Syrien Assad will trotz Waffenruhe weiterkämpfen

Die Waffen in Aleppo schweigen, in der Stadt herrscht Anwohnern zufolge Ruhe. Assad kündigte allerdings an, nicht nachgeben zu wollen, bis die Rebellen besiegt seien. Der IS verbucht indes einen wichtigen Geländegewinn.

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Das Schweigen der Waffen wird vom Westen als Voraussetzung für weitere Friedensgespräche gesehen. Quelle: AFP

Amman Die Feuerpause im zuletzt heftig umkämpften syrischen Aleppo scheint weitgehend zu halten. In der Stadt herrschte am Donnerstag Anwohnern zufolge relative Ruhe. In Staatsmedien hieß es, die Regierungstruppen würden sich an die seit Donnerstag 01.00 Uhr (Mitternacht MESZ) für 48 Stunden geltende Waffenruhe halten. Präsident Baschar al-Assad erklärte allerdings, er werde nicht nachgeben, bis die Rebellen in Aleppo und anderswo vollständig besiegt seien. In einem Telegramm an den russischen Präsidenten Wladimir Putin bedankte er sich für die militärische Unterstützung und kündigte an, seine Einheiten würden bis zum „finalen Sieg“ weiterkämpfen.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte berichtete von mindestens einem Toten durch einen Rebellenangriff in einem von Regierungseinheiten gehaltenen Stadtteil Aleppos. Auch in anderen Teilen Syriens hielten die Gefechte an. Extremisten der Miliz Islamischer Staat (IS) nahmen eigenen Angaben und Beobachtern zufolge das wichtigste Gasfeld im Osten des Bürgerkriegslandes ein. Es wäre ihr wichtigster Geländegewinn in der Region seit der Niederlage in der antiken Wüstenstadt Palmyra im März.

In Aleppo nutzten die Anwohner den Waffenstillstand, um sich mit dem Nötigsten einzudecken. Es waren mehr Läden geöffnet als in den vergangenen zehn Tagen, in denen die nordwestliche Stadt heftig umkämpft und Dutzende Menschen getötet wurden. „Wir haben seit gestern Abend nichts mehr von dem Beschuss wahrgenommen, an den wir uns schon so gewöhnt hatten“, sagte ein Händler. „Schluss mit dem täglichen Töten.“ Andere Anwohner berichteten, in der Nacht seien zwar weiter Kampfflugzeuge über die Stadt geflogen, es habe aber keine Angriffe gegeben.

Die Waffenruhe in Aleppo war von den USA und Russland ausgehandelt worden. Das Schweigen der Waffen wird vom Westen als Voraussetzung für weitere Friedensgespräche gesehen. Die Verhandlungen zwischen Rebellen und Vertretern der Führung in Damaskus waren ins Stocken geraten. Streit hatte sich insbesondere an der künftigen Rolle Assads entzündet. Die Rebellen wollen ihn von jeder Übergangsregierung ausschließen, Assad lehnt dies ab.

In anderen Landesteilen gingen die Gefechte am Donnertag weiter. Erbittert gekämpft wurde unter anderem in der Stadt Chan Tuman im Süden der Provinz Aleppo. Aufständische erklärten, syrische Kampfhubschrauber hätten zudem Fassbomben über Dahjat al-Raschden al Junobi und bei Dschamijat al Sahraa abgeworfen. Beide Orte befinden sich unter Kontrolle von Rebellen. In Homs wurden staatlichen Medien zufolge mindestens sechs Menschen bei einem Selbstmordanschlag des IS getötet. Bei der Einnahme des Gasfeldes wurden nach einem Bericht der dem IS nahestehenden Nachrichtenagentur Amak mindestens 30 Soldaten getötet. Zudem hätten IS-Kämpfer große Mengen an schweren Waffen sowie Panzer und Raketen in ihre Gewalt bringen können.

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