einen Laptop laut Verbraucherzentrale sinken sollen. Quelle: dpa
Eine 1,5 Kilogramm-Packung Teelichter hätte 29 Cent billiger sein können. Auf den ersten Blick sind das zwar nur kleine Beträge, auf ein Jahr gesehen können sie aber trotzdem einen Unterschied machen. „2014 sind dadurch ungerechtfertigte Mehrkosten von rund 100 Euro pro Haushalt entstanden“, sagt etwa Nicole Maisch, verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen. Quelle: dpa

Russland und drei wichtige Mitglieder des Ölkartells Opec wollen die Förderung begrenzen und damit den massiven Preisverfall stoppen. Die Produktion solle auf dem Niveau vom Januar gedeckelt werden, sagte der saudische Ölminister Ali al-Naimi am Dienstag nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Russland, Venezuela und Katar. "Wir glauben, dass dieser Schritt den Markt stabilisieren wird", ergänzte Mohammed bin Saleh al-Sada aus Katar. Die Vereinbarung sei jedoch davon abhängig, dass sich andere Produzenten ihr anschlössen. Am Ölmarkt wurde daher nicht damit gerechnet, dass es bald zu einer Begrenzung des Angebots kommt. Der Ölpreis gab daraufhin einen Teil seiner jüngsten Gewinne wieder ab.

Die Minister wollen sich nun um weitere Förderländer bemühen. Am Mittwoch will der venezolanische Ressortchef Eulogio Del Pino in die iranische Hauptstadt Teheran reisen. "Wir werden dort mit den Ministern aus dem Iran und dem Irak sprechen", sagte er. Venezuela steckt wegen des Ölpreisverfalls in finanziellen Schwierigkeiten. Fachleute befürchten, dass die Regierung in Caracas Probleme mit der Rückzahlung von Anleihen bekommen könnte.

Was Sie über den Ölpreis wissen müssen

Das Land pocht deswegen schon seit längerem auf ein gemeinsames Vorgehen der Opec-Staaten, um den Preisverfall zu stoppen. Del Pino sagte, er hoffe darauf, dass der Ölminister von Katar mit ihm nach Teheran reisen werde. Nach dem Ende der westlichen Sanktionen meldet sich der Iran gerade zurück auf dem Ölmarkt. Auch der Irak hatte zuletzt seine Förderung ausgeweitet.

Der Ölpreis ist in den vergangenen 18 Monaten wegen des riesigen Angebots um rund drei Viertel eingebrochen. Zeitweise kostete der Rohstoff weniger als 30 Dollar je Fass, das ist so wenig wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Am Dienstag kostete ein Fass Nordseeöl der Sorte Brent mit knapp 34 Dollar aber 1,5 Prozent mehr als am Montag.

Die nun erreichte Vereinbarung sei gleichwohl ein Durchbruch, sagte Olivier Jakob, Chef des Öl-Analysehauses Petromatrix. "Es ist die erste Entscheidung seit November 2014, die Nachfrage zu begrenzen."

Der Iran will einem Insider zufolge seine Ölförderung allerdings zunächst nicht deckeln. Der Opec-Staat sei erst dann bereit zu Gesprächen über einen solchen Schritt, wenn die Produktion wieder auf dem Niveau sei, das sie vor den internationalen Sanktionen erreicht habe, sagte eine mit der iranischen Politik vertraute Person am Dienstag. "Wir haben das Niveau noch nicht erreicht, das wir vor den Sanktionen hatten", sagte der Insider. "Unsere Situation unterscheidet sich stark von der anderer Länder."

Auch Aserbaidschan erteilte einer Obergrenze für die Ölförderung eine Absage. Das Land habe keine derartigen Pläne, sagte der Vize-Ölminister Natik Abbassow.

Studie: Ein Drittel der Ölfirmen von Pleite bedroht

Trotzdem dürfte die Einigung von Doha eine Erleichterung für viele Unternehmen sein: Wegen des massiven Ölpreisverfalls steht einer Studie zufolge etwa ein Drittel der Firmen in der Branche noch in diesem Jahr vor dem Aus. Von den weltweit etwa 500 untersuchten Unternehmen seien ungefähr 175 von einer Insolvenz bedroht, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte. Sie seien mit insgesamt mehr als 150 Milliarden Dollar verschuldet und könnten sich wegen fallender Aktienkurse über Kapitalerhöhungen kaum noch frisches Geld beschaffen. "Diese Firmen haben zu lange gewartet, und jetzt sind sie in Gefahr zu sterben", sagte Deloitte-Experte William Snyder. "Es dreht sich alles um Liquidität."

Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent kostet derzeit 35 Dollar, US-Öl notiert bei knapp 31 Dollar. Öl ist damit so billig wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Zwar könnten dank Einsparungen und technischer Fortschritte inzwischen 95 Prozent der Ölfirmen den Rohstoff für weniger als 15 Dollar fördern, erklärten die Experten. Für manche dürfte das aber nicht reichen. "2016 ist das Jahr der schwierigen Entscheidungen", sagte der bei Deloitte für die Ölbranche zuständige Manager John England. Besonders eng werde es für die Ölförderer selbst, bei Dienstleistern sehe es besser aus.

Der Ölpreisverfall brachte den großen Firmen zuletzt die schwächsten Quartalsergebnisse seit einem Jahrzehnt, BP fuhr sogar einen Rekordverlust ein. Viele Firmen haben deswegen den Abbau von Stellen angekündigt und ziehen sich aus einigen Projekten zurück.

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