Terror in Afghanistan Mindestens 61 Tote bei Anschlag in Kabul

Wieder einmal trifft es die afghanische Hauptstadt Kabul: Zwei Explosionen reißen zahlreiche Menschen in den Tod. Viele weitere Opfer werden zum Teil schwer verletzt. Der Islamische Staat bekannte sich zu der Tat.

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Bei einem Selbstmordanschlag in Kabul sind mindestens 61 Menschen getötet worden, viele weitere sind immer noch in kritischer Verfassung. Quelle: dpa

Kabul Bei zwei Explosionen während einer Demonstration in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 61 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 207 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums am Samstag mit, eine weitere Erhöhung der Opferzahlen sei nicht ausgeschlossen.

Der Leiter des Isteqlal-Krankenhauses, Mohammad Sabir Nasib, sagte: „Viele der Verletzten, die zum Krankenhaus gebracht wurden, sind in schlechter Verfassung.“ Die Verantwortung für die Bluttat übernahm die Terrororganisation Islamischer Staat, die in Afghanistan mit den radikalislamischen Taliban konkurriert.

Die Detonationen ereigneten sich während einer Demonstration auf einem zentralen Platz. „Erst dachten wir, das sei eine Minen-Explosion, aber als ich das Areal erreichte, wurde mir klar, dass es eine Selbstmordattacke mit einem Auto war“, sagte ein Demonstrant, der sich in der Nähe aufgehalten hatte. Er veröffentlichte ein Video auf Facebook, das den Platz mit zahlreichen blutüberströmten Opfern zeigte.

Zur Identität der Opfer konnte der Ministeriumssprecher zunächst noch keine genauen Angaben machen. Der afghanische Präsidentenpalast erklärte, dass unter den Toten Sicherheitskräfte seien, die die Demonstration bewacht hätten.

Demonstriert hatten Angehörige der Minderheit der Hasara, sie sich für die Verlegung einer Stromtrasse einsetzen. Kabul war für den Protestmarsch weitgehend abgeriegelt worden. Nach der Explosion blockierten wütende Demonstranten den Umkreis und hielten Polizei und Sicherheitskräfte davon ab, zum Ort des Geschehens zu kommen. Einige warfen Steine auf die Beamten.

Die Hasara stellen etwa 15 Prozent der geschätzten 30 Millionen Menschen in Afghanistan und gelten als arme, oft diskriminierte Minderheit. Viele Hasara sind schiitische Muslime, während in Afghanistan insgesamt Sunniten in der Überzahl sind. Der IS wird von sunnitischen Extremisten geführt.

Die neue Stromleitung namens Tutap sollte ursprünglich durch Bamian gehen, das Siedlungsgebiet der Hasara im Zentrum Afghanistans. Als die Trasse umgeplant wurde, sahen die Hasara dies als weiteren Beleg für Vorurteile gegen ihre Bevölkerungsgruppe.

Tutap gilt als wichtiges Entwicklungsprojekt, da derzeit weniger als 40 Prozent der Afghanen einen Stromanschluss haben. Fast 75 Prozent der Elektrizität wird importiert. Hinter Tutap stehen die Asiatische Entwicklungsbank sowie Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan und Pakistan. Planer erklären die Verlegung der Strecke mit Kostengründen.

Die Hasara beharren jedoch auf der ursprünglichen Route durch das bitterarme Bamian. Im Mai hatten Zehntausende schon einmal für dieses Ziel demonstriert. Am Samstag waren es deutlich weniger. Die Demonstranten bewegten sich zu Fuß und auf Fahrrädern vor allem durch die westlichen Stadtteile Kabuls.

Präsident Aschraf Ghani verurteilte die Explosion. „Friedliche Demonstrationen sind das Recht jeden Bürgers von Afghanistan und die Regierung wird alles ihr Mögliche tun, sie zu sichern“, erklärte Ghani. Sein Sprecher kündigte einen Fernsehauftritt an.

Amnesty International erklärte: „Solche Angriffe sind eine Erinnerung, dass der Konflikt in Afghanistan nicht zu Ende geht, wie manche es glauben, sondern eskaliert.“

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