Ted Cruz Der Unbeugsame

Die Schlammschlacht im Vorwahlkampf wirft ihre Schatten auf den nun formell ernannten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Ted Cruz verweigert Donald Trump die blinde Unterstützung. Er hat triftige Gründe.

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Ted Cruz werde keine Steine auf Donald Trump werfen. Ihn unterstützen werde er ihn aber nicht: „Ich bin es nicht gewohnt, Leute zu unterstützen, die meine Frau angreifen und meinen Vater angreifen.“ Quelle: AFP

Cleveland Der gescheiterte republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Ted Cruz hat seine Rede auf dem Kongress seiner Partei gerechtfertigt. Er werde nicht die Demokratin Hillary Clinton wählen, versicherte Cruz am Donnerstag vor Delegierten seines Heimatstaates Texas. Er sei aber nicht bereit, den Parteikandidaten Donald Trump zu unterstützen wie eine „unterwürfige Marionette“. Cruz hatte am Vortag für einen Eklat gesorgt, als er Trump auf offener Bühne die Unterstützung versagte. Trumps Team kritisierte Cruz.

Cruz sagte, er werde nicht mit Steinen nach Trump werfen, sei aber nicht bereit, sich hinter den Milliardär zu stellen. „Ich bin es nicht gewohnt, Leute zu unterstützen, die meine Frau angreifen und meinen Vater angreifen“, sagte er.

Trump hatte Cruz im Vorwahlkampf als „Lügen-Ted“ verhöhnt, das Erscheinungsbild von dessen Frau kritisiert und angedeutet, Cruz' Vater habe Verbindungen zum Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald gehabt.

In seiner Parteitagsrede stellte sich Cruz am Mittwoch (Ortszeit) zwar hinter einige von Trumps Vorschlägen, etwa den Bau eines Grenzwalls an der Grenze zu Mexiko zur Eindämmung der illegalen Einwanderung. Den Namen des Präsidentschaftskandidaten erwähnte der Senator allerdings nur ein einziges Mal und rief die Delegierten auf, bei der Wahl ihrem Gewissen zu folgen.

Viele Delegierte buhten Cruz aus, Trump-Verbündete reagierten mit Entrüstung. Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort warf Cruz Respektlosigkeit vor. Trump habe den Senator eingeladen, weil die Vorwahlen vorüber seien. Cruz habe ein sehr schlechtes Urteilsvermögen gezeigt.

Trump selbst gab sich gelassen. Cruz' Verhalten sei kein großes Ding, twitterte er. Allerdings kreidete er Cruz an, dass dieser ein Versprechen von Präsidentschaftsbewerbern gebrochen habe, den letztlich gekürten Kandidaten mitzutragen.

Cruz' Berater Jason Johnson sagte, sein Chef habe Trump schon vor zwei Tagen telefonisch mitgeteilt, dass er ihn in seiner Rede nicht empfehlen werde. Dennoch hatte Trumps Kampagnenteam den Senator aus Texas an prominenter Stelle auf die Rednerliste gesetzt. Diese Entscheidung dürfte nun für neue Diskussionen über das Management von Trumps Wahlkampf sorgen.

Der republikanische Parteitag endet am Donnerstag mit einer Rede Trumps, in der er seine Nominierung offiziell annehmen und seine politischen Ziele darlegen dürfte. In einem Interview der „New York Times“ machte er den Beistand der USA für Nato-Partner von Bedingungen abhängig. Im Falle eines Angriffs von Russland auf die baltischen Staaten etwa würde er als US-Präsident seine Entscheidung danach treffen, ob diese „ihre Verpflichtungen uns gegenüber erfüllt haben“, sagte er. Laut Nato-Vertrag sind die Bündnispartner bei einem Angriff auf ein Mitgliedsland zum militärischen Beistand verpflichtet.

Trump sagte zudem, er wolle die Türkei nicht für die Maßnahmen gegen Regierungsgegner und für die Einschränkung der Bürgerrechte kritisieren. Die USA hätten kein Recht, anderen Ländern Vorhaltungen zu machen, solange im eigenen Land Polizisten erschossen würden.

Die Demokraten halten ihren Parteitag kommende Woche in Philadelphia ab. Dabei dürfte Ex-Außenministerin Hillary Clinton als Kandidatin nominiert und damit Trumps Gegnerin im November werden. Der Sieger löst Amtsinhaber Barack Obama im Januar im Weißen Haus ab.

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