"Time"-Liste Das sind die mächtigsten Politiker der Welt

Angela Merkel, Barack Obama und Wladimir Putin: Das "Time"-Magazin kürt Staatslenker, Künstler, Unternehmensbosse, Aktivisten oder Sportler mit dem größten Einfluss. Das sind die Mächtigsten der Politik.

Hier sind gleich zwei der Politiker versammelt, die das US-amerikanische Time Magazine 2015 zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt zählt: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der indische Ministerpräsident Narenda Modi bei der Eröffnung der Technologiemesse in Hannover. Während Modis Land in den vergangenen Jahren wirtschaftlich leichte Rückschläge gegenüber den vorherigen Boomjahren erlebt hat, führt Merkel eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt an. Doch persönlich sind sich die beiden Politiker, die Time mit 29 anderen Persönlichkeiten in der Kategorie „Leader“ für ihre Verdienste ehrt, doch recht ähnlich. Während Modi sich aus einfachen Verhältnissen vom Teehändler zum Ministerpräsidenten hochgearbeitet hat, war auch Merkels Weg an die Macht alles andere als einfach. Sie hat zwei Systeme kennengelernt und den Sprung an die Schaltstellen der Gegenwart geschafft. Über Modi schreibt US-Präsident Barack Obama für Time: „Wie Indien selbst verkörpert er das Traditionelle und die Moderne gleichermaßen“. Ein Spagat, den auch Merkel in der Unionsfraktion immer wieder leisten muss. Quelle: dpa
Angela Merkel wird vom Time Magazine in diesem Jahr insbesondere für ihre Vermittlung im Ukrainekonflikt geehrt. Die CDU-Politikerin ist eine von weniger Europäern und die einzige Deutsche in der Liste. Die Laudatio auf Merkel schrieb der ukrainische Präsident, der sie für ihr Engagement lobte. Sie beherrsche es, „die Hebel der wirtschaftlichen Macht Deutschlands in diplomatische Macht umzuwandeln, um Sicherheitspolitik zugunsten der ganzen Welt voranzutreiben“. Quelle: REUTERS
Doch die Liste, die jedes Jahr von Redakteuren und Korrespondenten des Magazins zusammengestellt wird, enthält nicht nur etablierte Toppolitiker. Stattdessen werden auch Personen berücksichtigt, von denen künftig weltbewegendes Handeln erwartet wird. Dies dürfte der Grund für die Listung von Muhammad Buhari sein, dem frisch gewählten nigerianischen Präsidenten. Dem ehemaligen autoritären Führer und konservativen Politiker wird zugetraut, die Korruption in seinem Land einzudämmen und erfolgreich gegen den Terrorismus durch die Gruppe Boko Haram vorzugehen. Quelle: dpa
Buharis Gegenspieler ist Abubaker Shekau und auch er steht auf der Liste der wichtigsten politischen Führer im Jahr 2015: Der Anführer der Terrormiliz Boko Haram, hier bei einer Videobotschaft zu sehen, in der er im Vorfeld der Wahlen in dem afrikanischen Land allen Nigerianern droht, die nicht an Allah glauben. Es ist ein Charakteristikum der Times Liste, dass es nicht unbedingt eine Würdigung für positive Taten ist, aufgenommen zu werden. Stattdessen soll abgebildet werden, wer die Welt verändert. Und dazu zählt die Redaktion offenbar auch die Terrorgruppe um Shekau.
In diese Kategorie der wenig bewunderten, aber dennoch viel beachteten Personen auf der Time-Liste dürfte auch Kim Jong Un fallen. Der nordkoreanische Diktator hatte zu Beginn seiner Amtszeit vor etwa drei Jahren viele Hoffnungen auf Wandel in dem jahrzehntelang isolierten und autoritär geführten System geweckt. „Diese Hoffnungen sind unerfüllt verflogen“, schreibt Kang Cheol Hwan, ein nordkoreanischer Dissident und Direktor des südkoreanischen North Korea Strategy Centers. Die Öffnung, die einige erwartet haben, hat bisher nicht stattgefunden. Ob das an der eigentlichen Machtlosigkeit Kim Jong Uns liegt – einige vermuten, dass im Hintergrund andere die Strippen ziehen – oder ob der Jungdiktator selbst nicht von der provokativen Linie mit Militärmanövern und Raketentests abweichen will, ist unklar. Quelle: REUTERS
Auch er hat die Weltgemeinschaft in den vergangenen 16 Monaten seit Ausbruch der Ukrainekrise mehrfach zittern lassen: Wladimir Putin, russischer Präsident und Machtpolitiker suchte die Konfrontation mit dem Westen, indem er vor knapp einem Jahr die zuvor ukrainische Krim annektierte. Szenen wie hier 2013, als er Angela Merkel bei einem G20-Gipfeltreffen einen Mantel umlegte, gehören vorerst der Vergangenheit an. Das Verhältnis ist abgekühlt. Doch klar ist auch: Ohne die Supermacht Russland geht in der Weltdiplomatie nichts, ob mit Blick auf die Ukrainekrise oder auch mit Blick auf Streitthemen wie den Syrienkrieg oder das iranische Atomprogramm. Deshalb zählt Putin nach Ansicht des Time Magazine trotz aller Schwächung seines Landes in Zeiten der Sanktionen zu den wichtigsten politischen Führern 2015. Quelle: dpa
Er mischt die europäische Politik seit Anfang des Jahres enorm auf, hat den deutschen Finanzminister zu kaum gekannten Zornesausbrüchen getrieben und alle Blicke auf sein Land gelenkt: Zweifelsohne ist der griechische Regierungschef Alexis Tsipras eine der Personen in Europa, die das erste Quartal 2015 am stärksten geprägt haben. Ob er im Rahmen der griechischen Schuldenkrise eine tragische oder eine heldenhafte Rolle in der Geschichte einnehmen wird, muss sich erst noch weisen. In jedem Fall stellte er jahrelange Parolen europäischer Politiker von „alternativlosen“ Maßnahmen erstmals auf die Probe und begeisterte so auch viele Menschen. Quelle: AP
Ein Verhältnis, das zuletzt besonders in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist und Anlass zur Hoffnung gibt, spiegelt sich auch in der Time Liste. Neben US-Präsident Barack Obama steht in diesem Jahr auch der kubanische Staatschef Raúl Castro darauf. Quelle: dpa
Ihr Engagement im vergangenen Jahr ist nicht zu übersehen: Nigerias Erziehungsministerin Obiageli Ezekwesili organisierte die Bewegung gegen das Vergessen #BringBackOurGirls und kämpfte für die Rückkehr der mehr als 200 von der Terrorsekte Boko Haram entführten Mädchen in Nigeria. Auch nach einem Jahr sind die Mädchen noch immer verschwunden. Doch Ezekwesilis Engagement ist es zu verdanken, dass täglich Proteste stattfinden, damit die Mädchen nicht in Vergessenheit geraten. Quelle: REUTERS
King Salman bin Abdulaziz Al Saud (l.) ist gleichzeitig König und Premierminister von Saudi Arabien. Damit beherrscht der 79-Jährige die weltgrößten Ölreserven und findet einen Platz in der Liste mit den mächtigsten Persönlichkeiten. Quelle: dpa
Er ist seit zwei Jahren der starke Mann in China und so mächtig wie nur wenige Politiker weltweit: Staatspräsident Xi Jinping. Er ist in Personalunion auch Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission. Xis Amtszeit hat eine neue Ära Chinas eingeleitet. Quelle: REUTERS
Auch die frühere US-Außenministerin steht auf der Liste der „Anführer“. Nun möchte Hillary Clinton 2016 Präsidentin werden. 2008 scheiterte sie in den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl an Barack Obama. Clinton ist die erste Politikerin aus den Reihen der Demokratischen Partei, die ihre Ambitionen auf das Weiße Haus öffentlich machte. Obwohl auch weiteren bekannten Demokraten Ambitionen auf die Präsidentschaft nachgesagt werden, liegt Clinton in allen innerparteilichen Umfragen deutlich in Führung. Politische Beobachter bescheinigen ihr daher, die besten Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei zu haben. Ende 2015 sagte Obama, Clinton würde eine großartige Präsidentin sein. Doch sie könnte Konkurrenz aus bekannten Kreisen bekommen... Quelle: AP
Wird er der dritte Bush im Weißen Haus? Alles spricht dafür, dass Jeb Bush wie sein Vater und sein Bruder vor ihm US-Präsident werden will. Im Dezember 2014 verkündete der frühere Gouverneur von Floria sein Interesse an einer Kandidatur. Bush gegen Clinton bei der US-Wahl 2016 – wenn es so weit kommt, treten zwei politischen Dynastien gegeneinander an. Quelle: AP
Benjamin Netanjahus konservative Likud-Partei war bei den Wahlen am 17. März mit 30 Abgeordneten erneut stärkste Fraktion in der Knesset mit insgesamt 120 Sitzen geworden. Nun ist das die vierte Amtszeit als Regierungschef für Israels Premierminister. Dafür wird er mit einer Platzierung in der Liste der einflussreichsten Politiker belohnt. Quelle: dpa
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