Juba Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen warnen vor einer Ausweitung der Hungersnot im Südsudan. Ohne einen raschen und massiven Hilfseinsatz der internationalen Gemeinschaft drohe sich die Hungersnot „auf weite Teile des Landes auszuweiten“, sagte der Landesdirektor der Welthungerhilfe in Juba, Stefano Temporin.
Der UN-Sondergesandte für den Südsudan, David Shearer, sagte, in der nordwestlichen Region Northern Bahr el Ghazal sei die Lage bereits kritisch. „Ich wäre nicht überrascht, wenn für das Gebiet auch eine Hungersnot ausgerufen würde.“ Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur forderte er: „Wir müssen jetzt schnell handeln, um zu verhindern, dass die Lage noch viel schlimmer wird.“
Die UN haben Ende Februar für die Regionen Leer und Mayendit im Bundesstaat Unity eine Hungersnot ausgerufen - die erste weltweit seit 2011. Demnach sind 100.000 Menschen unmittelbar vom Hungertod bedroht, eine Million weitere stehen kurz davor. Zur Bekämpfung der Hungerkrise werden für dieses Jahr 1,6 Milliarden US-Dollar (1,5 Milliarden Euro) benötigt, bislang ist jedoch erst knapp ein Viertel zugesagt, 374 Millionen Dollar.
Die drastische Hungerkrise im Südsudan wurde von dem Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land ausgelöst. Wegen der Kämpfe sind Millionen auf der Flucht, die Landwirtschaft ist vielerorts zum Erliegen gekommen. Zudem haben Helfer zum Beispiel zu den Hungersnot-Gebieten in Unity wegen anhaltender Kämpfe kaum Zugang.
„Es ist entscheidend, dass wir so viel Nahrungsmittel wie möglich zu den Menschen bringen“, forderte Shearer. Langfristig brauche es aber eine politische Lösung des Problems. „Ein Waffenstillstand würde uns eine Pause geben, um Verhandlungen aufzunehmen und den Friedensprozess wieder anzuleiern“, sagte Shearer. Dann könnten Helfer auch Zugang zu allen Gebieten bekommen.
Der Südsudan erlangte 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan. Doch Ende 2013 brach in Folge eines Machtkampfes zwischen Präsident Salva Kiir und dessen damaligem Stellvertreter Riek Machar ein Bürgerkrieg aus. Der Konflikt hat auch zunehmend ethnische Hintergründe: Kiirs Gefolgsleute vom Volk der Dinka kämpfen gegen Machars Anhänger vom Stamm der Nuer. Zehntausende Menschen kamen seither ums Leben, rund 3,5 Millionen sind nach UN-Angaben auf der Flucht.