Tag der Deutschen Einheit, 11. September & Co. Zehn Tage, die die Welt veränderten

Die Mauer war gefallen, am 3. Oktober 1990 wurde die deutsche Einheit vertraglich besiegelt. Diese zehn Tage haben seitdem die Welt bewegt.

3. Oktober 1990: Deutsche Einheit 62 Abgeordnete stimmten dagegen, die überwältigende Mehrheit dafür: 294 Abgeordnete sprachen sich in der Nacht auf den 23. August 1990 dafür aus , dass „die Volkskammer den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (…) mit der Wirkung vom 3. Oktober 1990“ erklärt. Elf Monate nach dem Fall der Berliner Mauer war Deutschland damit wieder vereint. „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“, kommentierte Ex-Kanzler Willy Brandt 1989. Quelle: dpa/dpaweb
8. Januar 1992: China führt die Marktwirtschaft ein„Das war eine Revolution, nur war sie nicht gewalttätig“, erinnert sich ein ehemaliger Botschafter Chinas an das Jahr 1992. Am 8. Januar trat damals Deng Xiaoping, der faktische Machthaber in China, eine Reise durch den Süden des Landes an. Nach langem Gerangel um die wirtschaftspolitische Stoßrichtung wollte Deng nun die Parteifunktionäre und die Bevölkerung hinter seinen Reformkurs scharen. Denn noch gab es viele Zweifler. 1989 hatten Parteirezensoren seinen Aufruf zur „Kombination von Wirtschaftsplanung und Marktwirtschaft“ zu „Wirtschaftsplanung und Marktregulierung“ umgeschrieben. Dengs Reden 1992 in südchinesischen Städten wie Shenzhen und Shanghai sollten letzte Widerständler verstummen lassen und die ideologische Grundlage des künftigen Reformkurses darstellen. Mit der seitdem stets zunehmenden Privatwirtschaft ist China vom Entwicklungsland zur Weltwirtschaftsmacht auf Augenhöhe mit den USA aufgestiegen, die das weltweit zweitgrößte BIP aufweist. Quelle: REUTERS
9. Juli 1995: Massaker von SrebrenicaDie bosnisch-serbische Armee und Paramliltärs ermordeten im Juli 1995 rund um die Ortschaft Srebrenica 8.000 Menschen. Das Massaker im Bosnienkrieg, einem der vier Jugoslawienkriege zwischen 1991 und 1999, zeigt, dass grausame Krieg auf europäischem Boden trotz aller Lippenbekenntnisse und europäischen Einigungsmaßnahmen seit dem Zweiten Weltkrieg immer noch möglich sind. Quelle: AP
Januar 1999: Euro-EinführungBis zum 1. Januar 1999 fehlte der Europäischen Union ein wichtiges Stück auf dem Weg zum gemeinsamen Markt: Um den freien  Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen zu ermöglichen, brauchte es eine gemeinsame Währung. Zu Beginn des Jahres 1999 beseitigte die EU diesen Mangel und richtete die Europäische Zentralbank ein. Vom 1. Januar an war der Euro gesetzliche Buchungswährung , seit dem 28. Februar 2002 ist er ausschließliches Zahlungsmittel in den zunächst zwölf Euro-Staaten. Heute zahlen Menschen in 18 Staaten mit der gemeinsamen Währung.  Zur wirtschaftlichen Bedeutung kommt die Symbolkraft des Euros hinzu. Er bindet die Menschen über die Grenzen hinweg aneinander und an das Projekt Europa. Quelle: REUTERS
11. September 2001: Terroranschläge in den USAEin Terrorkommando von Al Qaida greift am 11. September 2001 die USA an. Die Islamisten entführen vier Flugzeuge und setzen sie als Waffen eing. Zwei Jets flegen in die Türme des World Trade Centers, ein Flugzeug ins Pentagon, eins stürzt ab. Etwa 3.000 Menschen sterben. Die USA und ihre Alliierten starten wenige Wochen später den Krieg gegen den Terrorismus. Quelle: dapd
20. März 2003: IrakkriegWeder war Iraks Diktator Saddam Hussein in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt, noch arbeitete der Intim-Feind der Bush-Familie arbeitete nicht an Massenvernichtungswaffen. Dennoch zogen die USA am 20. März 2003 gegen den Irak in den Krieg. Der Feldzug dauerte keine vier Wochen, dann war die irakische Armee besiegt. Frieden im Land sollte aber noch lange nicht herrschen. Schiiten und Sunniten kämpften um die Macht im neuen Staat. Al Qaida nutzte die Gunst und scharte islamistische Extremisten um sich und überzog das Land mit Terroranschlägen. Das Land blieb instabil. Die Terroristen des „Islamischen Staats“ nutzten das Chaos, überzogen Teile des Landes 2014 mit Terror, verleibten sich Ölfelder und Waffenlager ein und entwickelten sich zu einer der größten Bedrohungen des Weltfriedens. Quelle: AP
15. September 2008: Lehman-PleiteErst platzte die Immobilienblase, dann wankten die Banken, schließlich brach die Realwirtschaft ein: Die Welt- und Finanzkrise 2008, die Folge eine weltweiten kreditfinanzierten Massenspekulation, vernichtete Vermögen in Billionenhöhe. Am 15. September 2008 meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs an. Weltweit gerieten Banken ins Wanken. Dee Staatengemeinschaft musste mit Milliarden den Bankensektor stützen. Glaub man Joaquín Almunia, Vizepräsident der EU-Kommission, erhielten die Banken Europas seit dem Ausbruch der Finanzkrise bis zum März 2010 rund vier Billionen Euro an Staatshilfen. Der Großteil entfällt auf staatlichen Garantien, effektiv nahmen die Banken Staatsgarantien in Höhe von 994 Milliarden Euro in Anspruch. In den Sog der Finanzkrise wurde mit wenigen Monaten Verzögerung auch die Realwirtschaft hineingezogen, zunächst in den USA, später auch in Europa und Asien. Laut Eurostat ging die Industrieproduktion in der Eurozone von ihrem Höhepunkt im Frühjahr 2008 bis zum Frühjahr 2009 um mehr als 20 Prozent zurück. Ähnlich dramatische Werte gab es zuvor nur während der Weltwirtschaftskrise 1929/1930. Die Länder versuchten die Wirtschaft mit massiven Konjunkturprogrammen zu stützen. In den USA wurden Konjunkturprogramme mit einem Volumen von über 1,5 Billionen US-Dollar aufgelegt. Die Bundesregierung baute die Möglichkeiten zur Kurzarbeit massiv aus und nahm für in die Konjunkturpakete I und II rund 65 Milliarden Euro in die Hand. Die Schuldenberge der westlichen Länder wuchsen dramatisch an, auf die Finanzkrise folgte die Schuldenkrise. Quelle: dapd
11. April 2010: Europäischer StabilitätsmechanismusDie gemeinsame Währung, der Euro, sollte Europa noch enger zusammenschweißen. Er sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl der gut 327 Millionen Bürger der Eurozone verstärken und Wohlstand auf dem alten Kontinent garantieren. Doch die niedrigen Zinsen nach der Euro-Einführung führten zu einem Investitions- und Konsumrausch in Südeuropa. Die Länder, allen voran Griechenland, lebten über ihre Verhältnisse. Sie verloren an Wettbewerbsfähigkeit und ihre Schulden stiegen auf nie gekannte Werte. Die Folge: Investoren verlangten im Frühjahr 2010 immer höhere Renditen. Diese waren jedoch nicht mehr gegen zu finanzieren. Griechenland stand vor dem Bankrott. Am 11. April 2010 beschlossen die Mitglieder der Eurozone, Hilfskredite an Griechenland zu gewähren. Sie schufen einen Rettungsschirm und einen Stabilitätsmechanismus. Denn außer Griechenland brauchten weitere Länder, darunter Spanien und Portugal, Milliarden aus den Sicherungssystemen. Die Euro-Zone wurde zu einer Transferunion. Quelle: dpa
17. Dezember 2010: Arabischer FrühlingDas Plakat zeigt Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi. Dieser zündet sich am 17. Dezember in Tunesien an – und löst damit die größte Revolutionswelle der jüngeren Geschichte aus. In mindestens 15 arabischen Ländern gehen die Menschen gegen die meist autoritären Machthaber auf die Straße. Sie protestieren gegen Armut und fehlenden Perspektiven und für demokratische Rechte, wie freie Wahlen und Versammlungs- und Redefreiheit. Die Regimes reagieren mit äußerster Gewalt, in Tunesien, Ägypten und Libyen siegt dennoch das Volk. Die Ex-Staatschefs Muammar al Gaddadfi, Hosni Mubarak und Zine el-Abidine Ben Ali fallen, Syriens Machthaber Baschar al-Assad kämpft noch immer gegen sein Volk. Die Botschaft ist klar: Die arabische Welt ist im Wandel. Quelle: dpa
11. März 2011: Fukushima-KatastropheErst bebt die Erde, dann fegen Wassermassen über das Land: Japan wird am 11. März 2011 von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht. Über 15.000 Menschen sterben. Gleichzeitig wird das japanische Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi schwer beschädigt. In drei Reaktoren kommt es zu Kernschmelzen, Radioaktivität tritt aus. Mehr als 150.000 Menschen müssen das Gebiet um das Atomkraftwerk verlassen, noch heute können viele Menschen nicht nach Hause. Mit dem GAU in Fukushima verlieren viele Menschen den Glauben an die Macht der Technik. Die Kernenergie gerät in Verruf, die deutsche Politik folgt der Stimme des Volkes. Die Kanzlerin, promovierte Physikerin und bis zum 11. März Befürworterin der Atomenergie, vollzieht im Sommer 2011 eine 180-Grad-Drehung. Sie setzt im Kabinett den endgültigen Atomausstieg durch. Bis 2022 sollen alle deutschen Meiler vom Netz. Quelle: dpa
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