Syrien Bettelarm trotz Öl

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Benzin aus dem Ausland

Die größten Ölreserven der Welt
Eine Frau trocknet Wäsche auf einer Erdöl-Pipeline Quelle: ASSOCIATED PRESS
Libyen Quelle: REUTERS
Logo von Rosneft Quelle: ITAR-TASS
Ölraffinerie in den Vereinigten Arabischen Emiraten Quelle: AP
Ktar Quelle: REUTERS
Kuwait Quelle: REUTERS
Irak Quelle: REUTERS

Für das laufende Jahr schätzt die Internationale Energieagentur (IEA) die tägliche Förderung in Syrien auf immerhin noch 130.000 Barrel. Überprüfen lässt sich das nicht.

Inzwischen sieht Assad sich gezwungen, Benzin aus dem Ausland zu importieren. Um das Militär weiterhin versorgen zu können, habe die Regierung seit Ausbruch des Krieges 3,5 Milliarden Dollar für Benzinimporte ausgegeben, so der damalige Ölminister Sufian Allaw im Mai 2012 gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. Hoffnung für den Wiederaufbau macht lediglich, dass sich das Ausmaß struktureller Schäden an den Förderanlagen bislang in Grenzen hält. Die Fördergebiete des Ostens liegen jenseits der Ballungszentren, die Kämpfe hier sind weniger heftig als in Aleppo oder Damaskus.

Mächtige Al-Qaida-Freunde

In al-Schedadeh kontrolliert jetzt die islamistische Miliz Dschabhat al-Nusra die Gebäude des staatlichen Ölkonzerns. Al-Nusra gilt als Ableger der internationalen Terrororganisation al-Qaida, und staatliche Medien haben die Rebellen beschuldigt, bei der Einnahme des Gebäudekomplexes neben rund 100 Soldaten auch mehr als ein Dutzend Angestellte des Ölunternehmens ermordet zu haben. Über den sandfarbenen Eingangstoren zum Gelände, in dem einst mehrere Hundert Ölarbeiter ihre Unterkunft fanden, hängt jetzt die schwarze Fahne der Radikalen. Ein Bild, das ganz in die Rhetorik des Regimes in Damaskus passt: Parteigänger Baschar al-Assads warnen Europäer und Amerikaner nachdrücklich, dass jede Unterstützung der Aufständischen am Ende nur mörderischen Feinden des Westens nutzen werde.

Übersicht zu Syriens Ölförderung (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Rebellen-Oberst Abu Dschihad sieht das natürlich anders: Die Al-Nusra-Leute „schützen die Quellen gegen Plünderer und verteilen das Öl an die Bevölkerung“, überhaupt seien diese Kampfgenossen militärisch notwendig, um den Krieg gegen Assad zu gewinnen. Dass es bereits zu zahlreichen Zwischenfällen zwischen verschiedenen Rebellengruppen kam, mag der Oberst nicht bestreiten, auch nicht, dass angeblicher Öldiebstahl manchmal nur ein Vorwand war, um Rivalitäten zwischen verschiedenen Gruppen der Assad-Gegner auszutragen. Im dünn besiedelten, eigentlich konservativen Osten Syriens versuchen Stammesführer ihre Machtposition im neuen Syrien zu sichern, zwischen islamistischen Extremisten und verschiedenen anderen Milizen kommt es immer wieder zu Gefechten. Auch darum hat die syrische Opposition sehr wenig davon, dass Assad die Kontrolle über die Ölquellen verloren hat.

Immerhin darf die Nationale Koalition, das offizielle Bündnis der Assad-Feinde, in Zukunft Erdöl nach Europa exportieren und aus den EU-Staaten Technik für die Erdölförderung importieren. Die Lockerung der gegen alle Seiten im syrischen Bürgerkrieg verhängten Sanktionen fördere den wirtschaftlichen Aufbau und sei „ganz sicherlich auch eine Stärkung der demokratischen Opposition“, hat Bundesaußenministers Guido Westerwelle verkündet. Als ob es schnell wieder wie 2011 werden könnte, als die Europäer syrisches Öl im Wert von 3,6 Milliarden Dollar einführten, fast 95 Prozent der syrischen Ölexporte. Bis zu 30 Prozent der syrischen Ausfuhren flossen in guten Zeiten nach Deutschland.

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