Sprengstoff im Finanzministerium Griechische Autonome bekennen sich zu Berliner Briefbombe

Autonomen ist es offenbar gelungen, Sprengstoff in einer Luftpolstertasche von Athen nach Berlin zu schicken. Doch wie konnte die Briefbombe unentdeckt durch hochmoderne Sicherheitsgeräte geschleust werden?

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Eine linksautonome Gruppe aus Griechenland hat sich zu dem versuchten Briefbomben-Attentat auf das Bundesfinanzministerium in Berlin bekannt. Das Paket, gefüllt mit Sprengstoff, war in der Poststelle des Ministeriums entdeckt worden. Quelle: dpa

Athen Die griechische linke Autonome Untergrundorganisation „Konspiration der Feuerzellen“ will das Päckchen mit dem explosiven Gemisch und scharfem Zünder nach Berlin geschickt haben. Dort wurde es in der Poststelle des deutschen Finanzministeriums entdeckt, bevor es größeren Schaden anrichten konnte.

„Wir übernehmen die Verantwortung für die Entsendung der Paket-Attrappe an den Finanzminister Deutschlands“, hieß es in einer Erklärung der Autonomen im Internet vom Donnerstag. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zur Echtheit der Angaben. Die Autonomen erklärten sich in der Mitteilung solidarisch mit in Griechenland verurteilten Mitgliedern ihrer Organisation sowie anderer gleichgesinnter Gruppen im Ausland.

Griechische Sicherheitsexperten reagierten alarmiert: Wie kann eine so explosive Post unentdeckt durch hochmoderne Geräte etwa am Flughafen geschleust werden? Die griechische Post teilte mit, der ganze Hergang werde überprüft. Es solle geklärt werden, ob alle Vorschriften in Zusammenhang mit den notwendigen Kontrollen eingehalten wurden.

Aus Kreisen des griechischen Bürgerschutzministeriums hieß es, die Luftpolstertasche sei vermutlich ganz einfach in einen Briefkasten geworfen worden. Anschließend sei sie in einem Kontroll- und Sondierungszentrum im Norden Athens und schließlich am Flughafen Athen gelandet. An beiden Stellen sei die Sendung kontrolliert worden. Als „merkwürdig“ stuften griechische Medien die Tatsache ein, dass hochmoderne Durchleuchtungsgeräte den brisanten Inhalt nicht entdecken konnten.

Im Berliner Bundesfinanzministerium war am Mittwoch die gefährliche Postsendung mit dem explosiven Inhalt entdeckt worden. Das sogenannte Blitzknallgemisch hätte laut Polizei beim Öffnen zu erheblichen Verletzungen führen können.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Athener Bürgerschutzministeriums erfuhr, erwarten die Experten in Griechenland Informationen aus Berlin darüber, wie Sprengstoff und Zünder miteinander verbunden waren. Dies würde Hinweise darauf geben, welche Untergrundorganisation das Paket verschickt haben könnte. Es wurde zudem untersucht, wo das Paket aufgegeben wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Briefbombe aus Athen verschickt wurde: Mitglieder der „Konspiration der Feuerzellen“ hatten schon 2011 mehrere Paketbomben verschickt, auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den damaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi. Die Urheber waren im März 2011 in Athen festgenommen worden.

Das Bundesinnenministerium forderte die griechischen Behörden auf, den gescheiterten Briefbomben-Anschlag zügig aufzuklären. „Wir erwarten von den griechischen Behörden eine schnelle und lückenlose Aufklärung dieses Falles, damit alle Täter ermittelt werden“, sagte Innenstaatssekretär Günter Krings (CDU) der „Rheinischen Post“ (Freitag). „Die deutschen Behörden werden selbstverständlich ihre Hilfe anbieten.“

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