Small Talk Normalfälle und Andersmacher

Kalanick, Clooney, Männer in Kleidern – reden wir über Kreativität. Die Small-Talk-Munition fürs Wochenende – präsentiert von Handelsblatt 10!

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Der Schauspieler hat seine Tequila-Marke verkauft. Quelle: AP

Düsseldorf Travis Kalanick muss gehen, die Investoren wollen ihn nicht mehr. Und das, obwohl Kalanick den Konzern Uber in acht Jahren aus dem Nichts zu einem 70-Milliarden-Koloss aufgebaut hat. Und zwar mit Eigenschaften, die im Silicon Valley zur Grundausstattung des Entrepreneurs gehören: kreativ sein, anders sein, aggressiv sein. Doch Kreativität ohne Kehrseiten gibt es nicht. Kalanick war von einer Art Gottgefühl befallen. Jetzt haben ihm die Investoren die Hand gedrückt. Mitten ins Gesicht. Der Gründer muss gehen, den Chefposten in seinem eigenen Unternehmen aufgeben. Und darf nur noch vom Aufsichtsrat aus mitspielen.

Alle rufen nach Andersdenkenden, nach Kreativen, nach Erneuerern. Doch wenn sie dann kommen, stoßen sie früher oder später an eine gläserne Decke. Das gilt sogar in Branchen, in denen Kreativität noch wichtiger ist als im Valley. In Hollywood zum Beispiel. Für das „Star Wars“-Spin-off „Han Solo“ wurden zwei Regisseure angeheuert, die der Reihe frische Impulse verleihen sollten. Ihr Talent zur Anarchie hatten Phil Lord und Chris Miller in Kassenhits wie „21 Jump Street“ und „The Lego Movie“ bewiesen. Doch dann war es der Master-Produzentin Kathleen Kennedy auf einmal zu viel Anarcho – und die beiden Kreativköpfe wurden gefeuert, obwohl sie schon seit Februar gedreht hatten. Wille zur Erneuerung sieht anders aus.

Dagegen wirken die Macher von „Girls Night Out“ richtig progressiv: Sie schalten Werbung für ihren Film auf Tinder. Ist das nicht diese Datingplattform? Korrekt. Zwischen den vielen Partnersuchenden tauchen auf einmal Scarlett Johansson und Trailer-Schnipsel auf. Einen Versuch ist das zumindest wert. Und neu ist es auch. Auch für George Clooney zahlt sich seine Kreativität aus. Als er mit Freunden vor vier Jahren die Tequila-Marke „Casamigos“ gründete, sprachen alle von Schnapsidee. Jetzt hat er die Marke an die Spirituosenfirma Diageo verkauft – für sagenhafte 1,2 Milliarden Dollar. Darauf einen Shot! Ebenfalls vorne dabei: Der Brite, der im Kleid zur Arbeit kam, weil er keine Shorts anziehen durfte. Und Daniel-Day Lewis, der mit drei Oscars für „Lincoln“, „There Will Be Blood“ und „Mein linker Fuß“ höchstdekorierte Schauspieler, der sich aus dem Showgeschäft zurückzieht, einfach so. Egoistisch zwar, aber mit marlenedietrichieskem Mut.

Im Regelfall läuft das mit der Kreativität leider wie bei Bayern München: Der Verein hat sich ein neues Logo gegönnt – das auf den ersten Blick gar nicht soooo anders aussieht. Aber dann: Es sind nämlich acht Rauten und nicht sieben, das M ist kleiner, das C größer. Eigentlich gehören kühne Neuerungen wie diese in die Rätselecke der „Ostwestfälischen Zeitung“. Es gibt sicher gute Gründe, es genau so zu machen, richtige Markenpflege und so. Aber zur Lebensfreude trägt es nicht unbedingt bei. Bedanken wir uns deshalb an dieser Stelle noch einmal bei Joko und Klaas, deren wagemutiger Circus Halligalli uns vier Jahre lang zeigte, was geht.

Ein sonniges Wochenende!

Dieser Artikel ist exklusiv in der Smartphone-App Handelsblatt 10 erschienen, die jeden Tag mit 10 Autorenstücken die wichtigsten Themen des Tages zusammenfasst. An jedem Freitag präsentieren wir Ihnen die Höhepunkte die Kolumne „Small Talk“. Was Handelsblatt 10 sonst noch alles zu bieten hat, erfahren Sie hier.

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