Aus Berliner Sicht ist darum die Lockerung der Sanktionen ein wichtiger Schritt. Aus dem Osten Syriens gesehen, erscheint sie sinnlos. Al-Nusra-Kämpfer als Geschäftspartner des Westens sind sowieso eine Horrorvorstellung, aber vor allem verfügen die Aufständischen nicht über die Anlagen für Verarbeitung und Transport des Erdöls, die Hinterhofraffinerien in den ostsyrischen Dörfern taugen kaum zur Versorgung der eigenen Bevölkerung. Die großen Raffinerieanlagen im von Assad kontrollierten Westen des Landes sind für die Ölförderer im Rebellengebiet unerreichbar geworden.
Die Staaten mit dem größten Öldurst
Taiwan
Der Inselstaat importiert rund 1,0 Millionen Fass Öl am Tag. Ein Fass (Barrel) Öl entspricht rund 159 Litern. Taiwan rangiert auf dem zehnten Platz der Ölverbraucher.
Quelle: Internationale Energieagentur (EIA), Stand: August 2012
Italien
Die Bewohner des Stiefelstaats verbrauchen rund 1,3 Millionen Fass Öl am Tag.
Spanien
Die gleiche Menge Rohöl führt Spanien ein. Dort sind es 1,3 Millionen Barrel am Tag.
Frankreich
Etwas mehr verbrauchen die Nachbarn nördlich der Pyrenäen: Dort sind es 1,7 Millionen Fass Öl täglich.
Südkorea
Noch etwas mehr Öl schnappt sich Südkorea. Das Land importiert 2,3 Millionen Fass Öl.
Deutschland
Der Öldurst Deutschlands ist ähnlich groß wie von Südkorea: 2,3 Millionen Fass Öl verbrauchen die Deutschen täglich.
Indien
Die gleiche Menge des Energieträgers wie Deutschland führt Indien ein. Das aufstrebende Land kommt auf 2,3 Millionen Fass Öl.
Japan
Deutlich mehr Volumen des Energieträgers nutzen die Japaner. Dort sind es 4,3 Millionen Fass täglich. Der Inselstaat ist damit der drittgrößte Ölimporteur der Welt.
China
Noch mehr des Rohstoffs holt die Volksrepublik ins Land. 5,5 Millionen Fass importieren die Chinesen täglich.
USA
Mit Abstand das meiste Erdöl verbrauchen die USA: Mit 8,7 Millionen Fass täglich liegen die Amerikaner an der Spitze.
Und dort, in der Hafenstadt Baniyas und in Homs, haben die Raffinerien mit einer Vorkriegskapazität von insgesamt 240.000 Barrel wenig zu tun. Durch die im 20. Jahrhundert höchst bedeutende Pipeline aus Kirkuk im Irak floss schon seit dem amerikanischen Irakkrieg von 2003 kein Öl mehr. Inzwischen exportiert der weitgehend autonome Irak viel Öl über die Türkei, Syrien hatte seine Bedeutung als Transitland schon vor dem Bürgerkrieg verloren. Jetzt ist Homs zur Kampfzone geworden, die Industrieanlagen wurden mehrmals Ziel von Angriffen, und das Ausmaß der Zerstörungen ist unbekannt. In Baniyas, einer Hochburg der alawitischen Volksgruppe, aus der die Familie Assad stammt, sind die Raffinerie- und Hafenanlagen intakt, ohne Zustrom von Rohöl aber funktionslos geworden.
Die syrische Wirtschaft ist durch den Bürgerkrieg in zwei Teile gespalten, von denen keiner auf sich gestellt lebensfähig ist. Noch im Juli 2011, als der Aufstand bereits gegen Assad schon ausgebrochen war, plante die Regierung in Damaskus, gemeinsam mit dem Irak und dem Iran zehn Milliarden Dollar in die Vernetzung der Ölproduktion der drei Länder zu investieren. Davon ist schon aus politischen Gründen heute keine Rede mehr.
Vor Ende des Krieges hat die syrische Ölwirtschaft keine Chance. Gut klingende Beschlüsse der Europäischen Union können daran nichts ändern.