Syrien IS-Milizen nehmen antike Stadt Palmyra ein

Berichten zufolge hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach heftigen Kämpfen die historische Oasenstadt Palmyra in Zentralsyrien vollständig eingenommen. Die Unesco fürchtet um die Zerstörung der antiker Bauten.

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Blick auf die syrische Stadt Palmyra bevor die IS-Miliz sie eingenommen hat. Die historische Oasenstadt gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Quelle: ap

Beirut Die Extremisten-Organisation Islamischer Staat (IS) hat die Kontrolle über die antike syrische Stadt Palmyra übernommen. Nach heftigen Kämpfen hätten die Islamisten die Oberhand in nahezu der gesamten Stadt erlangt, teilte die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit.

Das Staatsfernsehen berichtete, eine regierungstreue Miliz habe nahezu alle Zivilisten aus Palmyra in Sicherheit bringen können und sich jetzt selbst zurückgezogen. Was mit offenbar am Stadtrand stationierten syrischen Soldaten geschah, war unklar. Die Unesco forderte die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, um die Einwohner und das einzigartige kulturelle Erbe Palmyras zu schützen. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen fürchtet, dass der IS wie schon in anderen historischen Stätten im Irak auch die antiken Bauwerke in Palmyra zerstören könnte.

Es ist das erste Mal, dass der IS der syrischen Armee und mit ihr verbündeten Kämpfern direkt die Kontrolle über eine Stadt entrissen hat. Palmyra ist aus militärischer Sicht strategisch wichtig, da es ein zentraler Verkehrsknotenpunkt ist. Berühmt ist die Oase mit der historischen Altstadt aber wegen ihrer zahlreichen Ruinen aus antiker Zeit.

Sie wurden 2013 von der Unesco auf die Liste bedrohter Weltkulturstätten gesetzt. Ein syrischer Behördenvertreter erklärte, Hunderte Statuen seien an sichere Orte gebracht worden. Doch das Museum und die großen Monumente seien bedroht.

Falls Palmyra vom IS zerstört werden sollte, wäre dies „ein unersetzlicher Verlust für die Menschheitsgeschichte“ und auch für das syrische Volk, sagte der Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin, Markus Hilgert. Schließlich sei die Oasenstadt nicht nur „Identitätsort“ für die Bevölkerung, sondern potenziell auch ein zentrales touristisches Ziel in dem Land.

Nach dem Vormarsch in Palmyra kontrolliere der IS nun rund 40 Prozent der Fläche Syriens, sagte der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Extremisten hätten zudem fast alle Ölfelder des Landes eingenommen. Der IS finanziert sich zu einem großen Teil aus dem Ölschmuggel.

Auch in Nordsyrien verlor das Regime in Kämpfen gegen Islamisten an Boden. In der Provinz Idlib rückte das Rebellen-Bündnis Dschaisch al-Fatah nach Berichten von Oppositionsmedien auf die Stadt Aricha vor. Die radikale Al-Nusra-Front, der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Dienstag den letzten großen Militärstützpunkt des Regimes in der Region, eingenommen. Bei Luftangriffen der Regierung starben in Idlib mehr als 70 Menschen, darunter 22 Zivilisten

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