Syrischer Bürgerkrieg Fotos von Foltermethoden des Regimes sind authentisch

Abgemagerte Beine, schreckliche Verstümmelungen, Strangulationen. Die Fotografien, die ein ehemaliger Unteroffizier der syrischen Armee ins Ausland geschmuggelt hat, sind erschreckend. Experten haben sie nun geprüft.

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Oppositionelle Gruppierungen dokumentieren das Grauen in Syrien, wo der Bürgerkrieg längst auch zu einem Krieg der Bilder geworden ist. Quelle: ap

New York Eine von der französischen Regierung unterstützte Expertenkommission hat die Folterbilder, die der syrische Überläufer „Caesar“ ins Ausland geschmuggelt haben will, als echt eingestuft. „Wir waren anfangs sehr skeptisch“, sagte der Jurist und frühere UN-Chefankläger David M. Crane am Dienstag in New York. „Nach eingehender Untersuchung sind wir uns sicher, dass der Zeuge glaubwürdig und die Fotos echt sind. Es sind unzweifelhafte Beweise für Kriegsverbrechen eines Regimes an seinem eigenen Volk.“

„Caesar“ gibt an, Fotograf für die Regierung gewesen zu sein. Der Unteroffizier soll 55 000 Fotos von Opfern auf USB-Sticks in seinen Schuhen ins Ausland geschmuggelt haben. Er spricht von 11 000 Opfern. Die Bilder zeigen Menschen, die bis aufs Skelett abgemagert sind oder bis zur Unkenntlichkeit misshandelt wurden. Einige haben ausgestochene Augen, andere wurden zu Tode geschleift oder verbrannt. Unter den Opfern sind auch Jugendliche, Frauen und Greise.

„Wir waren skeptisch, weil die Fotos für die Umstände zu gut schienen. Wo gibt es schon so exakt dokumentierte Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte Crane. „Wir haben "Caesar" immer wieder befragt, ja verhört. Wir haben es einzeln und in Gruppen gemacht. Unser Schluss ist: Der Zeuge ist glaubwürdig und die Fotos sind echt und beides würde in jedem Gerichtssaal bestehen können.“

„Ich habe so etwas in meiner Laufbahn noch nicht gesehen“, sagte der Gerichtsmediziner Stuart J. Hamilton. „Und ich bin überzeugt, dass die Bilder echt sind. Man kann viel manipulieren, aber man kann Manipulationen auch aufdecken.“ Die Fotos zeigten, dass die Menschen nicht nur getötet werden sollten. „Die Wunden, die Umstände des Todes und die verwendeten Hilfsmittel wie Strom zeigen, dass es nicht nur um den Tod ging. Dem Opfer sollten zuvor noch so viele Schmerzen wie möglich zugefügt werden.“

Frankreichs UN-Botschafter Gérard Araud sagte, dass die Fotos keine Fragen mehr offen ließen über die Natur des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad in Damaskus. „Aber der Sicherheitsrat ist gelähmt. Wenn Russland weiter blockiert, werden wir nichts gegen diese Verbrechen unternehmen können.“

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