Serie Globalisierung "Amerika braucht einen Marshallplan"

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Abstieg des Westens?

Fabers düstere Prognose für China
Marc Faber Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche
Rio de Janeiro Quelle: dapd
Kupfermine in Chile Quelle: IVAN ALVARADO
Taipeh 101 Quelle: dpa/dpaweb
Casino in Macau Quelle: REUTERS
Louis Vuitton in Shanghai Quelle: AP
Transformator Quelle: REUTERS

Wie lange kann das noch gut gehen? Welche Wettbewerbsvorteile hat der Westen noch gegenüber den Schwellenländern?

Einen totalen wirtschaftlichen Abstieg des Westens wird es nicht geben. Wir dominieren in vielen wirtschaftlichen Bereichen: etwa in der Informations-, Bio- und Nanotechnologie. Amerika verfügt über enorme Energie- und Agrarressourcen. Wir haben Top-Universitäten, sonst würden nicht immer mehr Chinesen unsere Universitäten stürmen. Großen Konzernen geht es hervorragend. Aber die Masse der Amerikaner profitiert hiervon nicht. Amerika hat ein strukturelles Problem.

Welches?

Die schmutzige Wahrheit des Kapitalismus ist, dass viele Unternehmen keine freie Marktwirtschaft wollen, sondern Monopole. Der Staat muss aber dafür sorgen, dass kreative Zerstörung möglich ist, damit wir wettbewerbsfähig bleiben. Das ist in vielen westlichen Staaten nicht der Fall. Schauen Sie sich die Banken an oder die amerikanische Autoindustrie. Sie hat strukturelle Reformen in den USA erfolgreich verhindert. Dann kam die Finanzkrise. Unternehmen wie BMW kamen besser durch die Krise als amerikanische. Wir haben Reformen verschlafen und staatliche Privilegien genossen. Ohne die Hilfe der Regierung wäre die US-Autoindustrie wohl längst untergegangen.

Sind staatskapitalistische Systeme wie die in China unserem liberal-demokratischen Werte- und Wirtschaftssystem überlegen?

Nein, der Staat sollte private Unternehmen nicht übernehmen, aber er muss gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer schaffen. In dieser neuen Welt werden Länder und Unternehmen überleben, die sich verändern und auf die neuen globalen Bedingungen einstellen.

Staatswirtschaften wie China reagieren darauf offenbar schneller als wir.

Der chinesische Staatskapitalismus hat das Land tatsächlich extrem vorangebracht in den vergangenen drei Jahrzehnten. Trotzdem ist er dem westlichen System nicht überlegen. Solange China die billigen Arbeitskräfte hat, werden sie uns überlegen sein. Dieser Vorteil ist endlich. Fällt er weg – und das ist nur eine Frage der Zeit –, dann fällt der Staatskapitalismus auseinander. Die chinesische Regierung weiß das nur zu gut. Sie muss den Konsum im eigenen Land und Reformen vorantreiben, um langfristig erfolgreich zu sein.

Wenn Amerika als globales Machtzentrum ausfällt und China nicht in der Lage ist, diese Rolle zu übernehmen – wer füllt dann dieses Machtvakuum?

Das ist das Dilemma, in dem wir stecken: Niemand übernimmt diese Rolle. Es gibt keine globale Führung. Ich nenne das die G-Zero-Welt – eine Welt, in der kein Land global führt. Jedes Land konzentriert sich auf sich selbst und seine Nachbarn.

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