Tote und Verletzte bei Anschlagsserie in Thailand
Thailand ist von einer schweren Bombenserie erschüttert worden. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und mehr als 30 weitere verletzt, darunter drei Deutsche. Insgesamt detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Städten, darunter im Badeort Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge scharf, sie hätten gleichermaßen auf Einheimische und Touristen gezielt. „Das hat auch uns hier in Deutschland berührt, denn viele Deutsche fühlen sich Thailand eng verbunden. Tausende unserer Landsleute verbringen regelmäßig ihre Urlaubstage dort.“
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, die deutsche Botschaft stehe mit den verletzten Deutschen in Kontakt. Das Auswärtige Amt und die Botschaft gingen jedem Hinweis auf weitere Verletzte nach. Sie stünden in ständigem Kontakt mit den thailändischen Behörden.
Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder. Zudem wurden nach jüngsten thailändischen Angaben drei Italiener - zwei Frauen und ein Mann -, eine Österreicherin und drei Niederländer verletzt. Die deutschen Verletzten sind demnach 16, 17 und 48 Jahre alt. Alle Verletzten würden in einem Krankenhaus in Hua Hin behandelt.
Zwei Explosionen vor Polizeistationen erschütterten die südliche Provinz Surat Thani am frühen Freitag, ein weiterer Sprengsatz ging nahe dem Patong Beach im Urlauberort Phuket hoch. Eine dritte Bombe traf die Touristenregion in der Provinz Phang Nga, zwei weitere detonierten in Hua Hin 200 Kilometer südlich von Bangkok. Keine zwölf Stunden davor waren dort bereits die ersten Sprengsätze explodiert.
Definitionen und Zusammenhänge
In Asien nannte man sie „amucos“ - Krieger, die den Feind ohne Angst vor dem Tod angreifen und vernichten. Heute beschreibt der Begriff in der Regel blindwütige Aggressionen – mit und ohne Todesopfer. Die meisten Amokläufer sind männlich und eigentlich unauffällig, in vielen Fällen ledig oder geschieden. Neben psychisch kranken Tätern gibt es auch Amokläufer, die aus banalen Gründen plötzlich ausrasten. Angst, Demütigung oder Eifersucht haben sich oft lange aufgestaut, bevor es zur Katastrophe kommt. Teils werden Taten auch im Kopf durchgespielt. „Amok“ kommt aus dem Malaiischen und bedeutet „wütend“ oder „rasend“.
Attentate sind politisch oder ideologisch motivierte Anschläge auf das Leben eines Menschen, meistens auf im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeiten. Der Ausdruck „Attentäter“ wiederum wird auch für Menschen verwendet, die einen Anschlag auf mehrere Menschen begehen. Terroristische Attentäter zielen etwa auf Angehörige eines ihnen verhassten Systems oder einer Religion ab. Mit Anschlägen auf öffentlichen Plätzen, in Verkehrsmitteln oder auf Feste versuchen sie, in der Bevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten. Der Begriff „Attentat“ leitet sich vom lateinischen attentare (versuchen) im Sinne eines versuchten Verbrechens ab.
Terrorismus ist politisch motivierte, systematisch geplante Gewalt, die sich gegen den gesellschaftlichen Status quo richtet und auf politische, religiöse oder ideologische Veränderung ausgerichtet ist. Dass Terroristen töten und zerstören, ist Mittel zum Zweck. Sie wollen vor allem Verunsicherung in die Gesellschaft tragen. Terrorakte richten sich oft gegen die Zivilbevölkerung oder symbolträchtige Ziele.
Terror geht auf das lateinische Wort „terrere“ zurück, was „erschrecken“ oder „einschüchtern“ bedeutet. Terror und Terrorismus werden oft gleichbedeutend verwendet. Im Unterschied zum Terrorismus bezeichnet der Begriff „Terror“ aber eher das Machtinstrumentarium eines Staates. Der „Terror von oben“ steht für eine Schreckensherrschaft, die willkürlich und systematisch Gewalt ausübt, um Bürger und oppositionelle Gruppen einzuschüchtern. Auch in die Umgangssprache hat der Begriff Eingang gefunden - etwa für extreme Belästigung, zum Beispiel Telefonterror.
„Die Anschläge hatten das gleiche Profil“, sagte Armeegeneral Danai Kritmethavee. „Wir glauben zu diesem Zeitpunkt, dass es eine koordinierte Attacke war.“
Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha erklärte: „Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, keine Panik zu erzeugen und Recht und Ordnung wiederherzustellen.“ Diese Anschläge sollten Unruhe im Land erzeugen, sagte sein Stellvertreter Prawit Wongsuwan.
Die thailändische Polizei hält nach eigenen Angaben Terroristen als Urheber der Bombenserie für unwahrscheinlich. Die Anschläge seien vermutlich „das Werk lokaler Elemente“, die mit der politischen Situation in Thailand unzufrieden sind, sagte Polizeichef Chakthip Chaijina in Bangkok. Hier gehe es um Sabotage, eine innere Angelegenheit, sagte ein Polizeisprecher. Medienberichte über zwei Festnahmen wies er zurück.
Er sehe eine Verbindung mit dem von der Militärregierung unterstützten Verfassungsreferendum von vergangener Woche, sagte Chakthip. „Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden - all diese Provinzen haben dafür gestimmt. Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.“
Die Behörden verschärften die Sicherheitsvorkehrungen an Regierungsgebäuden, Bahnhöfen und Flughäfen im Land. Am Freitag patrouillierten Soldaten an Bahnhöfen und Regierungsgebäuden in der Hauptstadt Bangkok. Eine Spezialeinheit übernahm die Ermittlungen.
Der Präsident der thailändischen Flughäfen, Nittinai Sirismatthakarn, sagte der dpa, dass an den Airports die höchste Sicherheitsstufe gelte. Dadurch könne es zu erheblichen Verzögerungen für Passagiere kommen.
Die Militärjunta ordnete mit Blick auf die Feierlichkeiten zum Geburtstag von Königin Sirikit am Freitag erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an. „Wir werden es nicht zulassen, dass Menschen mit üblen Absichten die Situation bestimmen“, sagte Sprecher Winthai Suvaree. Der Geburtstag der Königin ist gleichzeitig Muttertag in Thailand - viele nutzen das lange Wochenende für einen Kurzurlaub.
Die ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra verurteilte die Bombenserie in ihrem Land. „Die Anschläge kosteten Unschuldige das Leben“, schrieb sie auf Facebook. Sie hoffe, dass die Verantwortlichen bald gefasst würden.
Yingluck war im April 2014 nach wochenlangen Demonstrationen gegen ihre Regierung ihres Amtes enthoben worden. Ihr wurde unter anderem Vetternwirtschaft bei der Vergabe von Regierungsämtern zur Last gelegt. Kurz darauf übernahm das Militär die Macht.
Das Auswärtige Amt aktualisierte der Sprecherin zufolge auch die Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand und rät Reisenden zu äußerster Vorsicht. Bislang gab das Amt aber keine Reisewarnung für das Land heraus. Das bedeutet: Pauschalurlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, sind auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen, erklärt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Angst und Sorge allein sind kein Grund für eine kostenlose Kündigung.