Streit um Inseln China zündelt mit seinen Nachbarn

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Für Japan ist China der wichtigste Handelspartner

Die größten deutschen Arbeitgeber in China
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Zunächst wurde bekannt, dass der Fahrer des Ferrari, der im März in Peking gegen ein Wand fuhr, Sohn eines engen Vertrauten von Hu Jintao war. Die meisten Internet-Nutzer wissen, dass das Gehalt eines Politikers normalerweise nicht ausreicht, um sich einen Ferrari zu leisten. Anschließend war der der Nachfolgekandidat Xi plötzlich verschwunden. Auf Weibo Sina, einer Art Hybrid aus Facebook, das von rund 250 Millionen Chinesen genutzt wird, überschlugen sich die Spekulationen: War Xi von einem Militärjeep gerammt worden? Ein Mordversuch? Leidet er an Leberkrebs? Wurde er von Aliens entführt? Oder doch nur ein Rückenleiden beim Tennisspiel zugezogen? Schließlich tauchte Xi wieder auf. Wenn sich die Aufmerksamkeit der chinesischen Bevölkerung nun wieder auf etwas anderes richtet als die eigene Führung, so kann das die KP nur begrüßen. Parallel dazu findet gerade der Prozess gegen Bo Xilais berüchtigten Polizeichef statt, dessen Flucht aus Chongqing im März den Sturz von Bo auslöste.

Trotzdem aber ist der Streit um die Inselgruppe im chinesischen Meer ein besonderer Fall und der Ärger der chinesischen Bevölkerung authentisch. Zunächst geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen: Auf dem Gebiet, in dem die Inseln liegen, werden große Ölvorkommen vermutet. Zudem ist das Gebiet reich an Fischen.

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Zum anderen ist der Krieg gegen Japan noch immer im kollektiven Gedächtnis präsent. Am 18. September jährt sich der "Mudken-Zwischenfall". Das Ereignis 1931 markierte den Beginn des 14-jährigen Krieges, in dessen Verlauf japanische Truppen zahlreiche Kriegsverbrechen begannen (allein 300000 Menschen wurden beim "Nanjing-Massaker" getötet). Zwar bat Japan mehrfach um Entschuldigung, dies wurde von den Chinesen allerdings als unzureichend wahrgenommen. Noch immer besucht der japanische Premierminister jedes Jahr den Yasukuni-Schrein, in dem Kriegsverbrecher verehrt werden. Ressentiments gegen Japan sitzen tief.

China strebt nach dem Großmachtstatus

Ein Kommentator der staatsnahen China Daily empfahl in der Montagsausgabe, Sanktionen in Betracht zu ziehen. Japan würde dadurch wesentlich mehr Schaden nehmen als China. Dass China vor solchen Maßnahmen nicht zurückschreckt, zeigt ein Beispiel aus der Vergangenheit. 2010 nahm die japanische Marine vorübergehend chinesische Fischer fest, die bei ebenjenen Inseln fischten. Darauf stoppte China den Export seltener Erden nach Japan.

"Chinas Außenpolitik wird aggressiver werden in den nächsten werden", sagt Buchautor Richard McGregor. "China will eine Großmacht im Pazifik werden." Auch der als sehr regierungskritisch bekannte Blogger Michael Anti geht von einer selbstbewussteren Außenpolitik aus. "Ich rechne aber nicht mit ernsthaften Konflikten."

Seit der Öffnung Chinas pflegen beide Staaten enge Wirtschaftsbeziehungen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres tauschten die beiden Staaten Güter im Wert von 218,6 Milliarden US-Dollar aus. Für Japan ist China mit Abstand der wichtigste Handelspartner: 21 Prozent seiner Importe und Exporte gehen nach China. Für China kommt Japan erst an zweiter Stelle nach den USA. Neun Prozent des Außenhandels laufen über Japan. Eine Störung der Handelsbeziehungen würde also beide Länder empfindlich treffen.

Zu hoffen bleibt deswegen, dass die Nationalismus-Zündelei zu keinem Flächenbrand führt.

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