Streit um britischen Adelstitel Der Abstieg von „Sir Philip“ zu „Mr. Green“

Das britische Parlament will Sir Philip Green die Ritterwürde aberkennen. Parlamentarier beschimpfen den Milliardär mittlerweile als „Gauner“. Er wird für den Kollaps der Haushaltskette BHS verantwortlich gemacht.

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Der 64 Jahre alte Geschäftsmann besitzt eine Menge Geld, beliebt ist er auf der Insel derzeit aber nicht. Quelle: Reuters

London Philip Green gehört zu den reichsten Briten – und zu den unbeliebtesten. Einst hatte der 64-Jährige, zu dessen Firmenimperium unter anderem die Modeketten Topshop, Miss Selfridge und Dorothy Perkins gehören, für seine Verdienste im britischen Einzelhandel einen Adelstitel verliehen bekommen. Doch bald muss er wohl seinen Namen von „Sir Philip“ zu „Mr. Green“ ändern. Am Donnerstag beschlossen die britischen Abgeordneten nach einer dreistündigen Sitzung, ihm seinen Adelstitel abzuerkennen.

Die finale Entscheidung trifft zwar ein Komitee, es wird jedoch damit gerechnet, dass dieses der Empfehlungen der Abgeordneten folgen wird. Ein „Gauner“ sei Green, sagte der Abgeordnete David Winnick vor der Abstimmung im Parlament und ein anderer Abgeordneter, Frank Field, verglich ihn gar mit Napoleon.

Grund für die der Wut vieler Briten auf Green ist der Zusammenbruch der in Großbritannien bekannten Kaufhauskette BHS. Im Jahr 2000 hatte Green die Kaufhauskette übernommen, ein Traditionskaufhaus, in dem viele Briten lange alles kauften: von Haushaltswaren bis hin zu Kleidung. Offizielle Besitzerin von BHS wurde Greens Frau Tina. Es wird geschätzt, dass Green und sie in den 15 Jahren, in denen ihnen BHS gehörte, hunderte Millionen als Dividenden aus dem Unternehmen zogen. Doch das Geschäft lief nicht gut. BHS galt im Vergleich zur Konkurrenz als altbacken. 2015 wurde die Kette für ein Pfund an ein Konsortium um den ehemaligen Rennfahrer Dominic Chappell abgestoßen, nur ein Jahr später brach BHS zusammen.

Vor wenigen Wochen ging in den Filialen von BHS das Licht aus – während Fotos von Green und seiner Gattin die Runde machten, auf denen sie auf ihrer 100-Millionen-Yacht Lionheart durch das Mittelmeer schipperten.

Der Kollaps kostete 11.000 Mitarbeitern den Job und noch immer ist unklar, wie ein Loch in Höhe von 571 Millionen Pfund im Pensionsfonds gestopft werden soll. Die britische Öffentlichkeit hatte gehofft, dass Green einspringen würde. Doch das war bislang nicht der Fall.

Green wäre nicht der erste, dem der Adelstitel aberkannt wird. Ähnlich war es auch Fred Goodwin ergangen, dem früheren Chef der Royal Bank of Scotland, die in der Finanzkrise ins Trudeln kam und vom britischen Staat aufgefangen werden musste. Goodwin, der zur Symbolfigur des skrupellosen Bankers auf der Insel wurde, bekam die Ritterwürde im Jahr 2012 aberkannt.

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