Terror in Nigeria Gewalt zum Ende der Fastenzeit

Extremisten greifen in dem westafrikanischen Land Muslime wie Christen an. Dahinter steht offenbar die Terrorgruppe Boko Haram, die dem Aufruf der Terrormiliz IS zu Gewalt während des Ramadan folgt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Leichen der Getöteten in Stoff- und Plastiksäcken: Die Gewalt raubte mehr als 60 Menschen das Leben. Quelle: AFP

Jos Neue Anschläge während des muslimischen Fastenmonats Ramadan haben in Nigeria mehr als 60 Menschen das Leben gekostet. Mutmaßliche Selbstmordattentäter der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram sprengten sich am Sonntagabend in der Stadt Jos nordöstlich der Hauptstadt Abuja in einer Moschee und einem muslimischen Restaurant in die Luft, wie die Nationale Katastrophenschutzbehörde am Montag mitteilte. 51 Menschen, die bei den beiden Anschlägen ums Leben kamen, wurden beerdigt.

Vor dem Doppelattentat in Jos hatte eine Selbstmordattentäterin in einer evangelischen Kirche in Potiskum im Nordosten des Landes ihren Sprengsatz gezündet und fünf Menschen in den Tod gerissen. Bei Überfällen auf Dörfer im Nordosten Nigerias töteten Extremisten zudem neun Dorfbewohner und setzten 32 Kirchen sowie rund 300 Häuser in Brand, wie ein Vertreter einer Selbstverteidigungsgruppe im Staat Borno sagte. Die Bürgerwehr habe drei Extremisten getötet.

Der Anschlag in der Yantaya-Moschee von Jos ereignete sich laut Behördenangaben, als ein Geistlicher einer Organisation, die sich für ein friedliches Nebeneinander einsetzt, zu der Menge sprach. Ein Mann eröffnete das Feuer auf den Prediger, der gegen Boko Haram gesprochen hatte. Anschließend sprengte er sich in die Luft. Die andere Bombe explodierte in dem häufig von Politikern besuchten Restaurant Shagalinku. Ein Augenzeuge sagte, die Gaststätte sei zerstört worden, er habe viele blutüberströmte Menschen gesehen.

Jos war in der Vergangenheit häufiger Ziel von Anschlägen der Terrorgruppe Boko Haram. Die Stadt im Bundesstaat Pateau liegt im Zentrum des Landes, an der Grenze zwischen dem vorwiegend muslimischen Norden und dem mehrheitlich christlichen Süden Nigerias.

Die Terrormiliz Islamischer Staat, der sich Boko Haram unterstellt hatte, hatte zu Anschlägen im Fastenmonat Ramadan aufgerufen. In der vergangenen Woche hatten die Extremisten bei Anschlägen im Nordosten Nigerias mehr als 200 Menschen getötet.

Boko Haram will im Nordosten Nigerias einen islamischen Gottesstaat errichten und kämpft seit 2009 mit Gewalt dafür. Mehr als 13 000 Menschen kamen bisher ums Leben, 1,5 Millionen mussten fliehen. 2014 eroberten die Extremisten größere Teile Nigerias und riefen dort ein Kalifat aus. Mehrere Nachbarstaaten helfen seit einigen Monaten Nigeria im Kampf gegen Boko Haram. Zuletzt nahmen deren Angriffe und Bombenanschläge aber wieder zu.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%