Schattenwirtschaft im BIP Kriminelles Konjunkturplus

Die Schattenwirtschaft wie Drogenhandel und Prostitution soll zum Bruttoinlandsprodukt gerechnet werden. Eine Studie zu den Geschäften der süditalienischen Mafia zeigt, dass es um Summen geht, die auch Weltkonzernen gut zu Gesicht stünden.

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Zollbeamte präsentieren einen großen Drogenfund. In Zukunft soll Drogenhandel zum Bruttoinlandsprodukt zählen. Quelle: dpa

Das italienische Forschungsinstitut Demoskopia hat eine Studie zu den Geschäften der Ndrangheta vorgelegt, wonach die Mafia-Organisation aus Kalabrien allein 2013 enorme 53 Milliarden Euro umgesetzt hat - mehr als Deutsche Bank und McDonalds zusammen. Insgesamt soll die kalabrische Ndrangheta so 3,5 Prozent des italienischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. „Die 'Ndrangheta wird dabei als ein "normaler" Teil der Produktionswelt angesehen“, sagt Wirtschaftsfachmann Raffaele Rio, der Autor der jetzt veröffentlichten Studie. „Die größte Einnahmequelle ist dabei das Drogengeschäft mit geschätzten 24,2 Milliarden Euro, gefolgt von der Geldwäsche, die den kalabrischen Clans einen Profit von 19,6 Milliarden Euro gesichert hat“, ergab die Demoskopika-Recherche. Danach haben die rund 380 Clans alles in allem mehr als 50.000 Mitglieder. Aktiv sind diese in Dutzenden Ländern, vor allem auch in Australien, Kolumbien, Deutschland und Kanada.

Ihre Geschäfte macht die 'Ndrangheta auch mit Erpressung und Betrug sowie mit Gaunereien bei öffentlichen Ausschreibungen und beim Glücksspiel. Waffenhandel, illegale Müll-Geschäfte, Prostitution und Produktfälschung spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.

Erst vor wenigen Tagen gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass ab September auch Zweige der Schattenwirtschaft wie Drogenhandel und Tabakschmuggel in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen, nachdem dies international so vereinbart wurde. Auch hierzulande ist das organisierte Verbrechen auf dem Vormarsch. Wenn also die BIP-Zahlen in Zukunft deutlich höher ausfallen, ist das krimineller Energie zu verdanken.

Für Italien ist der Eingriff in die Wirtschaftsstatistik sicher deutlich größer. Denn neben der Ndrangheta gibt es noch drei weitere große Mafia-Organisationen: die Cosa Nostra, die Camorra und die Sacra Corona Unita aus Apulien. Sie alle setzen Milliarden Euro um.

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