Schulz-Vorschlag Wie die Elektroauto-Quote aussehen könnte

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Autobauer übertreffen sich mit Versprechungen

Dazu kommt, dass die chinesischen Autobauer der ausländischen Konkurrenz beim Thema Verbrennungsmotor Lichtjahre hinterher sind. Mit Hilfe Pekinger Geldtöpfe jagen sie nun den ausländischen Autobauern bei den E-Autos den Rang ab und investieren nebenbei in neue Batterietechnologie für die neuen Fahrzeuge, die sie schon bald nicht mehr von der südkoreanischen Konkurrenz kaufen wollen. Größter E-Hersteller in China ist schon heute das chinesische Unternehmen BYD, das zwar hässliche, aber saubere Autos baut. Und davon mehr als 100.000 Stück im vergangenen Jahr.

Die Fahrzeuge sind nicht nur sauber. Wer dort zugreift, kann mit staatlichen Prämien im vierstelligen Eurobereich rechnen und bekommt zudem sofort eine Zulassung. Um den Verkehr zu kontrollieren, vergeben viele Städten in China Zulassungen nur noch durch eine Lotterie oder Versteigerungen. In Shanghai muss man teilweise Jahre warten und über 10.000 Euro zahlen, will man ein neues Auto mit einem Verbrennungsmotor durch die Stadt schaukeln. Wer auf ein Elektroauto umsteigt, kann sich Warterei und Zulassungskosten sparen, und die blaue gegen eine grüne Plakette tauschen. Die gibt’s direkt zum Mitnehmen.

VW träumt von 1,5 Millionen E-Autos

Während die deutschen Autobauer sich in Deutschland durch die halbe Bundesrepublik klüngeln, um den Diesel zu retten, haben sie in China innerhalb weniger Wochen die Kehrtwende eingelegt. Nun übertreffen sie sich mit Versprechen gegenüber Peking. Volkswagen hat vor kurzem ein neues Joint Venture mit dem Hersteller JAC gegründet, um mit dem chinesischen Partner bald 100.000 E-Autos pro Jahr herzustellen. Ab 2020 sollen die Verkaufszahlen im Bereich der E-Fahrzeuge für VW bereits bei 400.000 pro Jahr liegen. 2025 träumt das Unternehmen von 1,5 Millionen E-Autos Verkäufen pro Jahr.

von Stefan Hajek, Martin Seiwert, Lea Deuber, Martin Fritz

In Deutschland, der Heimat der chinesischen E-Schleimer, werden aktuell nur wenige zehntausend Fahrzeuge mit sauberem Antrieb verkauft. Das Ziel der Regierungskoalition, 2020 eine Million Elektroautos im Jahr zu verkaufen, verpasst Deutschland krachend. In Sachen E-Auto ist das Land nicht einmal in Westeuropa „Mittelmaß“, urteilt Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Universität Duisburg-Essen. Die bisherige deutsche Strategie bei der Elektromobilität: gescheitert.

Der Autoexperte sieht deshalb auch Vorteile in einer Quote für Deutschland. „Weder die CO2-Vorgaben aus Brüssel, die Elektromobilitätsprämie, noch die gewaltigen Kundenenttäuschungen durch den Diesel haben bisher dazu beigetragen, schneller als Industrieland in die Mobilität der Zukunft einzusteigen“, sagt er. Eine Kompromisslosigkeit, wie Peking sie zeigt, scheint ihm ein letzter Ausweg. Denn in Deutschland sei vor allem das fehlende Zutrauen der Autobauer, der Energie- und Infrastrukturanbieter sowie der Autokäufer ein Problem für die Expansion der sauberen Autos. „Wer nicht an die Zukunft einer Technologie glaubt, wird auch nicht investieren“, sagt er.

Während die Autobauer in Deutschland jammernd in der Politik und bei Angela Merkel höchstpersönlich um den Diesel kämpfen, üben sie in China den Koutou. Die harte Hand Pekings, in diesem Fall könnte sie eine Kopie wert sein.

Dieselskandal und E-Auto-Hype bestimmen die Schlagzeilen. Ganz Deutschland schaut auf die Autobranche. Aber wie gut kennen Sie sich beim Thema aus?

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