Nach den Bombenanschlägen in Thailand haben die Behörden ihre Ermittlungen zu möglichen Drahtziehern und Motiven fortgesetzt. Festnahmen gab es bis Samstagmorgen zwar noch nicht, wie der stellvertretende Chef der nationalen Polizei, Pongsapat Pongcharoen, vor Reportern sagte. „Wir hoffen aber, heute oder spätestens am Sonntag eine Liste von Verdächtigen zu haben“, kündigte er an.
In Thailand detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Unter den Verletzten sind drei Deutsche. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes. Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder.
Die Polizei geht zurzeit davon aus, dass am ehesten Gegner der von der Militärregierung unterstützten und vergangene Woche in einem Referendum beschlossenen neuen Verfassung des Landes hinter den Anschlägen stecken könnten. „Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden - all diese Provinzen haben dafür gestimmt“, sagte am Freitag Polizeichef Chakthip Chaijinda. „Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.“ Seit einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär.
Definitionen und Zusammenhänge
In Asien nannte man sie „amucos“ - Krieger, die den Feind ohne Angst vor dem Tod angreifen und vernichten. Heute beschreibt der Begriff in der Regel blindwütige Aggressionen – mit und ohne Todesopfer. Die meisten Amokläufer sind männlich und eigentlich unauffällig, in vielen Fällen ledig oder geschieden. Neben psychisch kranken Tätern gibt es auch Amokläufer, die aus banalen Gründen plötzlich ausrasten. Angst, Demütigung oder Eifersucht haben sich oft lange aufgestaut, bevor es zur Katastrophe kommt. Teils werden Taten auch im Kopf durchgespielt. „Amok“ kommt aus dem Malaiischen und bedeutet „wütend“ oder „rasend“.
Attentate sind politisch oder ideologisch motivierte Anschläge auf das Leben eines Menschen, meistens auf im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeiten. Der Ausdruck „Attentäter“ wiederum wird auch für Menschen verwendet, die einen Anschlag auf mehrere Menschen begehen. Terroristische Attentäter zielen etwa auf Angehörige eines ihnen verhassten Systems oder einer Religion ab. Mit Anschlägen auf öffentlichen Plätzen, in Verkehrsmitteln oder auf Feste versuchen sie, in der Bevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten. Der Begriff „Attentat“ leitet sich vom lateinischen attentare (versuchen) im Sinne eines versuchten Verbrechens ab.
Terrorismus ist politisch motivierte, systematisch geplante Gewalt, die sich gegen den gesellschaftlichen Status quo richtet und auf politische, religiöse oder ideologische Veränderung ausgerichtet ist. Dass Terroristen töten und zerstören, ist Mittel zum Zweck. Sie wollen vor allem Verunsicherung in die Gesellschaft tragen. Terrorakte richten sich oft gegen die Zivilbevölkerung oder symbolträchtige Ziele.
Terror geht auf das lateinische Wort „terrere“ zurück, was „erschrecken“ oder „einschüchtern“ bedeutet. Terror und Terrorismus werden oft gleichbedeutend verwendet. Im Unterschied zum Terrorismus bezeichnet der Begriff „Terror“ aber eher das Machtinstrumentarium eines Staates. Der „Terror von oben“ steht für eine Schreckensherrschaft, die willkürlich und systematisch Gewalt ausübt, um Bürger und oppositionelle Gruppen einzuschüchtern. Auch in die Umgangssprache hat der Begriff Eingang gefunden - etwa für extreme Belästigung, zum Beispiel Telefonterror.
Im Süden des Landes gibt es zudem seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok. Separatisten fordern die Unabhängigkeit der drei südlichsten Provinzen des Landes. Seit 2004 starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Separatisten hinter den jüngsten Anschlägen steckten, sagte Polizeichef Chaijinda.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge scharf. Eine Reisewarnung für Thailand gab das Auswärtige Amt allerdings nicht heraus. Es riet Reisenden lediglich zu äußerster Vorsicht. Man solle große Menschenansammlungen meiden und die Medien verfolgen. Für Urlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, ist das ein wichtiger Unterschied: Ohne Reisewarnung sind sie auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen.