Syrien Extremisten nehmen 43 Blauhelmsoldaten als Geiseln

An den Golanhöhen haben Extremisten 43 UN-Blauhelmsoldaten in ihre Gewalt gebracht. Arabische Medien vermuten hinter der Aktion die Islamisten der Al-Nusra-Front. Es wäre nicht die erste Entführung von UN-Beobachtern.

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Uno-Beobachter 2012 auf den Golanhöhen. Angehörige der islamistischen Al-Nusra Front wollen mehrere UN-Blauhelme gefangen genommen haben. Quelle: dpa

Die Gewalt im syrischen Bürgerkrieg eskaliert immer mehr. Bewaffnete brachten am Donnerstag 43 UN-Blauhelmsoldaten an den Golanhöhen im Süden des Landes in ihre Gewalt. Laut arabischen Medienberichten soll es sich um Angehörige der radikal-islamischen Al-Nusra-Front handeln. Nach UN-Angaben wurden weitere 81 Soldaten der sogenannten Undof-Mission an ihren Standorten Ruwaihina und Al-Buraika eingekesselt. Hintergrund seien heftige Kämpfe zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Extremisten. Am Vortag hatten Al-Nusra-Milizen zusammen mit anderen Regimegegnern in Kunaitra den Übergang zu den von Israel besetzen Golanhöhen eingenommen.

Derzeit sind nach UN-Angaben 1223 Blauhelmsoldaten an der Mission beteiligt. Sie stammen aus Indien, Irland, Nepal, den Niederlanden, den Fidschi-Inseln und von den Philippinen. Die Undof-Mission war 1974 ins Leben gerufen worden, um den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien zu überwachen.

Die einflussreichsten Rebellengruppen in Syrien

Schon 2013 hatten Bewaffnete mehrere Undof-Soldaten an den Golanhöhen in ihre Gewalt gebracht, sie waren unversehrt wieder freigekommen. Im Juni hatte der UN-Sicherheitsrat das Mandat bis zum 31. Dezember 2014 verlängert.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübte im Nordosten Syriens ein Massaker an gefangenen syrischen Soldaten. Die Extremisten töteten mindestens 160 Angehörige der Armee, nachdem sie am Sonntag den strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka eingenommen hatten.

Menschenrechtler sprechen von Kriegsverbrechen

Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, die meisten Opfer seien auf der Flucht von dem Flughafen in die Hände der Extremisten gefallen. Ein Video im Internet zeigte, wie Dutzende nur mit Unterhosen bekleidete Toten in einer langen Reihe nebeneinander auf der Erde liegen.

Der Leiter der syrischen Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman, sprach von einem „Kriegsverbrechen“. Ein Versuch der Armee, die Soldaten zu retten, sei gescheitert. Rund 60 weitere Soldaten der Regierung hätten in Sicherheit gebracht werden können. Der Flughafen war die letzte Bastion des Regimes in der Provinz Al-Rakka.

Die IS-Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens riesige Gebiete, die sie mit einer brutalen Gewaltherrschaft kontrolliert. Regelmäßig töten die Extremisten öffentlich Gefangene, Gegner und Andersgläubige. Sie hatten auch den US-Journalisten James Foley enthauptet und dazu ein Video veröffentlicht. Der UN-Menschenrechtsrat warf der Terrormiliz am Mittwoch brutalste Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Im benachbarten Irak begannen kurdische Einheiten im Norden des Landes einen neue Offensive gegen die IS-Extremisten. Die kurdischen Peschmerga-Kämpfer konnten nach eigenen Angaben in der Nähe des Mossul-Staudammes sieben Orte einnehmen. Eine unabhängige Bestätigung für die Meldung gab es nicht. Die Kurden würden bei ihren Offensive von amerikanischen und irakischen Kampfflugzeugen unterstützt, meldete die Nachrichtenseite Al-Mada.

Laut dem kurdischen Militär zündeten die Extremisten auf einem von ihnen kontrollierten Ölfeld in der Nähe des Dammes drei Bohrlöcher an, wie die kurdische Nachrichtenseite Rudaw berichtete. Laut Al-Mada wollen die Peschmerga den Ort Sumar rund 70 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Mossul einnehmen. IS-Extremisten hatten ihn Anfang August unter Kontrolle gebracht.

Sumar liegt in der Nähe zweier Ölfelder, die ebenfalls von den Dschihadisten beherrscht werden. Kurdische Einheiten hatten vor rund zehn Tagen den Mossul-Staudamm östlich von Sumar zurückerobert.

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