Syrien US-Militär bestreitet Luftangriff auf syrische Moschee

Sowohl Russland als auch die USA greifen Ziele in Syrien an. Nach eigenen Angaben wollen sie Extremisten töten. Diesmal sterben viele Zivilisten. Wer ist für die neue Bombardierung verantwortlich?

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Die syrische Stadt Aleppo war einer der Hauptkriegsschauplätze im Syrien-Krieg. (Archivbild) Quelle: dpa

Das US-Militär hat nach Medienberichten die Verantwortung für einen Luftangriff mit Dutzenden Toten auf eine Moschee nahe der nordsyrischen Stadt Aleppo zurückgewiesen. Ein Sprecher des Zentralkommandos erklärte demnach, es habe in der Gegend einen Luftangriff auf ein Gebäude gegeben, in dem sich Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Kaida getroffen hätten.

„Es gibt eine Moschee innerhalb von 50 Fuß (rund 15 Meter) von dem Gebäude, die immer noch steht“, zitierte die „New York Times“ den Sprecher. Er kündigte zugleich eine Untersuchung an.

Ein Luftangriff hatte nach Angaben von Aktivisten am Donnerstag eine Moschee im von Rebellen kontrollierten Ort Al-Dschinnah westlich von Aleppo während des Abendgebets getroffen. Die Zahl der Toten stieg auf 46, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden, viele von ihnen schwer. Bei den meisten Opfern handele es sich um Zivilisten.

Die Akteure im Syrien-Konflikt

Die Rettungsorganisation Weißhelme erklärte, ihre Helfer suchten unter den Trümmern nach weiteren Opfern. In der Region sind zahlreiche Vertriebene untergekommen, die im vergangenen Jahr aus dem über Monate heftig umkämpften Aleppo geflohen waren.

Der Aktivist Mohammed al-Schaghel, der nach eigene Angaben am Angriffsort war, erklärte in einer Kurznachricht, er gehe davon aus, dass US-Jets den Angriff geflogen hätten. „Die Moschee ist durch den Angriff dem Erdboden gleichgemacht worden“, schrieb er.

Der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman, erklärte, weder russische noch syrische Flugzeuge hätten den Angriff geflogen. Die Menschenrechtler beziehen ihre Angaben von Informanten in Syrien. Andere Aktivisten beschuldigten aber auch Moskaus Luftwaffe, die im Bürgerkrieg die Regierung unterstützt.

5 Jahre Bürgerkrieg in Syrien: Eine Chronologie der wichtigsten Etappen

Sowohl die USA als auch Russland bombardieren in Syrien regelmäßig Extremisten aus der Luft. Die Angriffe richten sich gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und gegen die Al-Kaida-nahe Organisation Tahrir-al-Scham-Front. Diese hat unter anderem in der Nähe von Aleppo Stellungen. Seit Anfang des Jahres sind bei US-Luftangriffen Dutzende Anführer der Tahrir-al-Scham-Front getötet worden. Die Organisation ist wie der IS von der seit Ende Dezember geltenden Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland ausgenommen.

Erst am Mittwoch waren in der von Rebellen beherrschten Stadt Idlib im Nordwesten Syriens bei einem Luftangriff 26 Menschen ums Leben gekommen, darunter 14 Kinder. Der Syrienkonflikt hatte sich in dieser Woche zum sechsten Mal gejährt. Er hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung begonnen. In dem Bürgerkrieg, in dem zahlreiche andere Staaten mitmischen, sind mindestens 400.000 Menschen ums Leben gekommen.

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