Die USA werden zu einem der führenden Umschlagplätze für Schwarzgeld. Das beklagt der am Montag veröffentlichte Schattenfinanzindex 2015 der NGO Tax Justice Network. Während die Finanztransparenz der meisten Länder sich generell verbessert hätte, brandmarkt die Studie die USA als Negativausreißer. Amerika stelle laut den Autoren der Studie eine „ernsthafte Bedrohung für aufkommende Transparenzinitiativen“ dar.
Finanzmarkt-Transparenz: Diese zehn Länder schneiden am schlechtesten ab
92 Länder wurden mit dem Fiancial Secrecy Index (FSI) bewertet. Der FSI berechnet sich aus dem Geheimhaltungs-Score, dem globalen Gewicht und der Präsentations-Klarheit des Landes. Genauere Informationen zur Methode finden Sie hier: www.financialsecrecyindex.com/PDF/FSI-Methodology.pdf
Vereinte Arabische Emirate (Dubai)
FSI-Wert: 440,8
Geheimhaltungs-Score: 77
Globales Gewicht: 0,085
Bahrain
FSI-Wert: 471,4
Geheimhaltungs-Score: 74
Globales Gewicht: 0,164
Deutschland
FSI-Wert: 701,9
Geheimhaltungs-Score: 56
Globales Gewicht: 6,026
Libanon
FSI-Wert: 760,2
Geheimhaltungs-Score: 79
Globales Gewicht: 0,377
Luxemburg
FSI-Wert: 817,0
Geheimhaltungs-Score: 55
Globales Gewicht: 11,630
Cayman Inseln
FSI-Wert: 1.013,2
Geheimhaltungs-Score: 65
Globales Gewicht: 4,857
Singapur
FSI-Wert: 1.147,1
Geheimhaltungs-Score: 69
Globales Gewicht: 4,280
USA
FSI-Wert: 1.254,8
Geheimhaltungs-Score: 60
Globales Gewicht: 19,603
Hongkong
FSI-Wert: 1.259,4
Geheimhaltungs-Score: 72
Globales Gewicht: 3,842
Schweiz
FSI-Wert: 1.466,1
Geheimhaltungs-Score: 73
Globales Gewicht: 5,625
In der jährlich erscheinenden Rangliste der Länder mit der höchsten Finanzgeheimhaltung haben sich die USA im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze verschlechtert. Amerika rangiert nach der Schweiz und Hong Kong auf Platz drei der weltweit intransparentesten Finanzmärkte.
USA fordern Transparenz, setzen sie selbst aber nicht durch
Grund für die Verschlechterung der USA sei deren Verweigerung zur Teilnahme an internationalen Transparenzinitiativen. Das Tax Justice Network beklagt die „Doppelmoral“ Amerikas: So haben die USA laut den Studienautoren zwar international erfolgreich Transparenz anderer Ländern eingefordert. „Aber die USA scheitern dabei, Informationen in die andere Richtung zu liefern: Sie verweigern sich der direkten Teilnahme an globalen Transparenzinitiativen wie dem multilateralen Informationsaustausch und mobilisieren in unentschuldbarer Weise gegen öffentliche länderspezifische Unternehmensberichte“, sagt John Christensen, Exekutivdirektor des Tax Justice Network.
Der Europäischen Union attestiert die Studie eine Führungsrolle im Kampf gegen Schattenfinanzplätze. So seien in den meisten Ländern der EU Maßnahmen getroffen worden, um die Finanzgeheimhaltung einzudämmen. Dass die EU von einigen multinationalen Konzernen länderspezifische Finanzdaten verlangt, hebt die Studie ebenso hervor, wie das von der OECD eingeführte System des Automatischen Informationsaustausches und die Initiativen der EU, Briefkastenfirmen aufzubrechen.
Deutschland belegt im Ranking des Tax Justice Network den achten Platz. Die Studie kritisiert Deutschland für seinen Widerstand gegen das Transparenzstreben der EU wie etwa dem öffentlichen Zugang zu länderspezifischen Unternehmensdaten. Markus Meinzer, Projektleiter des Schattenfinanzindex, sagt: „Deutschland ist der größte Störfaktor in der EU in Bezug auf öffentliche Finanztransparenz. Während Frankreich und andere EU-Staaten auf weitere greifbare Reformen drängen, widersetzt sich Deutschland vehement diesem Druck.“
Scharf kritisiert wird in dem Bericht zudem die Schweiz, die das Negativ-Ranking anführt. Grund für die negative Bewertung ist vor allem das intransparente Bankgeheimnis des Alpenlandes.